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Samstag, 21. Mai 2016

Masken

Steve Jobs ist tot, und damit endete auch die Geschichte der großen Technopräsentationen mit Kultstatus von Apple. Google muss mehr schlecht als recht in die Lücke springen. So wieder einmal geschehen in der letzten Woche.

Die interessantesten Novität scheint der Google Assistent zu sein, die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz früherer Google-Produkte. Der Assistent soll eine quasi natürliche Unterhaltung, Fragen und Steuerung ermöglichen. Daraufsetzen ja mittlerweile auch die anderen Internetgrößen wie Microsoft, Facebook oder Amazon. Er wird in diverse Produkte eingebaut sein. Google stellte schon mal einen drahtlosen  Lautsprecher vor, der "always on" ist und alle Fragen beantwortet. Oder einen Kurznachrichtendienst à la WhatsApp.

Der oben zitierte Bericht über die  Entwicklerkonferenz findet diese Neuvorstellungen ja ziemlich unheimlich. Es kann aber auch ganz anders gehen. Da wird nicht die Maschine menschlich, sondern der Mensch schlüpft in die Maschine. So geschehen in dieser Reportage, in der der Autor über seine virtuelle Konferenzteilnahme in den USA berichtet. Er hat dies mit einem Telepräsenzroboter verwirklicht, und seine Reportage liest sich teils ziemlich skurril. Wenn er zum Beispiel zum begehrten Objekt der medialen Berichterstattung und ihm die Journalisten hinterherrennen, wenn er nicht selbsttätig Treppensteigen oder auch Aufzug-Knöpfe und Türklinken bedienen kann. Wenn bunte Fähnchen die unterschiedlichen Roboter voneinander unterscheidbar machen.

Das ist doch mal was anderes als ein Konferenz-Livestream, macht sicher auch mehr Spaß als Videokonferenzen. Zumal der Roboter vom Nutzer selbst navigiert wird, der sich in einer Einführung erst einmal einweisen lassen muss. Der Autor meint dazu, dass vertiefte Computerspiel-Erfahrungen hier durchaus hilfreich sind. Das ist dann nicht mehr virtual reality, sondern ... ?

Jetzt denke ich mir einmal dieses Szenario als Erfolgsgeschichte weiter. Wir alle können überall hin reisen, zumindest in die Haut von solchen Telepräsenzrobotern schlüpfen. Die Straßen und Plätze sind bevölkert von Telepräsenzlern. Wir schauen uns gegenseitig auf den Bildschirm. Aber vielleicht steckt ja nicht in jedem Roboter ein echter Mensch? Vielleicht sind das dann doch nur Simulationen. Schlaue Algorithmen.

In der Literatur ist das alles schon mal dagewesen. Ich empfehle dem geneigten Leser nur die Geschichte "Der Kalkulator " aus den "Sterntagebüchern" von Stanislaw Lem (hier die entscheidende Textpassage).

Und auch so mancher scheinbar künstlich intelligente Dialoge, der von schlauen Algorithmen generiert wird, bedarf dann doch der Hilfe menschlicher Geisteskraft. Die Washington Post berichtet, dass die Schöngeister unter uns wohlmöglich demnächst sehr gesuchte Arbeitskräfte Entschädigung Berlin sein werden.

Da kann ich nur sagen: studiert keine MINT-Fächer sondern Poesie!

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