In Deutschland ist Bundestagswahlkampf, und die Bundeskanzlerin setzt sich für Vollbeschäftigung bis zum Jahr 2025 ein.
Naja, Arbeitslosigkeit ist eigentlich kein großes Thema in diesem Wahlkampf. Die Zahlen sind ja gut, gerade im Vergleich zu europäischen Nachbarn. Aber irgendwie geht das Thema Arbeitsplätze immer, und die Zukunft scheint hier ja auch eher ungewiss.
Ein Anlass zur Sorge ist der aktuelle Deselskandal, der die Automobilkonzerne etwas ins Wanken bringt. Und die haben schon genug damit zu tun, das Thema Elektromobilität zu verdauen. Hier sind sie im internationalen Vergleich, zumindest was die aktuell verkauften Autos angeht, nicht gerade Spitzenreiter. Und selbst wenn die Wende zu Elektromobilität gelingen sollte, so könnte auch das einschneidende Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt haben. Bei der Fertigung von Elektrofahrzeugen werden nämlich deutlich weniger Arbeitskräfte gebraucht als bei derjenigen von Autos mit konventionellen Verbrennungsmotoren. Die ersten Betriebsräte fechten schon heftige Konflikte mit Konzernleitungen aus, dass Standorte und Arbeitsplätze auch bei einer Umstellung auf Elektromobilität erhalten bleiben.
Und dann ist da noch die große Sorge vor der automatisierten Fabrik. Roboter übernehmen die Fertigung, oder noch viel schlimmer, sie übernehmen gleich alle anderen Berufe mit. Das zumindest ist die Horrorvision der umfassenden Automatisierung und Übernahme durch intelligente Algorithmen. Da hat der ein oder andere doch das Gefühl, dass gegengesteuert werden muss. Bill Gates z.b. forderte Anfang des Jahres eine Robotersteuer. Das wiederum weisen viele Politiker zurück, aus Sorge um Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie. Aber der ein oder andere scheint doch ins Grübeln zu kommen. So gab es in der vergangenen Woche eine Meldung, dass Südkorea eine Art Roboter-Steuer einführt. Nun ja, es war eher die Senkung der Subventionen für Automatisierung, aber immerhin, die Argumentation war schon auf den Erhalt von Arbeitsplätzen gerichtet. Und auch in San Francisco macht man sich zumindest Gedanken über eine solche Steuer.
Auf der anderen Seite gibt es Länder, die Automatisierung als große Hoffnung sehen, um den Arbeitskräftemangel einer älter werdenden Bevölkerung zu begegnen. Dazu gehört sicher Japan, das in diesem Kontext immer genannt wird und das z.b. auch Einwanderung in größerem Maßstab umgehen möchte, indem es breiter automatisiert. Bis zu einem gewissen Bereich, für manche Berufe und Fachkräfte gilt das sicher auch für Deutschland. Da wäre der entsprechende Wahlkampfslogan nicht Vollbeschäftigung 2025, sondern eher Deckung des Fachkräftebedarfs 2025.
Aber der Wandel des Arbeitsmarktes und der Automatisierung vollzieht sich ja doch eher sehr heterogen und ungleichzeitig. Während manche Branchen sich sehr schnell wandeln, wird es bei anderen länger dauern, während manche Qualifikationsprofile plötzlich nachgefragt da sind, verlieren andere schnell an Wert auf dem Arbeitsmarkt. Welch ungeahnte Konsequenzen die Automatisierung und Algorithmisierung haben kann, zeigt dieser Beitrag für China auf. Da ist einerseits die Gefahr, dass sich die soziale Ungleichheit im Land noch weiter verstärkt, andererseits dürfte die chinesische Industrie weitere Marktanteile auf dem Weltmarkt gewinnen, wenn sie ihren Automatisierungsgrad auch nur annähernd an das Niveau von Deutschland oder Korea hebt.
Und das dürfte dann wieder Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt haben. Der Wahlkampfslogan des Bundestagswahlkampfs 2021 könnte also lauten: Roboter-Steuer für China!
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