Vergangene Woche habe ich mich in Salzburg rumgetrieben, auf der Jahrestagung der DeGEval. Motto der diesjährigen Tagung war: Nutzen und Nachhaltigkeit von Evaluationen. Beiträge zu einzelnen Sessions finden sich in Blogbeiträgen des Arbeitskreises FTI der Degeval, zum Beispiel hier, hier und hier.
An dieser Stelle möchte ich ein anderes Thema aufgreifen, das bereits in der Keynote von Professor Altrichter Beginn angesprochen wurde. Nämlich die Frage, wie Evaluationsergebnisse tatsächlich genutzt werden, wie es also um die Nützlichkeit steht. Professor Altrichter führte dies in seinem Vortrag am Beispiel von Schulinspektionen aus. Er kam zu dem etwas ambivalenten Schluss, dass zwar die Erwartung solcher Inspektionen bereits erhebliche Wirkung in den Institutionen, also den inspizierten Schulen auslöst. Dass aber andererseits die Ergebnisse solcher Inspektionen kaum konkret zu einer Veränderung führen. Evidenz ist also möglicherweise da, diese wird aber nicht für ein verändertes Handeln genutzt.
Nun ist die Situation in der FTI Politik ein wenig anders. Hier gibt es keine Schulinspektionen oder vergleichbare Instrumente. Gleichwohl erscheint ist mir aber durchaus plausibel, dass ähnliche Effekte wirken. Der Weg ist quasi das Ziel. In der Auseinandersetzung mit Evaluationsprozess werden Veränderungen angestoßen, während die Nutzung von Evaluationsberichte marginal bleibt. Die hat auch damit zu tun, dass sich Evaluationen im FTI Bereich über geraume Zeit hinziehen Köln. Es ist also auch aus Sicht der Akteure rationaler, bereits im Prozess den Impuls aufzunehmen und Veränderungsprozesse anzustoßen, als auf die Endberichte zu warten.
Ein weiterer Effekt wurde in einer der oben genannten Sessions der Tagung angesprochen, nämlich das kumulative Lernen aus immer wiederkehrenden Evaluationsprozessen. Es ist weniger das Ergebnis einer konkreten Evaluation, das zu veränderten Verhalten führt, als vielmehr die wachsende Erfahrung, die im Verlauf von Evaluationsprozessen durch verschiedene Akteure gesammelt wird.
Aber was ist dann mit Daten- und Fakten- geleitete Evidenz, die wie eine Monstranz als letztes Ziel der Evaluation voran getragen wird? Wird dieses Denkmal durch solche Vermutungen vom Sockel gestoßen? Ich glaube nicht. Für mich wird in solchen Überlegungen viel mehr deutlich, dass Evaluationen vor allem anderen Lernprozesse initiieren und begleiten, die dann auf sehr unterschiedliche Weise auch neue Evidenz in die Entscheidungsfindung einbringen. Daten und Fakten spielen darin eine Rolle, sie sind aber nicht unbedingt die dominierenden Faktoren.
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