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Montag, 29. Dezember 2014
International offen
Die Anzahl der Feuilleton-Artikel zu PEGIDA wächst geradezu exponentiell, darum will ich mich hier lieber auf das Nebengleis der Innovationspolitik bewegen und noch ein paar Linktips weitergeben. Bruegel Blog schreibt zu den Auswirkungen der Eurokrise auf einen schleichenden Brain Drain. Interessant ist vorallem die Graphik zur Korrelation zwischen FuE-Ausgaben und "high educated immigration" bzw. emigration rate. Leider sind die Zahlen von 2010, damit scheinen mir auch die Daten für Deutschland etwas alt, weil hier gerade in jüngster Zeit eine ziemliche Dyynamik entstanden ist. Dieses Problem mit etwas alten Daten stellt sich auch für den nachfolgenden Tip auf einen Blogbeitrag desselben Autors (Alessio Terzi), diesmal im Blog des World Economic Forum. Schön ist die die Darstellung, in wieweit sich zuziehende und wegziehende Wissenschafttlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Qualität und Quantität die Waage halten. Besonders gut gefällt mir der Satz:
"Conditional on this, a country should also prefer a larger rather than smaller bubble, representing a sizeable flow of scientists and indicating a full exploitation of synergies gained from international cooperation."
Auch hier sind die Daten wieder relativ alt (1996 bis 2011), so dass Deutschland eher als unattraktives Auswanderungsland darsteht.Das war übrigens auch der Tenor im Schwerpunktthema "Forschermobilität" der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), die hier große Defizite sahen und auch genau den Zeitraum 1996 - 2011 betrachteten. Das BMBF hat auf das EFI-Gutachten mit einer Replik reagiert und voor allem auf die schwache und veraltete Datenlage hingewiesen.
Bleibt unterm Strich, dass Deutschland attraktiver wird - wenn die Deppen von PEGIDA die mühevoll aufgebaute Reputation im Ausland nicht wieder ebenso schnell wieder mit ihrem dicken Hintern einreißen, wie sie gerade erst aufgebaut wurde.
Autos und Roboter
Sonntag, 28. Dezember 2014
Schöne Daten
Auch Flowing Data, der Blog zu Daten und Datenvisualisierung, hat die schönsten Datengraphiken 2014 gewählt. Eine Vorzeigebeispiel beschäftigt sich mit den Berufen, die während der Krise 2014 gewonnen oder verloren haben (siehe z.B. auch meinen Blogbeitrag hier).
Wirklich schöne Grpahiken gibt es ja in Deutschland eher selten, eine echte Ausnahm ist zum Beispiel die Seite zum Bundeshaushalt. Mein Wunsch für 2015: Macht mehr schöne Graphiken in Deutschland!
Dienstag, 23. Dezember 2014
Voraussagen
Ja, der Jahreswechsel schleicht sich an, die Zeit der Voraussagen rückt an, das neue Jahr 2015 - oder gleich die Zukunft -will geweissagt werden. Dieses Gefühl beschleicht mich, wenn ich die wachsende Zahl der Artikel sehe, die sich mit Voraussagen beschäftigen.
Mc Kinsey sorgt sich um dieZukunft Chinas im nächsten Jahr. Chinesische Arbeitnehmer werde merken, dass auch ihre Jobs ziemlich gut durch Maschinen zu ersetzen sind, zumal die Automatisierung noch ein gutes Stück vom Automatisierungsgrad Europas oder den USA entfernt ist. Da wird auch der ccchinesische Staat versuchen, mit entsrechenden Maßnahmen neue Jobs zu schaffen, um soziale Verwerfungen und entsprechende Unruhen vorzubeugen. Die anhaltende Luftverschmutzung wird mehr Geld in eine immer stärkere chinesische Erneuerbare-Energien-Industrie lenken. Außerdem wird China seine Stellung als Anbieter von Hchgeschwindigkeitszügen ausbauen.
Natürlich ist der Jahreswechsel auch die Hochzeit der Jahresrückblicke. Zum Beispiel dieser Rückblick über die Treffsicherheit der Konjunkturprognosen der vergangenen Jahre. Es hängt wohl viel von einzelnen Personan ab,zum Beispiel lag die Bank of America ganz gut, solange ihr Europa-Chefökonom Holger Schmiedling für die Prognosen verantwortlich war.Die Bundesregierung ist mit ihren Prognosen nur mittelmäßig gewesen, am schlechtesten schnitten Internationaler Währungsfonds und EU-Kommission ab.
Da fragt man sich schon, was aus schlechten Voraussagen zu lernen ist. NESTA schreibt passender Weise über die Prognosefähigkeit zu politischen Ereignissen. Ausgangspunkt des Artikels ist ein amerikanisches Forschungsprojekt zu "good jugement". Jeremy Kingsley von NESTA diskutiert dann die Prognosekraft von sogenannten Prognosemärkten, also Tools, die viele Menschen über ein mögliches Ereignis abstimmen lassen (bekannt in Deutschland sind die Wahlprognosen z.B.von Wahlstreet). Er kommt zu dem Schluss, dass Prognosen "aus dem Labor" heute noch meist bessere Ergebnisse liefern, die Prognsemärkte aber eine große Zukunft haben.
Eher aus dem Labor kommen dann NESTAS eigene Prognosen für 2015: Neue Parteien in vielen europäischen Ländern, die ganz anders arbeiten als die traditionellen Parteien, erste größere Pleiten fürCrowdfunding-Projekte oder auch Werbeplakate it personalisiertem Content à la Minority Report. eine guteTradition von NESTA ist übrigens auch, sich die eigenen Voraussagen des letzten Jahres nch einmal kritisch anzuschauen.
Ach ja, Vorausschau und Minority Report, da fehlt natürlich noch der Hinweis auf die Vorhersage von Verbrechen und die vorausschauende polizeiliche Verhinderung (predictive policing), diesmal mit einem Artikel zur Niedersächsischen Polizei. Meine Voraussage für 2015: noch mehr Aufregung über solche Prognosen ...
PS. Und von wegen Rückschau, hier der TED Rückblick 2014
Sonntag, 21. Dezember 2014
Regierungen Innovativ
Ein Artikel des Schumpeter-Blogs des Economistberichtet davon, dass es durchaus staatliche Stellen gibt, die sich innovativen Ansätzen verschrieben haben. Und die das Risiko kennen, die etabliertren Verwaltungsstrukturen innewohnen. Letztlich haben sie ja das selbe Probllem wi große Unternehmen, die ebenfalls eher träge, behäbig und konservativ sind und die Offenheit und Flexibilität von kleinen und jungen Firmen durch neue Einheiten simulieren müssen. Genause gehen die Beispielverwaltungen des Economist vor - sie schaffen s etwas wie Labore, unabhängige kleine Einheiten, manchaml sogar direkt beraten von Unternehmen oder Unternehmern, die wissen, wie man so ws macht. Diese Innovationslabore der Verwaltung setzen auf Co-Creation, also gemeinsames Entwickeln neuer Dienstleistungen und Prdukte zusammen mit ihren Kunden (den Bürgern), auf open innovation und auf die sharing economy. Die Labore investieren in junge Unternehmen mit kreativen Ideen und Lösungen. Natürlich sind das alle kleine, geschütze Freiräume des Experimentierens, mit vergleichsweise kleinen Budgets und einer beschränkten Hebelwirkung. Der Economist meint jedoch, dass hier die Keimstätten für eine neue Verwaltungskultur, vor allem auf lokaler Verwaltungsebene, liegen. Er verweist vor allem auf die Aktivitäten und Berichte von NESTA.
Auf der Website von NESAT findet sich z.B. ein Bericht von NESTA zu 20 sogenannter i-Teams (also Innovationseinheiten) und eine eigene Internetseite zu diesem Projekt. Der Bericht macht 4 Typen der Innovationslabore aus: Sie konzentrieren sich auch 1) die Lösung spezifisher Probleme, sie wollen 2) Bürger und Wirtschaft besser einbinden, sie 3) sollen Verwaltungsabläufe, Kompetenzen der Verwaltung und Kultur verändern oder sie haben 4) sehr breite Zielsetzungen (als Beispiel genannt: Mordraten senken, Wirtschaftswachstum ankurbeln etc.). Eine NESTA-Studie widemt sich übergreifend der Frage, wie öffentliche Institutionen innovaiver werden können.
Aber NESTA ist nicht die einzige Institution, die sich mit innovativer öffentlicher Verwaltung auseinandersetzt. Die OECD hat gerade erst eine Konferenz zm Thema organisiert, eine Website eingerichtet und ein Observatory zum Thema freigeschaltet (das Länderprofil Deutschland beschränkt sich weitgehend auf e-government), dass auf dem OECD-Blog OECDInsights vorgestellt wurde.
Ich möchte mich heute aber nicht weiter mit dem Aspekt der Digitalisierung beschäftigen, zumal auch e-gvernment in Deutschland eher kein Top-Beispiel für innovatives staliches Handeln ist. Als ein Beispiel im zitierten NESTA-Report wurde allerdings das Behavioural Insights Team aus London genannt, dass schon für einen nachhaltigen Eindruck in Deutschland gesorgt hat. Es hat als Vorbild für das deutsche Kanzleramt gedient, um auch hierzulande verhaltensökonomische Ansätze für ein besseres Regieren auszuprobieren. Zuletzt wurde dazu auch auf einer Veranstaltung des Bundesjustizministeriums diskutiert, wie das Verfassungsblog berichtet (um sich dann der Frage nach der Ethik des Nuging zuzuwenden).
Nugingscheint ein richtiges Modeknzept geworden zu sein, wofür nicht nur das Interesse des Kanzleramts spricht, sonder z.B. auch, dass Nuging eine große Rolle im neuen Weltentwicklungsbericht 2015 spielt. Der Blog des World Economic Forum ist enthusiastisch bis begeistert. Kritisch setzt sich der Oxfam-Blog von Duncan Green damit auseinander, der ebenfalls einen übermäßigen Paternalismus fürchtet oder zumindest keine kritische Auseinandersetzung im Weltentwicklungsbericht.
Auch ja, NESTA hat sich auch mit der Frage der richtigen Motivation der staatlichen Verwaltung beschäftigt, um eine Kultur der Innovation zu fördern. Da schließt sich dan derKreis vn Nudging zu innovativen Verwaltungen, wenn diese Prinzipien auf die innovationsorientierten Prozese selbst angewendet werden.
Zu guter Letzt der Hinweis auf einen eher kritischen Artikel zu Innovationen als Allheilmittel. Vielleicht sollte esdie Verwaltung also nicht übertreiben?
P.S. Nuging im Entwicklungskontext zieht eiter seine Kreise, hier ein ergänzender Artikel auf SciDevNet, in dem ein ganz konkretes Beispiel aus Kenia ausgeführt wird.
Freitag, 19. Dezember 2014
Innovatives Ländle
Nicht dass ich das nicht erwartet hätte vom Musterländle. Aber kurios ist es schon, dass vergleichbare Metropolregionen wie London deutlich schlechter abschneiden (London Platz 34), siehe auch diese Karte). Mein erster Verdacht: hier werden Indikatoren genutzt, die dem Standort BW entgegenkommen. Der Statistik-Anhang zeigt: gewertet werden FuE-Ausgaben, FuE-Personal, Erwerbstätige in innovativen Branchen und Patentanmeldungen. Damit ist dieser Indikator deutlich weniger komplex als z.B. die Indikatorensysteme anderer Innovationsstudien.
Auch in diesen schneidet BW gut ab. Eine Regionalauswertung nach Bundesländern stellte z.B. der letztjährige Innovationsindikator 2013 von BDI und Deutsche Telekom Stiftung vor. Die deutschen Bundesländer wurden hier untereinander, aber nicht mit anderen europäischen Regionen verglichen. BW lag innerhalb Deutschlands auch auf Platz 1. Und schließlich hat auch die EU ihr Regional Innovation Scoreboard 2014. Auch hier ist BW in der Grüppe der Innovationsführer (Innovation Leaders), ebenso wie Paris übrigens, aber auch hier ohne London (aber mit dem Londoner Umland). Hier gibt es allerdings keine Indexwerte für einzelne Regionen, sondern nur die Eingruppierung in vier Gruppen, oder aber die Detailwerte der Subindikatoren.
Im zum Ländle zurückzukommen. Baden-Württemberg ist stark - aber auch hier gibt es Wolken am Horizont, wie z.B. diese Studie von Fraunhofer ISI zur Metropolregion Stuttgart im Frühjahr aufzeigte. In der Pressemeldung der IHK Stuttgart hieß es entsprechend:
Im Vergleich zu den übrigen Metropolregionen laufen KMU der Metropolregion Stuttgart Gefahr, den Anschluss in Zukunfts- oder Hightech-Feldern wie neue Materialien, Optik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und Medizintechnik zu verlieren. Auch beim Einsatz neuer Verarbeitungstechnologien, wie beispielsweise für Leichtbau- oder Verbundwerkstoffe, liegen die KMU zurück.
Fazit: Der Innovationsindex des statistischen Landesamtes scheint auf einer übergreifenden Ebene die Stärke Baden-Württembergs schon richtig wiederzugeben. Im Detail heißt das aber nicht, dass innovationsmäßig alles im Lot ist im Südwesten. Zumindest nicht, was die Zukunft angeht.
Sonntag, 14. Dezember 2014
Standort D
Aber nun ist Schluss mit Lustig. Großbritannien möchte multinationale Konzerne jetzt ertragreicher besteuern und so die klammen Kassen füllen, von einer Lex Google ist sogar die Rede. Ds passt auch gut in eine Stimmung, in der das Eu-Parlament gerade die Zerschlagung Googles diskutiert. Aber der Voschlag von Osborne scheint entgegen seiner markigen Worte eher geringe Summen zu betreffen, so vermutet zumindest der Guardian und zitiert auch einen Experten, der nationale Allleingänge als wenig hilfreich einschätzt und auf einen Wandel des interationalen Steuerregimes setzt.
Für internatonale Diskussionen und Regime ist die Patentbox ein gutes Beispiel, die gerade auf OECD- und EU-Ebene diskutiert wird. Patentboxen sind Steuerregelungen für Unternehmen, um Investitionen in Forschung und Entwicklung steuerlich abschreiben zu können. Einige Länder haben hier sehr vorteilhafte Regelungen für große Konzerne geschaffen, andere wie Deutschland haben sich in den letzten Jahren zurückgehalten. Dies hat den Wettbewerb verschäft und Unmut in Deutschland hervorgerufen (z.B. bei der Expertenkommission Forschung und Innovation, aber auch im Finanzministerium). Im Sptember machten dann Meldungen die Runde, dass auch Schäuble die Einführung von Patentboxen plane, um in diesem Stuerwettbewerb um Forschungsstandorte wettbewerbsfähig zu bleiben. Vielleicht war dies ja auch ein Versuch des Finanzinisters, dem latenten Druck um Einführung einer steuerlichen FuE-Förderung zumindest in Teilbereichen nachzugeben.
Im November schließlich einigten sich Deutschand und Großbritannien auf ein gemeinsames Vorgehen bei den internationalen Verhandlungen auf G20 und OECD-Ebene. Es ging dabei nicht mehr um einen völligen Verzicht für Patentboxen, sondern um ein abgestimmtes und abgemildertes Vorgehen, um den Wettbewerb nicht allein zugunsten der Multis ausufern zu lassen. Mittlerweile hat die EU entschieden, wie ein neues Regime aussehen wird, ein Kompromiss auf der Grundlage eben dieser Übereinkunft von Deutschland und Großbritannien. Für Deutschland wird also der Druck etwas gemildert, und vielleicht kommt ja auch hier die deutsche Patentbox.
Im Moment ist Deutschland als Forschungsstandort übrigens noch sehr attraktiv. Die entsprechende EFI-Studie vom vergangenen Jahr kam zu dem Schluss, dass: "es keine „Verlagerung“ von FuE deutscher Unternehmen ins Ausland gab. Eher dürfte der deutsche FuE-Standort von der Internationalsisierung der FuE multinationaler Unternehmen profitiert haben."
Digital
Sonntag, 7. Dezember 2014
Einwanderung, Nationalgefühl und Diversity
Gerade hat die OECD eine neue Studie zur Einwanderung (OECD Migration Outlook 2014) vorgestellt. Demnach ist Deutschland jetzt (in absoluten Zahlen) Vizeweltmeister
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie erklärt ganz schön Thomas Liebig, einer der Autoren, in einem Interview des Deutschlandfunk. Im vergangenen Jahr erst hatte die OECD sich die deutschen Zuwanderungsregeln genauer angeschaut und ein ziemlich positives Resumée gezogen, aber auch eine ganze Reihe von Handlungsempfehlungen formuliert (z.B. Ausdehnung der Einwanderungsgenehmigungen auf Personen mit mittleren Bildungsabschlüssen, Öffnung für die berufliche Migration aus Nicht EU-Ländern).
Das sind die Fakten, aber waum ist das so, und wie gehen die Deutschen damit um? Die Attraktivität Deutschlands, gerade in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen, dürften mit der stabilen wirtschaftlichen Lage sicher schon weitgehend erklärt sein, ähnlich geht es übrigens den beiden oben genannten Ländern Großbritannien und Schweiz.
Auch die Einstellung der Deutschen zu Einwanderung hat sch fundaental geändet, und dies macht das Land vielleicht auch attraktiver Eine Studie zeigt im Vergleich zu Großbritanien, wie drastisch sich die deutsche Bevölkerung geöffnet hat. Sie glaubt, dass ihre Regierung eine gute Arbeit in der Innovationspolitik gemacht hat und dass Einwanderung gut für die Wirtschaft ist.
Und schließlich hat sich das Bild der Deutschen von sich selbst verändert. Die Studie "Deutschland postmigrantisch" -ebenfalls dieserTage vom BIM vorgestellt, macht deutlich, dass sich die Deutschen nicht mhr vorrangig über Abstamung von deutschen Eltern, sondern eher über Kenntnisse der deutschen Sprache (das kann man lernen) und deutsche Staatsbürgerschaft (die kann man in Deutschland mittlerweile sogar auch beantragen) definieren. Eine moderne, offene Nation also? Gerade Muslimen gegenüber sind viele Deutsche dann doch nicht so offen. Insgesamt aber ist das Ergebnis der Studie eher ermutigend, und so wurde sie auch von den Medien aufgegrffen.
Die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland durch die Politik hat ziemich lange gedauert. Nun scheint auch die Gesellschaft dieses neue Verständnis verinnerlicht zu haben. Für uns alle ist das eine gute Nachricht, angesichts einer alternden Bevölkerung ist ein bisschen mehr Zustrom von außen ganz gut zu gebrauchen. Auch für den Innovationsstandort Deutschland wird sich das positiv auswirken. Wie eine gerade erschienene Studie am Beispiel Großbritaniens zeigt, fördert kulutrelle Diversität und Einwanderung Unternehmertum und Startup-Kultur, allerdings mit bestimmten Einschränkungen. Es sind eher die frisch Zugewanderten, die den Unternehmergeist mitbringen. Und die Qualifikationen der Zugewanderten haben natürlich auch einen Einfluss. In diesem Sinne ist die augenblicklicheSituation Deutschlands also ganz schön vielversprechend. Obwohl man die eingangs zitierten OECD-Zahlen nicht überbewerten darf. In Prozent der Bevölkerung ist dieZuwanderung nach Deutschland sogar unter dem OECD-Durchschnitt, und die Schweizer sind auf Platz 1....
Und zu guter Letzt noch ein Blick auf die Meinung deutscher Startups darüber, in wieweit ein steigender internationaler Zuzug die Gründungssituation in Deutschland verändert hat oder verändern wird. Im Rahmen des Trendbarometers junge IKT, das ich zusammen mit Kollegen jährlich erstelle und das auf eine Befragung junger IKT-Unternehmen beruht, haben wir uns auch das Thema Zuwanderung und ausländische Fachkräfte angeschaut. Demnach scheinen Gründer aus dem Ausland in Deutschland noch keine wirklich große Rolle zu spielen, internationale Fachkräfte hingegen werden schon jetzt von vielen Gründern in Deutschland gesucht.
P.S. Die Diskussion um Zuwanderung reißt auch angesichts von PEGIDA und CSU-Vorschlägen zum privaten Sprachgebrauch in Deutschland nicht ab. Das Thema Sprachgebrauch daheim wird aus linguistisches Sicht hier sehr schön vom Sprachlog aufgearbeitet. Da scheint die CSU ja ziemlich schief gewickelt zu sein. Das BMWi wiederum bringt aktuell ein Positivbeispiel mit seinem Unternehmenspreis "Mit Vielfalt zumErfolg" für Willkommenskultur in KMU, für den es aktuell wieder um Teilnehmer wirbt.
Samstag, 6. Dezember 2014
Zukunft der Finanzwelt und Zukunft der Arbeit
Tatsächlich ist die Zahl der Bankfilialen in den letzten Jahren massiv zurückgegangen, und parallel dazu auch der Bankangestelten. Die These von Brynjolffson und McAfee vom Rennen gegen die Maschinen (den treuen Lesern meines Bogs bestes bekannt) scheint sich hier also bestens zu bewahrheiten. Doch scheint die Bankbranche nun das Rennen noch nicht verloren geben zu wollen. Wenn die Digitalisierung unser geschäftsmodell umkrepelt und unsere Arbeit auffrist, müssen wir halt besser und innovativer werden. If you can't beat them, join them!
Eine Studie der deutschen Bankzum Thema Fintech (also Finanzwirtschaft und Technologie) fasst die dramatischen Änderungen der Rahmenbedingungen (von der Share Economy über den digitalen Strukturwandel, zusammen. Musikindustrie und Verlagsbranche werden als abschrekende Beispiele genannt, die eine Mahnung für die Finanzbranche darstellen sollten. Die Studie wirbt schließlich für verstärkte Innovationen im Banksektor. Damit sind dann auch nicht die "innovativen" Finanzprodukte gemeint, die mit ein Auslöser für die weltweite Finanzkrise waren, sondern IT-Sicherheit, moderen Datenanalysemethoden oder Finanzdienste auf der Basis von Algorithmen (AlgoBanking). Schon jetzt ist die digitale Umwältzung der Finanzbranche an allen Ecken und Enden zu beobachten: Crowdfunding, mobile Zahlungsdienste oder Big Data im Finanzbereich sind bereits da und verändern das Geschäft der traditionellen Banken.
Die Studie eschien im September und fußte wohl auch uf internen Strategieprozessen der Deutschen Bank. Diese plant jetzt nämlich Bank zusammen mit Microsoft, IBM und HCL ein Innovationszentrum in Berlin, London und Palo Alto, um im Bereich Fintech "vorne mitzuspielen", wie die VDI-Nachrichten zitieren.
Die Finanzwelt hat dann ja wohl den Ruf der Zeit gehört und beeilt sich, nichts zu verpassen. Ob das für ihre Angestellten dann auch gilt, ob ihre Jobs gerettet oder zumindest in die neuen Forschungsabteilungen der Banken verlagert werden, steht nicht in der Studie und ist auch eher zu bezweifeln. Aber wir wollen Optimisten bleiben, wahrscheinlich kennen wir die tollen neuen berufe einfach noch nicht, die uns in Zukunft das nötige Klingeld für die Brtchen verdienen lassen. Die NZZ hat in einem Artikel mit dem schönen Titel "Für diese Berufe sind Sie zu alt" gerade eine Präsentation verlinkt, die die schönsten Berufe der Zukunft präsentiert, die heute noch gar nicht existieren. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Corporate Disorganizer, der Unruhe und Startup-Kultur in behäbige Unternehmen bringt? Oder der Alternative Currency Speculator? Wo wir dann wieder bei der Bankbranche wären...