Digitale Technologien und Schönheit stehen ja in einem recht ambivalenten Verhältnis zueinander. Schaut man auf die Cover von Zeitschriften, so schauen einen lauter mit Digitaltechnik künstlich schöner gemachte Menschen an. Keine Fältchen, die Proportionen etwas zurecht gerückt, Photoshop oder ähnliche Programme machen praktisch alles möglich.
Gestern nun schaffte es eine neue Software in zahlreiche Online-Ausgaben (z.B. hier und hier), die nicht Schönheit produziert, sondern Schönheit erkennt. Ein Projekt der ETH Zürich, in Zusammenarbeit mit einer Partnerbörse. Der Algorithmus erkennt nicht nur, ob ein Gesicht schön ist, sondern kann auch Geschlecht und Alter einschätzen. So zumindest die Hoffnung seiner Schöpfer. Ich habe es ausprobiert, zwischen 32 und 42 hat mich der Algorithmus geschätzt. Ja, männlich bin ich, und auch zwischen 20 und 60. Aber die Einschätzung meiner Schönheit, da war ich doch anderer Meinung. Aber es ist ja noch ein Forschungsprojekt, und es gibt noch andere Computer basierte Schönheitswettbewerbe ...
Eine andere Software, über die ich gerade gestolpert bin, erkennt angeblich, ob etwas lustig ist. Das schien doch eigentlich die letzte Bastion des menschlichen Geistes zu sein. Der Witz und seine Beziehung zum Unterbewusstsein. Können das jetzt auch Computer? Der Artikel, der darauf Bezug nimmt, ist da letztendlich skeptisch. Aber auch hier ist es vermutlich erst der erste Schritt eines langen Weges.
Und dann gab es da noch vor Weihnachten den Artikel im Guardian über eine Software, die selber Kunst macht. Oder zumindest ganz normale Fotos in Kunstwerke verwandelt. In Kunstwerke, die sich an klassischen Vorbildern der Moderne orientieren. Eigentlich gestaltet der Algorithmus das Foto nur nach einem bestimmten Schema um, sodass die Technik dem der Kunstwerke ähnelt. Aber ist das nicht auch das Prinzip gewesen, nachdem die großen Werkstätten der Renaissancekünstler arbeiten? Unser Kater Leo zum Beispiel sieht jetzt wirklich sehr künstlerisch aus, oder?
Schließlich sind da die vielen Beispiele von dichtenden oder komponierenden Computern. Wirklich überzeugend sind all diese Beispiele noch nicht. Im Bereich der Kunst wird uns der Computer so schnell nicht ersetzen. Aber das einfache Kunsthandwerk? Die Fabrikarbeit unter den künstlerischen Berufen? Ja ja, so fängt alles an.
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