Gestern und heute wurden deutsche Zeitschriften und Blogs durch den Kauf des Rauchmelder- und Thermostatherstellers Nest aufgeschreckt. Dieser "zweitgrößte Übernahmedeal" in Googles Geschichte war Anlass für einige Spekulationen über Googles Strategie hinter diesem Kauf. Neben der Befürchtung, dass die Datenkrake Google jetzt auch unsere Häuser ausspionieren möchte, wenn wir mal nicht mit unserem Tablett online sind (so z.B. die Süddeutsche), spekulieren andere Kommentatoren einfach arauf, dass Google hier einen sehr lukrativen Markt nicht schon wieder verschlafen möchte (so der Blog der FAZ) und dafür auch auf das hippe Design à la Apple setzt (so der FAZ-Artikel). Nest war übrigens schon vor einiger Zeit von Brand eins portraitiert worden, die Kollegen von Brand eins hatten also mal wieder die beste Nase...
Interessant wird sein, ob mit der Google-Übernahme das Thema Smart Home, das bislang in Deutschland eher ein Mauerblümchendasein fristete (immer wieder für Morgen angekündigt, nie wirklich aus den Pantoffeln gekommen), endlich den Durchbruch schafft. Die letzten Versuche, z.B. mit Smart Metering Tatsachen zu schaffen - auch mit gesetzlicher Hilfe - haben bislang nicht gerade einen Boom ausgelöst und auch in der Medienberichterstattung zuletzt eher ernüchternde Berichte produziert. Vielleicht braucht es da doch etwas ansprechendere und einfach zu bedienende Gadgets, wie sie Nest bietet. In Deutschland haben sich bereits viele Unternehmen zu Plattformen für eine abgestimmte Hausvernetzung zusammengetan, z.B. bei der Plattform Connected Living. Deutschlands Unternehmen sollten den Schwung nutzen, der jetzt möglicherweise mit Googles Kauf ausgelöst wurde. Dann könnte ebenso wie für Industrie 4.0 Deutschland einen Zukunftsmarkt der Vernetzung im Internet der Dinge besetzten. Im neuen Koalitionsvertrag kommt das smarte home bislang nur im Zusammenhang mit Telemedizin und Unterstützung für Ältere und Menschen mit körperlichen Einschränkungen (sogenannte ambient assisted living Lösungen). Da sind schick designte Heizknöpfe doch mal ein anderer Ansatz, auch wenn sie direkt mit Googles Datencentern vernbunden sind.
P.S.: Die Diskussion im deutschen Blätter- und Blogwald geht weiter: "neuerdings" sieht beim der Heimvernetzung eine verfrühte Goldgräberstimmung, verweist auf den wenig einsichtigen Nutzen vieler potenzieller Anwendungsfelder und auf Unterschiede zwischen den USA und Europa. Und der Spiegel schriebt von Kühlschränken, die in Zeiten des Internet der Dinge Spammails verschicken.
PPS. ... und hier ein noch neuerer Artikel von Hyperland, der sich vor allem alternativen Anbietern der Heimvernetzung widmet und zeigt, dass das nicht nur die Amerikanischen Platzhirsche können.
PPPS. auf keinen Fall unterschlagen wollte ich nun auch den Beitrag von Neuerdings, der auf ein open source NEST Thermostat verweist, das findige Ingenieure in den USA an einem Tag entwickelt und ins netz gestellt haben. Wenn das kein gutes Beispiel für rasanten Innovationsspillover ist...
PPPPS: ... und Gründerszene schließlich sieht im Feld smart home ein enormes Potenzial für Gründer, da die etablierten doch nur alten Wein in neuen Schläuchen verkaufen würden...
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