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Sonntag, 24. November 2013

Digitale Bildungsrevolution?

In der letzten Woche berichtete die Zeit in ihrer gedruckten Ausgabe vom neuen Berliner Startup Schulbuch-O-Mat, nachdem sie bereits Ende 2012 erstmals auf ihrer Internetseite dazu schrieb. Die beiden Gründer Hans Hellfried Wedenig und Heiko Przyhodnik wollen in Deutschland eine neue Schulbuchkultur etablieren, die es so bislang nur in anderen Ländern gab. Nach dem Vorbild von Crowdsourcing-Plattformen wie Wkipedia wollen mit Hilfe von Gleichgesinnten ein digitales Schulbuch für Biologie und dann auch weitere Schulbücher für andere Klassen angehen. Ihr erstes Werk, das Schulbuch Biologie 7./8. Klasse liegt jetzt zum Download vor. Bislang sind ja digitale Schulbücher weitgehend ein exklusiver Markt der etablierten Schulbuchverlage geblieben, die den Zugriff auf ihr Monopol den Scülern, Lehrern und Eltern nur gegen Einwurf kleiner Münze gestatteten. Kündigt sich jetzt eine digitale Revolution an, die mit der Götterdämmerung der gedruckten Lexika zu vergleichen ist und die etablierten Verlage hinwegspülen wird?

Wohl kaum, Wikipedia war in dieser Hinsicht sicher einzigartig, da hier eine einheitliche Plattform alle Energien der Crowd bündeln konnte. Der neue Berliner Ansatz könnte die Landschaft gleichwohl nachhaltig verändern. Leidensdruck dürfte insbesonder auf Seiten der Lehrer und Schüler schon da sein. Erstere suchen sich immer mehr digitale Unterrichtsinhalte weiterhin in mühsame Kleinarbeit der Eigenrecherche zusammen. Auch Plattformen wie der Bildungsserver Berlin-Brandenburg ändern das nicht wirklich. Und Schüler schleppen jeden Morgen gefühlte Tonnen an Schulbüchern in ihren Ranzen durch die Gegend, während sie nachmittags immer häufiger für ihre Privatlektüre auf Ebooks und Tablets zurückgreifen. Hans Hellfried Wedenig und Heiko Przyhodnik haben auch schon erste Aktivitäten in Richtung Kulturveränderung gestartet und zu Schulbuch-Hacking-Tagen aufgerufen, auf denen sie insbesondere Schüler anregen und anleiten wollen, neue Inhalte zum wachsenden digitalen Schulbuch selbst zu formulieren.

Interessant ist auch die Finanzierung des Schulbuchprojekts. Hinter dem Schulbuch steht kein Geschäftsmodell, der Zugang soll ja gerade frei sein. Dennoch müssen natürlich Kosten refinanziert werde. Die Gründer haben ihr Geld erfolgreich auf der Crwodfunding-Plattrom Startnext gesammelt, einer Plattform, die vor allem kulturelle Projekte, aber auch soziale Innovationen umfasst. Gerade für Projekte, die nach Mittmachern suchen, ist eine Finanzierung über Startnext oder vergleichbare Plattformen ein doppelter Gewinn, da sie Geld und ideelle Unterstützung einwerben.

In der eingangs genannten Printausgabe der Zeit, in der zuletzt der Artikel zu Schulbuch-O-Mat erschien, war auf der nächsten Seite übrigens auch ein Artikel zur digitalen Hochschule (MOOCs etc.) zu lesen. Auch hier sind noch Quasi-Monopolisten - die Universitäten - am Werke. Vielleicht sehen wir auch hier demnächst neue Bündnisse, vielleicht tun sich ja die Hochschuldozenten eines Faches universitätsübergreifend zusammen und bündeln ihr Wissen und ihren Input zu gemeinsamen Angeboten für Studenten.

Im September fand in Berlin übrigens die erste deutsche Open Educational Ressources -Konferenz statt, über die die Werkstadt bpb und der Wikimedi-Blog der Macher von Wikipedia berichtete und die zum Beispiel einen Vergleich der Schulsituation und Deutschland und Großbritannien oder auch Beiträge zur Finanzierung umfasste.

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