Im Blog Ökonomenstimmen haben Schweizer Konjunkturforscher der ETH Zürich gerade einen Artikel zu ihrem Big-Data Nowcast-Instrument veröffentlicht. Deutlich schneller als die traditionelle Konjunkturforschung mit ihren zeitverzögerten Daten wollen sie Prognosen zur Schweizer Konjunkturentwicklung liefern. Im Vergleich zu den ex post ermittelten Daten schneidet das Instrument meist ganz gut ab, hat aber gerade zuletzt deutlich abweichende Daten produziert, die sich im nachhinein als falsch herausstellten. Das heißt nicht, dass das Instrument nicht taugt, sondern eher, dass hier noch weitere Forschung und Entwicklung notwendig ist.
Die Sammlung und Auswertung sozioökonomischer Daten schafft nicht nur bei der Konjunkturprognose ganz neue Möglichkeiten, auch die Analyse aktueller politischer Ereignisse wird im Lichte großer Kontextdaten interessant. In Foreign Policy erschien gerade ein Artikel zur Gewalt in der Ukraine und in den Ländern des Arabischen Frühlings, der die These vertritt, dass die Proteste des arabischen Frühlings zu einer Welle weltweiter Proteste geführt haben. Dahinter steht das GDELT-Projekt, dass den Anspruch hat, Krisen in aller Welt vorherzusagen. Bislang besticht das Tool durch beeindruckende Graphiken vergangener Ereignisse, die Prognosekraft zu beweisen steht aus meiner Sicht noch aus.
Auch MIT-Professor Alex Pentland träumt davon, soziologische Studien mit Echtdaten zu revolutionieren, er will dazu Städte als Real-Labore nutzen und open data Ansätze der smart cities für die Sozialanalyse verwenden. Mittlerweile gibt es auch Konferenzen und Wettbewerbe wie SBP (International Conference on Social Computing, Behavioral-Cultural Modeling, and Prediction), die entsprechende Forschungsprojekte präsentieren.
Ja, und wenn de Bürger der smarten Städte mitmachen, gibt es sogar die richtigen Daten. In Lateinamerika haben Apps Konjunktur, mit denen Bürger Verdächtige und Kriminelle fotografieren und melden können, um die Arbeit der Polizei zu unterstützen. Mit solchen Daten kann man sicher auch toll zaubern, da scheint der Schritt zum social engineering nicht mehr weit. Natürlich klingt dass auch ziemlich gruselig, die volle soziale Kontrolle durch unsere Nachbarn, für alle sichtbar im Netz! Da schnurrt die Welt wieder zusammen zum digitalen Dorf, in dem jeder alles weiß und Informationen (und Gerüchte) nicht so schnell vergessen werden. Echtzeit-Daten sind im Dorf auch früher nicht das große Problem gewesen.
Vielleicht aber ist die dörfliche Gemeinschaft auch nur die uns allen am ehesten gemäße (und jahrtausendalte gewohnte) Lebensform, und alle Innovation (nicht nur die digitale Revolution, auch die mobile Vernetzung) nur ein einziger Versuch, diese dörfliche "Idylle" wieder herzustellen - als kuscheliges Paradies oder als soziale Hölle...
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Samstag, 31. Mai 2014
Donnerstag, 29. Mai 2014
Europawahl
Europa hat gewählt, und die Debatten um das Ergebnis sind heftig wie lange nicht. Haben die extremen Parteien zugelegt, drohen die Europaskeptiker und Europagegner das Projekt Europa absehbar zum Scheitern zu bringen? Müssen wir den Skeptikern entgegenkommen und doch wieder mehr Kompetenzen in die Mitgliedstaaten verlagern? Ist das vielleicht doch alles ein wenig zu kompliziert und technokratisch in Brüssel? Oder haben wir endlich einen entscheidenden Schritt Richtung Demokratisierung Europas unternommen, wenn sich das Europaparlament mit einem seiner Kommissionspräsidentenvorschläge gegen den Rat durchsetzt?
Harold James sieht das Wahlverhalten Frankreichs und Großbritannien in seinem Blogbeitrag als rückwärtsgewandt, als wären beide Länder noch die großen Imperien des 19. Jahrhunderts und hätten die Zeichen der Zeit, einer globalisierten und vernetzten Welt, nicht erkannt.
Die indische Korrespondentin Pallavi Aiyar beschreibt das krisenhafte Europa in einem Artikel als fragiles Projekt eines politischen Gemeinwesens über den Nationalstaat hinaus, dass durch rückwärtsgewandte Europagegner gefährdet ist. Indien folgt ihrer Meinung nach einem ähnlichen Staatsverständnis und könnte als eine Art Proto-Europa beschrieben werden. Pakistan wäre dann das Gegenmodell des alten Nationalstaats. Gerade wurde ja auch in Indien gewählt, allerdings war das eine klare Personenwahl, die mit den europäischen Parlamentswahlen nicht zu vergleichen ist. Entsprechend einfacher war auch die Wahlberichterstattung, auch wenn auch hier wohl schöne Beispiele eines neuen Datenjournalismus zu beobachten waren.
In Europa scheint das Ergebnis auch Tage nach der Wahl noch nicht klar oder zumindest noch nicht richtig verständlich zu sein. Irritiert schauen die Kommentatoren auf den Aushandlungsprozess zwischen den Parteien des EP und befürchten voller Schrecken, dass nun auch der Rat in die Verhandlungen mit einsteigt und wochenlanges Tauziehen und am Ende komplexe Paketlösungen drohen. War den Wählern mit der Idee der Spitzenkandidaten nicht versprochen worden, alles werde klarer und verständlicher, ganz wie daheim im kuscheligen Nationalstaat?
Ich fürchte, dieses Missverständnis steht stellvertretend für ein grundsätzliches Missverständnis gegenüber der Natur der EU. Die EU muss nicht einfacher (aber verständlicher!) werden, sie ist in ihrem technokratischen Politikverständnis, in ihren komplexen Aushandlungsmechanismen, aber auch in ihren neuen Beteiligungsformaten ein Blick in die Zukunft des Regierens. Einfacher wird es nicht mehr in einer komplexen Welt. Politik wird nicht mehr von gewählten Mandatsträgern entschieden und dann von einer effizienten staatlichen Verwaltung einfach umgesetzt. Politische Institutionen sind eher Moderatoren in einem Aushandlungsprozess vieler unterschiedlicher Akteure. Die EU ist das Labor für neues Regieren, und sie hat schon einiges an effektiven Techniken hervorgebracht, um der stetig steigenden Komplexität eines beständig (an Mitgliedstaaten, an Kompetenzen) wachsenden politischen Etwas, das zudem noch am laufenden Band seine Verträge und damit seine Geschäftsgrundlage ändert. Evaluationen als systematische Mittel der Reflexion und Instrumente einer evidenzbasierten Politik z.B. wurden erst auf EU Ebene flächendeckend eingeführt, bevor sie sich auch auf nationaler Ebene langsam durchsetzten (übrigens z.T. mit sanftem Druck aus Brüssel). Das Europäische Semester (und andere Formate der indikatorbasierten Koordinierung) ist ein weiterer Versuch, Steuerung trotz Komplexität und Multiakteurskonstellationen zu ermöglichen.
Wir brauchen eher neue Techniken (und vielleicht auch Technologien), um dieses neue Regieren effizient und für die Bürger verständlich zu machen. Das große Thema ist für mich nicht so sehr eine Reduzierung der Brüsseler Komplexität, sondern eher neue Modelle der Partizipation und vielleicht auch der Visualisierung und damit Erklärung komplexer Sachverhalte.
Zurück ins 19. Jahrhundert des Nationalstaats geht es nicht mehr.
Einer der schönsten Artikel der letzten Tage zu veränderten Natur des Politischen ist mit dem Titel "Politics or technology – which will save the world?" überschrieben. Klar wird, dass beide nicht ohne einander auskommen. Die massiven Auswirkungen der digitalen Revolution sind im Politikbetrieb noch nicht wirklich angekommen. Aber ohne das Politische werden wir die Probleme der Welt auch nicht lösen können.
P.S.: Ups, kaum war der Artikel online, sah ich noch diesen schönen Beitrag über die neue Übersetzungsfunktion von Skype. Na, dass wäre doch mal Technik, um Europa ein klein wenig verständlicher zu machen. Zumindest sprachlich. Falls es funktioniert.
Harold James sieht das Wahlverhalten Frankreichs und Großbritannien in seinem Blogbeitrag als rückwärtsgewandt, als wären beide Länder noch die großen Imperien des 19. Jahrhunderts und hätten die Zeichen der Zeit, einer globalisierten und vernetzten Welt, nicht erkannt.
Die indische Korrespondentin Pallavi Aiyar beschreibt das krisenhafte Europa in einem Artikel als fragiles Projekt eines politischen Gemeinwesens über den Nationalstaat hinaus, dass durch rückwärtsgewandte Europagegner gefährdet ist. Indien folgt ihrer Meinung nach einem ähnlichen Staatsverständnis und könnte als eine Art Proto-Europa beschrieben werden. Pakistan wäre dann das Gegenmodell des alten Nationalstaats. Gerade wurde ja auch in Indien gewählt, allerdings war das eine klare Personenwahl, die mit den europäischen Parlamentswahlen nicht zu vergleichen ist. Entsprechend einfacher war auch die Wahlberichterstattung, auch wenn auch hier wohl schöne Beispiele eines neuen Datenjournalismus zu beobachten waren.
In Europa scheint das Ergebnis auch Tage nach der Wahl noch nicht klar oder zumindest noch nicht richtig verständlich zu sein. Irritiert schauen die Kommentatoren auf den Aushandlungsprozess zwischen den Parteien des EP und befürchten voller Schrecken, dass nun auch der Rat in die Verhandlungen mit einsteigt und wochenlanges Tauziehen und am Ende komplexe Paketlösungen drohen. War den Wählern mit der Idee der Spitzenkandidaten nicht versprochen worden, alles werde klarer und verständlicher, ganz wie daheim im kuscheligen Nationalstaat?
Ich fürchte, dieses Missverständnis steht stellvertretend für ein grundsätzliches Missverständnis gegenüber der Natur der EU. Die EU muss nicht einfacher (aber verständlicher!) werden, sie ist in ihrem technokratischen Politikverständnis, in ihren komplexen Aushandlungsmechanismen, aber auch in ihren neuen Beteiligungsformaten ein Blick in die Zukunft des Regierens. Einfacher wird es nicht mehr in einer komplexen Welt. Politik wird nicht mehr von gewählten Mandatsträgern entschieden und dann von einer effizienten staatlichen Verwaltung einfach umgesetzt. Politische Institutionen sind eher Moderatoren in einem Aushandlungsprozess vieler unterschiedlicher Akteure. Die EU ist das Labor für neues Regieren, und sie hat schon einiges an effektiven Techniken hervorgebracht, um der stetig steigenden Komplexität eines beständig (an Mitgliedstaaten, an Kompetenzen) wachsenden politischen Etwas, das zudem noch am laufenden Band seine Verträge und damit seine Geschäftsgrundlage ändert. Evaluationen als systematische Mittel der Reflexion und Instrumente einer evidenzbasierten Politik z.B. wurden erst auf EU Ebene flächendeckend eingeführt, bevor sie sich auch auf nationaler Ebene langsam durchsetzten (übrigens z.T. mit sanftem Druck aus Brüssel). Das Europäische Semester (und andere Formate der indikatorbasierten Koordinierung) ist ein weiterer Versuch, Steuerung trotz Komplexität und Multiakteurskonstellationen zu ermöglichen.
Wir brauchen eher neue Techniken (und vielleicht auch Technologien), um dieses neue Regieren effizient und für die Bürger verständlich zu machen. Das große Thema ist für mich nicht so sehr eine Reduzierung der Brüsseler Komplexität, sondern eher neue Modelle der Partizipation und vielleicht auch der Visualisierung und damit Erklärung komplexer Sachverhalte.
Zurück ins 19. Jahrhundert des Nationalstaats geht es nicht mehr.
Einer der schönsten Artikel der letzten Tage zu veränderten Natur des Politischen ist mit dem Titel "Politics or technology – which will save the world?" überschrieben. Klar wird, dass beide nicht ohne einander auskommen. Die massiven Auswirkungen der digitalen Revolution sind im Politikbetrieb noch nicht wirklich angekommen. Aber ohne das Politische werden wir die Probleme der Welt auch nicht lösen können.
P.S.: Ups, kaum war der Artikel online, sah ich noch diesen schönen Beitrag über die neue Übersetzungsfunktion von Skype. Na, dass wäre doch mal Technik, um Europa ein klein wenig verständlicher zu machen. Zumindest sprachlich. Falls es funktioniert.
Sonntag, 25. Mai 2014
The second machine age und entrepreneurship
In nicht wenigen Blogbeiträgen bin ich zuletzt auf "The second machine Age" von Brynjolfsson und McAfee eingegangen. Jetzt bin auch mit dem Lesen endlich durch, und muss sagen: ein tolles Buch, interessante bis brilliante Analyse der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft, aber schwacher Blick auf Handlungsoptionen, um mit den Herausforderungen dieser digitalen Wirtschaft und Gesellschaft umzugehen.
Für jeden Einzelnen von uns empfehlen die beiden Autoren vor allem anderen eine gute Bildung. Da die wirklich schlauen Jobs kurzfristig nicht ersetzt werden, würden Menschen mit entsprechenden Bildungsvoraussetzungen weiterhin gesucht. Am besten mit einer kreativen Problemlösungsfähigkeit, wie sie nach Ansicht der beiden Autoren in Montesori-Schulen besonders gut gedeiht. Und dann noch mit MOOCs, also mit einem besseren Zugang zu hochwertiger Bildung durch Technologie. Letztlich ist das Rat an die (zuvor als verschwindend skizzierte) Mittelschicht, durch noch mehr Bildung dem ökonomischen Druck der Automatisierung und Digitalisierung zu begegnen. Das ist auch das Rezept, welches in Deutschland immer als Antwort die Herausforderungen etc. präsentiert wird. Sicher alles richtig, aber doch ein bisschen unspezifisch und lau...
Für die Politik empfehlen die Autoren die üblichen Rezepte, um Wachstum zu fördern. Neben Bildungsinvestitionen und Reformen des Bildungssystems (und Infrastrukturinvestitionen und Investitionen und Forschung) ist das vor allem eine verstärkte bzw. verbesserte Gründungsunterstützung für Hightech-Startups. Warum das gegen die negativen Effekte der Digitalisierung helfen soll, wird nicht deutlich. Sind es nicht gerade die Hightech-Firmen, die zur Winner-takes-it-all Wirtschaft entscheidend beitragen?
Interessanter Weise sieht die Situation für Hightech-Gründer in den USA gar nicht so rosig aus, wie die in Deutschland rezipierten Beispiele von Google, Amazon und Co. immer erwarten lassen. In WIRED wurde kürzlich ein Blogartikel zur zurückgehenden Gründungsrate veröffentlicht, der auf einer Studie der Kauffman-Foundation beruht und beschreibt, dass die Gründungsrate im Hightech-Bereich in den USA seit Anfang der 2000er Jahre zurückgeht. Das ist mal eine interessante Meldung, schließlich wird uns in Deutschland mit unserer immer noch fußlahmen Gründerszene (ja, ja, Berlin boomt, aber trotzdem ist das alles immer noch eher Sparflamme) immer die USA als das Eldorado der Gründungskultur präsentiert.
Interessant: einerseits eine wachsende Durchdringung unserer Wirtschaft und Gesellschaft mit den Konsequenzen der Digitalisierung, gleichzeitig eine schwächelnde Hightech-Startup -Szene in Europa wie in den USA. Ist auch das ein Merkmal der Winner-takes-it-all Ökonomie? In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass die EU in ihrem European Union Scoreboard, dem jährlichen Bericht zur Messung der Innovationsfähigkeit der Mitgliedstaaten, gerade einen neuen Indikator zu jungen, schnell wachsenden Technologieunternehmen eingeführt hat. Wenn nun der Start-up-Motor neu zu bewerten ist, weil die digitale Wirtschaft entgegen aller Intuition nicht zwangsläufig zu mehr Hightech-Gründungen führt, dann ist das vielleicht der falsche Indikator. Oder genau der richtige, weil er auf das Merkmal schnell wachsend abhebt und damit die Rate der zukünftigen Winner zu messen versucht, die "alles nehmen"?
P.S.: auch zum analytischen teil von Brynjolfsson und McAfee gibt es durchaus kritische Stimmen, zum Beispiel auch zur zentralen These, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe weltweit vernichtet. Hier ein Blogbeitrag, der aufgrund chinesischer und amerikanischer Zahlen deutliche Zweifel hat.
Für jeden Einzelnen von uns empfehlen die beiden Autoren vor allem anderen eine gute Bildung. Da die wirklich schlauen Jobs kurzfristig nicht ersetzt werden, würden Menschen mit entsprechenden Bildungsvoraussetzungen weiterhin gesucht. Am besten mit einer kreativen Problemlösungsfähigkeit, wie sie nach Ansicht der beiden Autoren in Montesori-Schulen besonders gut gedeiht. Und dann noch mit MOOCs, also mit einem besseren Zugang zu hochwertiger Bildung durch Technologie. Letztlich ist das Rat an die (zuvor als verschwindend skizzierte) Mittelschicht, durch noch mehr Bildung dem ökonomischen Druck der Automatisierung und Digitalisierung zu begegnen. Das ist auch das Rezept, welches in Deutschland immer als Antwort die Herausforderungen etc. präsentiert wird. Sicher alles richtig, aber doch ein bisschen unspezifisch und lau...
Für die Politik empfehlen die Autoren die üblichen Rezepte, um Wachstum zu fördern. Neben Bildungsinvestitionen und Reformen des Bildungssystems (und Infrastrukturinvestitionen und Investitionen und Forschung) ist das vor allem eine verstärkte bzw. verbesserte Gründungsunterstützung für Hightech-Startups. Warum das gegen die negativen Effekte der Digitalisierung helfen soll, wird nicht deutlich. Sind es nicht gerade die Hightech-Firmen, die zur Winner-takes-it-all Wirtschaft entscheidend beitragen?
Interessanter Weise sieht die Situation für Hightech-Gründer in den USA gar nicht so rosig aus, wie die in Deutschland rezipierten Beispiele von Google, Amazon und Co. immer erwarten lassen. In WIRED wurde kürzlich ein Blogartikel zur zurückgehenden Gründungsrate veröffentlicht, der auf einer Studie der Kauffman-Foundation beruht und beschreibt, dass die Gründungsrate im Hightech-Bereich in den USA seit Anfang der 2000er Jahre zurückgeht. Das ist mal eine interessante Meldung, schließlich wird uns in Deutschland mit unserer immer noch fußlahmen Gründerszene (ja, ja, Berlin boomt, aber trotzdem ist das alles immer noch eher Sparflamme) immer die USA als das Eldorado der Gründungskultur präsentiert.
Interessant: einerseits eine wachsende Durchdringung unserer Wirtschaft und Gesellschaft mit den Konsequenzen der Digitalisierung, gleichzeitig eine schwächelnde Hightech-Startup -Szene in Europa wie in den USA. Ist auch das ein Merkmal der Winner-takes-it-all Ökonomie? In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass die EU in ihrem European Union Scoreboard, dem jährlichen Bericht zur Messung der Innovationsfähigkeit der Mitgliedstaaten, gerade einen neuen Indikator zu jungen, schnell wachsenden Technologieunternehmen eingeführt hat. Wenn nun der Start-up-Motor neu zu bewerten ist, weil die digitale Wirtschaft entgegen aller Intuition nicht zwangsläufig zu mehr Hightech-Gründungen führt, dann ist das vielleicht der falsche Indikator. Oder genau der richtige, weil er auf das Merkmal schnell wachsend abhebt und damit die Rate der zukünftigen Winner zu messen versucht, die "alles nehmen"?
P.S.: auch zum analytischen teil von Brynjolfsson und McAfee gibt es durchaus kritische Stimmen, zum Beispiel auch zur zentralen These, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe weltweit vernichtet. Hier ein Blogbeitrag, der aufgrund chinesischer und amerikanischer Zahlen deutliche Zweifel hat.
Samstag, 24. Mai 2014
Digitale Gesellschaft
Vor einer Woche veröffentlichte NESTA, eine meiner Lieblings -Think Tanks (warum gibt es so eine Organisation eigentlich nicht in Deutschland?), einen Blogbeitrag zu Mariana Mazzucatos Buch "The Entrepreneurial State. Nachdem Stian Wsestlake zunächst die Grundthese von Frau Mazzucato mehrmals bekräftigte, nämlich die zentrale Rolle der Staates bei der Forschung an Grundlagenforschung, die später in disruptive Innovationen mündet und dann von Firmen wie Google oder Apple vermarktet werde, war Westlake mehr als zweifelnd, ob die vorgeschlagenen Rezepte zur Abschöpfung der privaten Gewinne aus dieser öffentlich finanzierten Forschung und die Refinanzierung eben diese Forschungsförderung funktionieren können. Die vorgeschlagenen Mechanismen (z.B. eine staatliche Beteiligung an IPRs und eine Art Innovationsfond, der daraus finanziert wird) würde zu einem administrativen Albtraum, beträfen die falschen Firmen und sollten besser durch allgemeine Besteuerung ersetzt werden.
Mazzucato und der gerade skizzierte Bolgbeitrag von NESTA konzentrieren sich auch das Ungleichverhältnis zwischen staatlicher Vorleistung (hier bei der Finanzierung von Forschungsförderung) und der privaten Gewinnabschöpfung, bei einigen explizit genannten Firmen wie Google und Apple in geradezu exorbitanter Höhe. Eigentlich müsste man da noch eine Schippe drauflegen. Wie Brynjolfsson und McAfee in "The Second Machine Age" schön beschreiben, führt das digitale Zeitalter zu exponentiellem Wachstum neuer Innovationen und gleichzeitig zu einer beständigen Spreizung der Chancen und Vermögen. Die "winner takes it all" -Ökonomie macht sehr wenige Menschen sehr reich, und in der Regel sind das die Chefs derjenigen Unternehmen, die durch neue Produkte, Technologien und Dienstleistungen besonders von der digitalen Revolution profitieren. Dieser Trend ist nach Brynjolfsson und McAfee kaum zu stoppen und heute noch vergleichsweise milde ausgeprägt. Aber dieser technologische Wandel, ist das nicht genau das Ergebnis der öffentlich finanzierten Grundlagenforschung, die Mazzucato beschrieben hatte? Und ist das angesichts der wachsenden Einkommensungleichheit, die die beiden amerikanischen Autoren prognostizieren, eigentlich gerecht, dass die aktuellen und künftigen Superreichen so stark von der staatlichen Grundlagenforschung profitieren?
Da sind wir dann wieder bei den Umverteilungsmodellen von Mazzucato. Sie sah nur Bedarf, die öffentliche Forschungsförderung zu refinanzieren. Ob ihre vorgeschlagenen Ansätze funktionieren könnten, da habe ich zusammen mit NESTA meine Zweifel. Vielleicht ist auch eine viel grundlegendere Restrukturierung der staatlichen und privaten Finanzen notwendig. Piketty (siehe auch meinen Blogbeitrag hier) schlägt eine deftige Reichensteuer vor. Vielleicht geht es aber auch um eine Art Grundeinkommen, dass durch die neuen Reichtümer der digitalen Revolution finanziert werden muss. Gestern hat der deutsche Bundestag ja das Rentenpaket auf den Weg gebracht. Kritiker sehen hier eine langfristige Bedrohung für das deutsche Rentensystem und sprechen von sinkenden Rentenhöhen und drohender Altersarmut, die aus diesen Beschlüssen mittelfristig folgen wird. Im Deutschlandfunk plädierte gestern der Sozialökonom Friedrich Breyer dafür, über eine Grundrente nachzudenken, um diese Ungleichheitstrends auszugleichen. Wolle man den sozialen Frieden nicht gefährden, führe an solchen Überlegungen wohl kein Weg vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auch für die Früchte der digitalen Revolution auf Dauer auch gelten könnte.
P.S. Die Konsequenzen der Digitalisierung auf alle Branchen werden auch in Deutschland immer intensiver diskutiert, wobei die Grundsätzlichkeit des Wandels für meinen Geschmack meist unterschätzt wird. Die meisten Artikel und Studien beschränken sich dabei auf die Beobachtung, ob ein bisschen mehr IT dabei ist. Zwei Artikel der Wirtschaftswoche (zu Digitalisierungseffekten in verschiedenen Branchen und zu Digitalisierung und Wertschöpfungsketten) skizzieren z.B. eher impressionistisch und mit Blick auf einzelne Unternehmen Beispiele für neue digitale Lösungen. Dahinter steht ein sogenannter "Digital Readiness Index", den die Beratungsfirma Neuland für die Wirtschaftswoche erarbeitet hat. Aber alles mit Fokus auf Einzelunternehmen, ohne wirklich die Veränderungen im System in den Blick zu bekommen.
Mazzucato und der gerade skizzierte Bolgbeitrag von NESTA konzentrieren sich auch das Ungleichverhältnis zwischen staatlicher Vorleistung (hier bei der Finanzierung von Forschungsförderung) und der privaten Gewinnabschöpfung, bei einigen explizit genannten Firmen wie Google und Apple in geradezu exorbitanter Höhe. Eigentlich müsste man da noch eine Schippe drauflegen. Wie Brynjolfsson und McAfee in "The Second Machine Age" schön beschreiben, führt das digitale Zeitalter zu exponentiellem Wachstum neuer Innovationen und gleichzeitig zu einer beständigen Spreizung der Chancen und Vermögen. Die "winner takes it all" -Ökonomie macht sehr wenige Menschen sehr reich, und in der Regel sind das die Chefs derjenigen Unternehmen, die durch neue Produkte, Technologien und Dienstleistungen besonders von der digitalen Revolution profitieren. Dieser Trend ist nach Brynjolfsson und McAfee kaum zu stoppen und heute noch vergleichsweise milde ausgeprägt. Aber dieser technologische Wandel, ist das nicht genau das Ergebnis der öffentlich finanzierten Grundlagenforschung, die Mazzucato beschrieben hatte? Und ist das angesichts der wachsenden Einkommensungleichheit, die die beiden amerikanischen Autoren prognostizieren, eigentlich gerecht, dass die aktuellen und künftigen Superreichen so stark von der staatlichen Grundlagenforschung profitieren?
Da sind wir dann wieder bei den Umverteilungsmodellen von Mazzucato. Sie sah nur Bedarf, die öffentliche Forschungsförderung zu refinanzieren. Ob ihre vorgeschlagenen Ansätze funktionieren könnten, da habe ich zusammen mit NESTA meine Zweifel. Vielleicht ist auch eine viel grundlegendere Restrukturierung der staatlichen und privaten Finanzen notwendig. Piketty (siehe auch meinen Blogbeitrag hier) schlägt eine deftige Reichensteuer vor. Vielleicht geht es aber auch um eine Art Grundeinkommen, dass durch die neuen Reichtümer der digitalen Revolution finanziert werden muss. Gestern hat der deutsche Bundestag ja das Rentenpaket auf den Weg gebracht. Kritiker sehen hier eine langfristige Bedrohung für das deutsche Rentensystem und sprechen von sinkenden Rentenhöhen und drohender Altersarmut, die aus diesen Beschlüssen mittelfristig folgen wird. Im Deutschlandfunk plädierte gestern der Sozialökonom Friedrich Breyer dafür, über eine Grundrente nachzudenken, um diese Ungleichheitstrends auszugleichen. Wolle man den sozialen Frieden nicht gefährden, führe an solchen Überlegungen wohl kein Weg vorbei. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auch für die Früchte der digitalen Revolution auf Dauer auch gelten könnte.
P.S. Die Konsequenzen der Digitalisierung auf alle Branchen werden auch in Deutschland immer intensiver diskutiert, wobei die Grundsätzlichkeit des Wandels für meinen Geschmack meist unterschätzt wird. Die meisten Artikel und Studien beschränken sich dabei auf die Beobachtung, ob ein bisschen mehr IT dabei ist. Zwei Artikel der Wirtschaftswoche (zu Digitalisierungseffekten in verschiedenen Branchen und zu Digitalisierung und Wertschöpfungsketten) skizzieren z.B. eher impressionistisch und mit Blick auf einzelne Unternehmen Beispiele für neue digitale Lösungen. Dahinter steht ein sogenannter "Digital Readiness Index", den die Beratungsfirma Neuland für die Wirtschaftswoche erarbeitet hat. Aber alles mit Fokus auf Einzelunternehmen, ohne wirklich die Veränderungen im System in den Blick zu bekommen.
Mittwoch, 21. Mai 2014
Einwanderung und Innovationssystem
Am 25.5. wird das neue Europaparlament gewählt, und die Wahl verspricht leider in vielen Ländern zu einem Triumpf der Europaskeptiker zu werden. In Deutschland steht die AfD vor einem erfolgreichen Einzug mit (laut aktuellen Umfragen) um die 7%, im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien ist das aber noch recht harmlos. Tatsächlich ist die Zustimmung der Deutschen zu Europa und ihre Zufriedenheit mit der Mitgliedschaft zur EU in letzter Zeit gestiegen, wie eine Veröffentlichung des Pew Research Center zeigt. In der selben Umfrage wird auch deutlich, dass nicht zuletzt die aktuelle wirtschaftliche Stärke ein Grund für diese positive Haltung sein könnte. Interessant ist zudem, dass die Deutschen, lange Zeit mit der Zuschreibung "Einwanderungsland hadernd", wohl so langsam Freude daran finden, attraktiv für Zuzügler aus anderen Ländern zu sein. Die Studie des Pew Research Center zeigt, dass die meisten Deutschen die Zuwanderer nun als Stärung der deutschen Wirtschaft erleben.
Zeitgleich hat auch die OECD eine aktuelle Veröffentlichung zur Zuwanderung veröffentlicht und darin belegt, dass sich Deutschland mittlerweile auf Platz 2 der beliebesten Zuwanderungsländer vorgearbeitet hat. Die meisten der Zuwanderer kommen dabei aus den EU-Nachbarstaaten, und viele sind äußerst gut qualifiziert. Der deutsche Arbeitsmarkt hat also von der europäischen Wirtschaftskrise profitiert. Bislang wurde die geringe Attraktivität Deutschlands als einer der wesentlichen Negativfaktoren für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland gesehen. Insbesonder vor dem Hintegrund eines möglichen Fachkräftemangels wurde Zuzug als wichtiges Element für eine dauerhafte Stärke des deutschen Innovationsmodels gesehen. Wir scheinen ja nun doch auf einem guten Weg zu sein...
Aber diese Attraktivität ist vor dem Hintergrund der pull-Faktoren zu sehen. Die Zuwanderer kommen nach Deutschland, weil es hier attraktive Arbeitsbedingungen gibt, aber auch, weil es in ihren Urspungsländern so perspektivlos ist. Keine staatlichen Investitionen, zurückgehende wirtschaftliche Leistungen. Das letzte Innovation Union Scoreboard zeigt, dass sich größer gewordenen Abstände in der Innovationsleistung der Mitgliedstaaten aus Krisenzeiten nur sehr langsam wieder schließen. Europa bleibt mit Blick auf diese Innovationsleistung äußerst heterogen. Lobt sich die Bundesregierung heute in ihrer Pressemeldung zum Bundesbericht Forschung und Innovation, das europäische 3% Ziel endlich erreicht zu haben, so sind andere Mitgliedstaaten davon meilenweit entfernt. Daran wird auch das neue Rahmenprogramm Horizon 2020 der EU, dass deutlich mehr Geld in FuE investiert als das Vorläuferprogramm, wenig ändern. Und die Neuausrichtung der Strukturfonds, die ebenfalls stärker Innovationspolitik mitfinanzieren soll, könnte möglicherweies auch eher den starken, leistungsfähigen und innovativen Regionen zugutekommen.
Ähnlich wie innerhalb eines Nationalstaats brauchen wir aber auch in der EU weniger Ungleichheit zwischen den Mitgliedstaaten und ihren Gesellschaften. Einheitliche Lebensbedingungen von Porto bis Helsinki werden wir auf absehbare Zeit nicht schaffen, sollten aber doch eine Angleichung anstreben. Auch deutsche Unternehmen sind zusammen mit ihren europäischen Partnern stärker als allein, um Wettbewerbern aus aufstrebenden Schwellenländern wie China oder Braislien erfolgreich zu begegnen. Am 25.5. gibt es wieder einmal die Möglichkeit ,Europa zu stärken.....
Zeitgleich hat auch die OECD eine aktuelle Veröffentlichung zur Zuwanderung veröffentlicht und darin belegt, dass sich Deutschland mittlerweile auf Platz 2 der beliebesten Zuwanderungsländer vorgearbeitet hat. Die meisten der Zuwanderer kommen dabei aus den EU-Nachbarstaaten, und viele sind äußerst gut qualifiziert. Der deutsche Arbeitsmarkt hat also von der europäischen Wirtschaftskrise profitiert. Bislang wurde die geringe Attraktivität Deutschlands als einer der wesentlichen Negativfaktoren für den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland gesehen. Insbesonder vor dem Hintegrund eines möglichen Fachkräftemangels wurde Zuzug als wichtiges Element für eine dauerhafte Stärke des deutschen Innovationsmodels gesehen. Wir scheinen ja nun doch auf einem guten Weg zu sein...
Aber diese Attraktivität ist vor dem Hintergrund der pull-Faktoren zu sehen. Die Zuwanderer kommen nach Deutschland, weil es hier attraktive Arbeitsbedingungen gibt, aber auch, weil es in ihren Urspungsländern so perspektivlos ist. Keine staatlichen Investitionen, zurückgehende wirtschaftliche Leistungen. Das letzte Innovation Union Scoreboard zeigt, dass sich größer gewordenen Abstände in der Innovationsleistung der Mitgliedstaaten aus Krisenzeiten nur sehr langsam wieder schließen. Europa bleibt mit Blick auf diese Innovationsleistung äußerst heterogen. Lobt sich die Bundesregierung heute in ihrer Pressemeldung zum Bundesbericht Forschung und Innovation, das europäische 3% Ziel endlich erreicht zu haben, so sind andere Mitgliedstaaten davon meilenweit entfernt. Daran wird auch das neue Rahmenprogramm Horizon 2020 der EU, dass deutlich mehr Geld in FuE investiert als das Vorläuferprogramm, wenig ändern. Und die Neuausrichtung der Strukturfonds, die ebenfalls stärker Innovationspolitik mitfinanzieren soll, könnte möglicherweies auch eher den starken, leistungsfähigen und innovativen Regionen zugutekommen.
Ähnlich wie innerhalb eines Nationalstaats brauchen wir aber auch in der EU weniger Ungleichheit zwischen den Mitgliedstaaten und ihren Gesellschaften. Einheitliche Lebensbedingungen von Porto bis Helsinki werden wir auf absehbare Zeit nicht schaffen, sollten aber doch eine Angleichung anstreben. Auch deutsche Unternehmen sind zusammen mit ihren europäischen Partnern stärker als allein, um Wettbewerbern aus aufstrebenden Schwellenländern wie China oder Braislien erfolgreich zu begegnen. Am 25.5. gibt es wieder einmal die Möglichkeit ,Europa zu stärken.....
Sonntag, 4. Mai 2014
Verhaltensökonomie und ganzheitliche Innovation
Der Spiegel hat gerade einen schönen Artikel zum Thema Verhaltensökonomie veröffentlicht. Wie schaffe ich (bzw. der Staat) es, die Leute zu einem besseren (vernünftigeren, gesundheits- und umweltbewusteren...) Verhalten zu bringen. Etwas reißerisch schreibt der Spiegel, Unternehmen und Kommunen entwickelten Ideen zur geistigen Umprogrammierung! Die sogenannte Behavioural Economics (also Verhaltensökonomie) untersucht empirisch, wie unser aller Verhalten (als Marktteilnehmer) zu erklären und zu steuern ist. Warum treffen wir nicht immer die obektiv naheliegende, "richtige" Entscheidung? Warum verhalten wir uns unvernünftig, obwohl wir das im Grunde einsehen? Wie können alte, "schlechte" Angewohnheiten geändert werden? Häufig sind es kleine Veränderungen, zum Beispiel die voreingestellte Option bei Entscheidungssituationen, die in der Masse einen positiven Trend bewirken können. Ist Ökostrom der Ausgangstarif und muss ich mich bewusst zum billigeren, aber dreckigeren Alternativtarif entscheiden? Wird Organspende als Opt In oder Opt Out gehandhabt?
Die OECD hat diesem Thema jüngst eine dicke Studie gewidmet, die britische Regierung eine eigene Task Force aufgestellt und einen Ratgeber veröffentlicht. Die Idee ist immer die gleiche: wie bekomme ich eine möglichst effektive Politik, wie erreiche ich mit meinen Maßnahmen möglichst effizient die Bürger und bringe sie dazu, mit mir und der Gesellschaft an einem Strang zu ziehen. Grundidee ist daneben auch, durch Experimente und Ausprobieren sowie durch Messung der Erfolge veränderter Politikansätze systematisch die "beste" Maßnahme zu entwickeln. Der Ansatz atmet also auch viel bon einer Kultur der evidence based policy, einem Politikverständnis, dass stark auf Monitoring und Evaluation setzt.
Spannend ist der Ansatz der Verhaltensökonomie für die Innovationspolitik vor dem Hintergrund eines veränderten Politikverständnisses, dass neben technology push stark auch auf Verhaltensänderungen beim Bürger setzt, um übergreifende Ziele wie eine neue Mobilität, die Energiewende oder eine nachhaltige Stadt zu erreichen. Aufklärung allein scheint da nicht zu reichen, sanfte Beeinflussung zu gutem Handeln könnte zusätzlich helfen. Wenn das ganze nicht in geistige Umprogrammierung à la Spiegeltitel umschlägt! Aber da hilft wohl nur der öffentliche Diskurs um die richtigen Ziele und die richtigen Mittel.
Die OECD hat diesem Thema jüngst eine dicke Studie gewidmet, die britische Regierung eine eigene Task Force aufgestellt und einen Ratgeber veröffentlicht. Die Idee ist immer die gleiche: wie bekomme ich eine möglichst effektive Politik, wie erreiche ich mit meinen Maßnahmen möglichst effizient die Bürger und bringe sie dazu, mit mir und der Gesellschaft an einem Strang zu ziehen. Grundidee ist daneben auch, durch Experimente und Ausprobieren sowie durch Messung der Erfolge veränderter Politikansätze systematisch die "beste" Maßnahme zu entwickeln. Der Ansatz atmet also auch viel bon einer Kultur der evidence based policy, einem Politikverständnis, dass stark auf Monitoring und Evaluation setzt.
Spannend ist der Ansatz der Verhaltensökonomie für die Innovationspolitik vor dem Hintergrund eines veränderten Politikverständnisses, dass neben technology push stark auch auf Verhaltensänderungen beim Bürger setzt, um übergreifende Ziele wie eine neue Mobilität, die Energiewende oder eine nachhaltige Stadt zu erreichen. Aufklärung allein scheint da nicht zu reichen, sanfte Beeinflussung zu gutem Handeln könnte zusätzlich helfen. Wenn das ganze nicht in geistige Umprogrammierung à la Spiegeltitel umschlägt! Aber da hilft wohl nur der öffentliche Diskurs um die richtigen Ziele und die richtigen Mittel.
Technologie, Reichtum und Ungleichheit
In San Francisco werden die wohlhabenden Google-Mitarbeiter neuerdings schief angesehen oder gar angegriffen, weil der Wohlstand der Technologiekonzernleute als Gefahr für die alteingesessenen, weniger Wohlhabenden (oder auch die Rentner von morgen) gesehen wird. In Deutschland würde man das wohl Gentrifizierung nennen, auch wenn die steigenden Preise im Prenzlauer Berg noch nicht auf die wachsende Startup-Kultur Berlins zurückzuführen sind...
Das Thema Technologie und wachsende Ungleichheit gewinnt an Fahrt. Die OECD, die sich seit Jahren systematisch mit dem Thema beschäftigt, hat in einem Blogbeitrag kürzlich noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die Schere zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft Stück für Stück öffnet. Und während bislang auch die OECD davon ausgeht, dass ein Gutteil des enormen Reichtums erst einmal in der ein oder anderen Form "erarbeitet" wurde, wird sich dieser Reichtum mittelfristig eher durch Erben und Reinvestieren vermehren. Thomas Pikkety hat in seinem neuen Buch beschrieben, dass der Rentenkapitalismus langfristig über produktives Wachstum siegt, dass also die Zinsen auf Kapitalinvestitionen deutlich höher als das langjährige durchschnittliche Wachstum liegen.
Ein anderes Buch, dass schon im letzten Jahr erschienen ist ("Die Supperreichen" von Chrystia Freeland - hier ein Fernsehbeitrag zum Buch, schöne und kritische Rezension hier), beschreibt sehr schön, wie neben Globalisierungs- und Privatisierungsgewinnern (z.B. den Oligarchen in Russland) auch die Technologiegründer aus Silicon Valley und andernorts zu geradezu sagenhaftem Reichtum gekommen sind. Unsere moderne Wirtschaft scheint immer stärker dazu zu neigen, nach dem Prinzip "the winner takes it all" die Besten bzw. Erfolgreichsten besonders zu belohnen, und in einer stark auf Gründer ausgerichteten Volkswirtschaft sind das durchaus die erfolgreichen Technologieunternehmer.
Die von mir schon öfter zitierten Brynjolfsson und McAfee haben das Auseinanderdriften der Gesellschaft durch den technologischen Wandel, der die bislang dominante Mittelschicht immer weiter ausölt, in ihrem jüngsten Buch "The second Machine Age" schön beschrieben. Ob dagegen tatsächlich eine stetige Qualifizierung der Gesellschaft allein hilft, ist nicht ausgemacht.
Das Thema Technologie und wachsende Ungleichheit gewinnt an Fahrt. Die OECD, die sich seit Jahren systematisch mit dem Thema beschäftigt, hat in einem Blogbeitrag kürzlich noch einmal darauf hingewiesen, dass sich die Schere zwischen den Superreichen und dem Rest der Gesellschaft Stück für Stück öffnet. Und während bislang auch die OECD davon ausgeht, dass ein Gutteil des enormen Reichtums erst einmal in der ein oder anderen Form "erarbeitet" wurde, wird sich dieser Reichtum mittelfristig eher durch Erben und Reinvestieren vermehren. Thomas Pikkety hat in seinem neuen Buch beschrieben, dass der Rentenkapitalismus langfristig über produktives Wachstum siegt, dass also die Zinsen auf Kapitalinvestitionen deutlich höher als das langjährige durchschnittliche Wachstum liegen.
Ein anderes Buch, dass schon im letzten Jahr erschienen ist ("Die Supperreichen" von Chrystia Freeland - hier ein Fernsehbeitrag zum Buch, schöne und kritische Rezension hier), beschreibt sehr schön, wie neben Globalisierungs- und Privatisierungsgewinnern (z.B. den Oligarchen in Russland) auch die Technologiegründer aus Silicon Valley und andernorts zu geradezu sagenhaftem Reichtum gekommen sind. Unsere moderne Wirtschaft scheint immer stärker dazu zu neigen, nach dem Prinzip "the winner takes it all" die Besten bzw. Erfolgreichsten besonders zu belohnen, und in einer stark auf Gründer ausgerichteten Volkswirtschaft sind das durchaus die erfolgreichen Technologieunternehmer.
Die von mir schon öfter zitierten Brynjolfsson und McAfee haben das Auseinanderdriften der Gesellschaft durch den technologischen Wandel, der die bislang dominante Mittelschicht immer weiter ausölt, in ihrem jüngsten Buch "The second Machine Age" schön beschrieben. Ob dagegen tatsächlich eine stetige Qualifizierung der Gesellschaft allein hilft, ist nicht ausgemacht.