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Sonntag, 26. Januar 2014

OECD, Davos und die Innovation Policy Platform

Anknüpfend an meinen gestrigen Block greife ich einen Beitrag von Uwe Jean Heuser aus der Zeit auf, der ebenfalls das Thema Gründungsförderung anspricht, und zwar mit Blick auf die in Davos geäußerte These, dass die westlichen Industrieländer wachstumsmäßig immer weiter zurückfallen. Grund sei  unter andere die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung, die immer mehr Jobs quer über die ganze Wertschöpfungskette vernichte dieses Thema hatte ich ja bereits in einigen Blogbeitträgen, z.B. hier angesprochen). Um als Westen nicht vollständig zurückzufallen, müsste Deutschland jetzt massiv den Fachkräftemangel in den MINT-Fächern angehen und Gründer unterstützen. Aha...

Davos wurde übrigens begleitet von einer eigenen Blogreihe, in der auch zum ThemInnovation lesenswerte Beiträge erschienen, z.B. zu "Future of Manufacturíng" oder zur Frage, welch disruptive Wirkung die Digitale Revolution auf Unternehmen haben könnte. Der schönste Blogbeitrag zu Davos kam allerdings von der OECD, zum Thema Ungleichheit. Er ließ sich nicht nur über das Davoser Topthema aus, sondern verpackte dies auch herrlich in einen ironischen Überblick über die Rankings dieser Welt zu allen möglichen Themen.

Die OECD ist natürlich selbst ein wichtiger Player beim weltweiten Rankingspiel, mit vielen vielen Daten, Fakten und eigenen Indikatoren. Den Draufblick auf die vielen Informationen hat sie jetzt - zusammen mit der Weltbank - mit ihrer neuen Innovation Policy Platform erleichtert, die alles, was es zum Thema gibt, übersichtlich zusammenfassen und an einem Ort zugänglich machen möchte. Vielleicht bricht die OECD damit auch mittelfristig mit ihrer Politik, Informationen praktisch nur gegen Einwurf kleiner Münze zugänglich zu machen? Die Zielsetzung der neuen Plattform wird auch in zwei Blogbeiträgen (hier und hier) der beiden Trägerinstitutionen kurz erläutert. Noch ist die Plattform nicht komplett "gefüllt", das kommt aber in den nächsten Monaten...


Samstag, 25. Januar 2014

Crowdfunding, Deutschland und China

Als der vormalige Wirtschaftsminister Rösler sein Amt aufgeben musste, reagierte die deutsche Start-up Szene leicht beunruhigt. Rösler hatte sich das Thema Gründung in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit sehr zu eigen gemacht und den engen Kontakt mit Gründern gesucht.

Nun, nachdem der Koalitionsvertrag geschrieben und der neue Minister Gabriel ins Amt eingeführt ist, können Deutschlands Jungunternehmen einigermaßen aufatmen. Auch in Zukunft wird das BMWi die Gründung von Unternehmen in Deutschland unterstützen und dabei auch neue Maßnahmen entwickeln.

Ein interessanter Punkt des Koalitionsvertrag bezog sich auf Crowdfunding. Dazu heiß es:

"Auch neue Finanzierungsformen wie Crowdfunding („Schwarmfinanzierung“) brauchen einen verlässlichen Rechtsrahmen." und später "Wir wollen bewährte Instrumente der Gründer-unterstützung in Zusammenarbeit mit der KfW weiter entwickeln. Die Gewährung der Instrumente kann dabei an die Nutzung von Crowdfunding („Schwarmfinanzierung“) geknüpft werden."

Die Bundesregierung greift damit einen der heißen Trends des vergangenen Jahres auf, den die Plattform "Gründerszene" z.B. in ihrem aktuellen Jahresrückblick 2013 als eine der wichtigsten Veränderungen beschreibt. Bislang überwiegen klassische Finanzierungsformen zwar bei weitem die Finanzierung über Crowdfunding, der Trend ist aber weiter positiv und die öffentliche Wahrnehmung riesig. Wie das Trendbaormeter Junge IKT-Wirtschaft auf S. 22/23) zeigt, überstieg im vergangenen Jahr auch der Wunsch nach Crowdfinanzierung  die Nutzung durch Gründer erheblich, was für eine weiter wachsende Nutzung spricht.

Crowdfunding ist aber nicht nur in Deutschland ein Thema. Ein Artikel in Foreign Policy beschreibt mögliche Effekte eines wachsenden Crowdfunding Marktes in China. Der chinesische Kapitalmarkt ist ja bislang praktisch ausschließlich durch staatliche Banken geprägt, der Zugang für Gründer zu Geld schwierig. Da bietet Crowdfunding ganz neue Chancen. Die Wachstumschancen für Crowdfunding sind dabei riesig, das zeigen verschieden Artikel, unter anderem auch ein Bericht der Weltbank. Und gesellschaftlich schafft Crowdinvestment für die vielen Privatfinanzierer auch ganz neue Möglichkeiten der individuellen Einflussnahme. Mittelfristig, so die Autoren, wird das auch Konsequenzen auf die Einstellung zur politischen Teilhabe nach sich ziehen können. Die demokratisierende Wirkung der neuen IKT-Technologien könnte dann über den Umweg Crowd einmal mehr auch bis ins Reich der Mitte wirken.



Samstag, 18. Januar 2014

Chinas unbekannte Seite der Innovationen

Der Aufstieg Chinas zu einem global Player der Innovationspolitik hat in den letzten Jahren viele westliche Medien bewegt. Publikumswirksame Erfolge wie die Landung der Mondfähre Ende letzten Jahres, Erfolge bei internationalen Rankings wie der OECD-PISA-Studie, stetig wachsende Zahlen in den internationalen Patentstatistiken und nicht zuletzt innovative Produkte Made in China in westlichen Geschäften machen deutlich, dass Stück für Stück gleichzieht.

Ein Aspekt des chinesischen Innovationssystems bleibt bei diesen Betrachtungen meist im Dunkeln, die militärische Forschung. Ähnlich wie in den USA, wo militärische Forschung eine extrem wichtige Rolle für die Dynamik des nationalen Innovationssystems spielt (kein Silicon Valley ohne die Militärforschung der 50er Jahre), spielt auch in China militärisch orientierte (und entsprechend finanzierte) FuE eine wichtige Rolle. Zuletzt hat der erfolgreiche Start einen Hyperschall-Flugkörper getestet. Der China-Blog der Zeit nimmt diesen Test zum Anlass, ausführlicher über die Erfolge der chinesischen Militärforschung zu berichten.

Die USA hat auf die Stärke der chinesischen Militärforschung bereits reagiert und wird sie sich in einem neuen Programm (Technology Watch / Horizon Scanning) in Zukunft noch genauer anschauen. Das Programm klingt nach einem Artikel in The Capital ein bisschen wie Foresight im Dienste des Geheimdienstes.

Auch auf einem ganz anderen Gebiet scheinen sich China und die USA zunehmend anzunähern. Ein neuer Artikel von Foreign Policy befasst sich mit dem Erfolg der Fernsehserie "The Big Bang Theory" in China. Der Autorin zufolge spiegeln sich im Erfolg der Serie sowohl soziale Verwerfungen wie der Überschuss an Männern, steigende Lebenskosten in den Städten und die geringe soziale Mobilität in China, aber auch der Erfolg des Typus Nerd als sozial angesehener Charakter. Auch hier schlägt der Erfolg des Innovationssystems durch.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Google und das Internet of Things

Gestern und heute wurden deutsche Zeitschriften und Blogs durch den Kauf des Rauchmelder- und Thermostatherstellers Nest aufgeschreckt. Dieser "zweitgrößte Übernahmedeal" in Googles Geschichte war Anlass für einige Spekulationen über Googles Strategie hinter diesem Kauf. Neben der Befürchtung, dass die Datenkrake Google jetzt auch unsere Häuser ausspionieren möchte, wenn wir mal nicht mit unserem Tablett online sind (so z.B. die Süddeutsche), spekulieren andere Kommentatoren einfach arauf, dass Google hier einen sehr lukrativen Markt nicht schon wieder verschlafen möchte (so der Blog der FAZ) und dafür auch auf das hippe Design à la Apple setzt (so der FAZ-Artikel). Nest war übrigens schon vor einiger Zeit von Brand eins  portraitiert worden, die Kollegen von Brand eins hatten also mal wieder die beste Nase...

Interessant wird sein, ob mit der Google-Übernahme das Thema Smart Home, das bislang in Deutschland eher ein Mauerblümchendasein fristete (immer wieder für Morgen angekündigt, nie wirklich aus den Pantoffeln gekommen), endlich den Durchbruch schafft. Die letzten Versuche, z.B. mit Smart Metering Tatsachen zu schaffen - auch mit gesetzlicher Hilfe - haben bislang nicht gerade einen Boom ausgelöst und auch in der Medienberichterstattung zuletzt eher ernüchternde Berichte produziert. Vielleicht braucht es da doch etwas ansprechendere und einfach zu bedienende Gadgets, wie sie Nest bietet. In Deutschland haben sich bereits viele Unternehmen zu Plattformen für eine abgestimmte Hausvernetzung zusammengetan, z.B. bei der Plattform Connected Living. Deutschlands Unternehmen sollten den Schwung nutzen, der jetzt möglicherweise mit Googles Kauf ausgelöst wurde. Dann könnte ebenso wie für Industrie 4.0 Deutschland einen Zukunftsmarkt der Vernetzung im Internet der Dinge besetzten. Im neuen Koalitionsvertrag kommt das smarte home bislang nur im Zusammenhang mit Telemedizin und Unterstützung für Ältere und Menschen mit körperlichen Einschränkungen (sogenannte ambient assisted living Lösungen). Da sind schick designte Heizknöpfe doch mal ein anderer Ansatz, auch wenn sie direkt mit Googles Datencentern vernbunden sind.

P.S.: Die Diskussion im deutschen Blätter- und Blogwald geht weiter: "neuerdings" sieht beim der Heimvernetzung eine verfrühte Goldgräberstimmung, verweist auf den wenig einsichtigen Nutzen vieler potenzieller Anwendungsfelder und auf Unterschiede zwischen den USA und Europa. Und der Spiegel schriebt von Kühlschränken, die in Zeiten des Internet der Dinge Spammails verschicken.

PPS. ... und hier ein noch neuerer Artikel von Hyperland, der sich vor allem alternativen Anbietern der Heimvernetzung widmet und zeigt, dass das nicht nur die Amerikanischen Platzhirsche können.

PPPS. auf keinen Fall unterschlagen wollte ich nun auch den Beitrag von Neuerdings, der auf ein open source NEST Thermostat verweist, das findige Ingenieure in den USA an einem Tag entwickelt und ins netz gestellt haben. Wenn das kein gutes Beispiel für rasanten Innovationsspillover ist...

PPPPS: ... und Gründerszene schließlich sieht im Feld smart home ein enormes Potenzial für Gründer, da die etablierten doch nur alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen würden...

Freitag, 3. Januar 2014

Innovation 2014

Nachdem ich Mitte Dezember selbst einen ersten Ausblick für 2014 gewagt hatte, sind eine Reihe weiterer Ausblicke für 2014 erschienen, zumeist in englischsprachigen Journalen, weniger in der deutschen Presse. Die deutsche Ausgabe von Technology Review schreibt in seiner Januar-Ausgabe unter anderem über steckerloses Aufladen von Smartphones und 3D-Scannen mit diesen, über gentechnisch veränderte Lachs und über schottische Gezeitenkraftwerke. Mehr deutsche Beispiele lassen sich auch nach längerer Internetrecherche nicht finden.

Deutlich aktiver sind da die englischsprachigen Magazine und Onlinemedien. Mashable z.B. erwartet den Durchbruch bei Smart Home Technologien, mehr Schutz der Privatsphäre bei Online-Medien, gleichzeitig aber mehr Werbung allüberall, eine echte Cloud-Offensive, weitere Anwendungen für Flugdronen und neue Durchbrüche der Nanotechnologie. Juniper sieht 2014 smartere Städte, den entscheidenden Durchbruch für wearable devices wie Google Glass, mehr virtuelles Geld und Bezahlung per Smartphone, Tablets in Schulen, schnelleres Internet mit LTE, viel mehr Kontextsensitivität aller unserer Geräte, die jetzt noch besser wissen, wo wir und sie sind und was wir warum tun, ganz neue Spielekonsolen, die Cloud zuhause und zu guter Letzt (wie viele anderen Trendartikel) den Durchbruch bei 3D-Printern. ABS schließt sich vielem an und ergänzt um neue Gesundheits- und Fitness-Monitoring Geräte und Anwendungen. In Siliconrepublic wird noch der Siegeszug der Roboter ergänzt.

Man könnte diese Liste an Vorausschauen noch eine ganze Weile ergänzen, die Lust am Blick in die Kristallkugel scheint andernorts unbegrenzt zu sein (z.B. hier und hier).

Die meisten Artikel gleichen sich, beziehen sich auf Meldungen zu neuen Technologien der letzten Monate. Etwas differenzierter und mit Blick auf die sozialen Konsequenzen ist da nur der bereits zitierte Ausblick von Nesta. Und Nesta bewertet auch seine Vorhersagen vom letzten Jahr. Wo lag man richtig, wo hat man sich geirrt. Das könnten wir bei den vielen Vorhersagen zum kommenden Jahr in 12 Monaten doch auch mal wiederholen...