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Samstag, 24. Januar 2015

Evidenzbasierte Politik

2015 ist zum internationalen Jahr der Evaluation ausgerufen worden. Die Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) widmet ihre Jahrestagung dem Motto: Evaluation und Wissensgesellschaft und plant eine ganze Reihe anderer Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung.

Aber Evaluation ist nicht das einzige Instrument, um eine evidenzbasierte Politik zu befördern. Gestolpert bin ich die letzten Tage über Berichte, die zwar schon einige Zeit zurückliegen, aber einen interessanten neuen Ansatz aus Großbritannien beschreiben. Dort wurden neue Einrichtungen für eine evidenzbasierte Politik im Bereichen wie der Sozialpolitik, der Kriminalitätsbekämpfung oder der Gesundheitspolitik gegründet. In Deutschland würde man wohl sagen, das sind eine Art Ressortforschungseinrichtungen, allerdings in diesem Fall sehr resortübergreifen und interdisziplinär angelegt. Wer die Diskussion in UK weiterverfolgen verfolgen möchte, dem seien die nachfolgendem Links (hier und hier) empfohlen.

Insgesamt ist der Stellenwert gesicherte Erkenntnis als Basis für politische Handeln in Großbritannien schon seit vielen Jahren fest verankert. Die Verwaltung zum Beispiel richtete sich an den Prinzipien des New Public Management aus und definierte Kennziffern, um die Effektivität ihres Handelns zu messen und auch daran durchaus Budgetentscheidung zu knüpfen (in eine ähnliche Richtung ist übrigens auch Österreich seit kurzem gegangen, siehe eine erste Evaluation dazu hier). Kennziffern-orientiertes Handeln kann aber, wie wir aus Unternehmen wissen, recht seltsame Blüten treiben. Darum, und auch aus demokratietheoretischen Gründen ist dieser Ansatz in der öffentlichen Verwaltung auch nicht unumstritten.

Evidenzbasierte Politik muss nicht zwingend Kennziffern-basiert sein. Es geht ja eigentlich darum, dass wissenschaftliche Erkenntnis darüber, was wirklich wirkt, zu einer besseren Politikgestaltung beiträgt. In diesem Sinne noch ein letzter Gedankenschlenker:

In Berlin fand im Januar eine Konferenz zum Thema Nudging (also "Anstupsen", das sanfte Drängen des Staates zur"richtigen" Entscheidung seiner Bürger durch Erkenntnisse der Psychologie) statt - mit vielen, vielen Artikeln, die ich noch gar nicht alle lesen konnte, die mir ber sehr spanned zu sein scheinen. Nudging ist ja auch eine Art evidenzbasierte Politik, hier basierend auf den Erkenntnissen der Verhaltensökonomie. Ich hatte ja schon einmal darüber geschrieben, dass auch das deutsche Kanzleramt diesen Ansatz (der übrigens wieder aus Großbritannien importiert wurden) ganz interessant fand.

Mir fehlt hier noch die Verknüpfung solcher verhaltensökonomischer Ansätze mit den Möglichkeiten neuer Technologien, um das Verhalten und die Emotionen von Menschen besser einschätzen zu können (was da geht, zeigt zum Beispiel dieser Radiobeitrag des Deutschlandfunk zum Thema Sprachtechnologie), und natürlich auch, um Menschen besser zu steuern, damit sie das tun was sie tun sollten (wenn sie vernünftig wären).

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