Gerade hat Google eine neue Produktpalette vorgestellt darunter auch endlich die Realisierung des Babelfish, also eines kleinen Knopf, den man ins Ohr steckt, und der einem simultan alles übersetzt. Da haben die Konzerne doch sicher Jahrzehnte lang dran geforscht, seitdem per Anhalter durch die Galaxis dieses wunderbare Feature der Zukunft vorstellte.
Überhaupt muss man sich wahrscheinlich Science Fiction nicht als Vision der Zukunft vorstellen, sondern eher als Roadmap, an dem sich dann die Akteure der Gegenwart abarbeiten. Das gilt vielleicht nicht für jede Dystopie, aber ein paar schöne technische Gimmicks sind auch in der düstersten Zukunftsgeschichte versteckt. Und ich bin sicher, wenn man das Design aktueller Produkte mit den Designs ähnliche Produkte in den Filmen vor 20 Jahren vergleichen würde, könnte man feststellen, dass hier doch eine gewisse Übereinstimmung besteht. Zwar tragen Raumschiff -Kommandeure nicht unbedingt immer schlafanzugähnliche Trainingsanzüge, aber ehrlich gesagt gibt es auch noch nicht so viele Raumschiff-Kommandeure.
Wenn meine Theorie stimmt, dann hat die Zukunft ja noch einiges so vor mit uns, zumindest wenn ich an das neue Buch von Marc -Uwe Kling (dem Känguru-Kling) denke: Qualityland. Wobei wir natürlich vieles schon heute haben, z.b. eine Ethikkommission, die sich mit normativen Dilemmata zu autonomen Fahrzeugen auseinandersetzt. Oder ein Internetversandhandel, der sich Gedanken macht, die Bestelltwünsche seiner Zukunft schon ein kleines bisschen vor ihnen selbst zu erahnen und die Lieferkette entsprechend vorzubereiten. Zwar landen die nicht bestellten, aber vermutlich gewünschten Produkte noch nicht bei uns im Briefkasten, aber das ist vermutlich nur noch ein kleines Schrittchen, wie auch dieser Artikel vermutet.
Insgesamt scheint sich Marc Uwe kling ziemlich systematisch durch die aktuelle Literatur zur Technologie Entwicklung durchgeführt zu haben, einschließlich der Fantasien einer Superintelligenz von Bostrom oder den Versuchen, über das Internet Wahlkämpfe zu beeinflussen. Ein Roboter als Präsidentschaftskandidat ist im Moment noch nicht im Angebot, aber eine durch künstliche Intelligenz aufgemotzte Regierung zumindest in der Diskussion.
Stellenweise liest sich das Buch ein wenig hölzern und erinnert an historische Romane, die seitenlang erst einmal historische Zusammenhänge erklären. Insgesamt aber ein wirklich witziger Versuch, die Absurditäten moderner Technologie Fantasien in eine Geschichte zu packen. Und selbst der Gehirn-Upload in die digitale Cloud hat bei der richtigen Person geklappt. Einen schöneren Charakter hätte man sich für Pink, dass etwas durchgeknallte Notebook, nicht vorstellen können, als unser lieber Freund, das anarchistische Känguru.
Das große Vorbild per Anhalter durch die Galaxis wird eins ums andere Mal übrigens schön zitiert, z.b. bei der sprechenden Tür oder auch bei den psychisch leicht angeknacksten digitalen Charakteren, die nicht wenig an Marvin erinnern.
Empfehlenswert ist auch, die Live-Lesung als Hörbuch zu wählen, weil dann erst der wahre Charme von Marc-Uwe Klings Werk so richtig zur Geltung kommt.
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