Samstag, 16. August 2014

Digitale Agenda

Nächste Woche wird die Bundesregierung die Digitale Agenda im Kabinett beschließen. Darin steht vermutlich vieles, was nicht ganz neu ist: der Ausbau des Breitbandnetzes, die Vernetzung der Fabriken im Sinne einer digitalen Produktion und auch die Förderung von Gründern im Bereich IKT. Einige Überraschungen werden sicher auch drin sein in der digitalen Wundertüte - lassen wir uns überraschen.
Viel wichtiger ist aber eigentlich eine übergreifende Strategie und eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ressorts. Tatsächlich gibt es einige digitale Themen, in denen Deutschland nicht als Klassenprimus da steht, zum Beispiel bei den eher mageren und weiter zurückgehenden Gründungszahlen.
Die Bertelsmann-Stiftung hat gerade die Ergebnisse einer neuen Studie veröffentlicht, in der sich die Deutschen als potentielle Gründer outen, denen nur das nötige Know-how beziehungsweise die nötige Schulbildung fehlen.
Das haben die einschlägigen Industrieverbände schon immer gewusst und gefordert. Und tatsächlich, eine Studie aus Skandinavien zeigt, daß junge Menschen, die in der Schule ein entsprechendes Fach Wirtschaft oder Gründung belegten, hinterher häufiger und auch erfolgreicher gründeten. Aber Schulpolitik ist Ländersache, da wird der Bund nur wenig ausrichten können.
Ein anderes Betätigungsfeld betrifft die Finanzierung von Gründen. Erst letzte Woche hat das Wirtschaftsministerium stolz verkündet das der Mezzanin-Fonds der KfW deutlich ausgeweitet wird. Aber irgendwo muss noch mehr Geld her.
Der große Unterschied Deutschland zu den USA besteht ja unter anderem gerade darin, dass keine großen Investitionen von Pensionskassen und Versicherern in Start-ups erfolgen. Die deutschen Verbände haben sich jetzt dafür stark gemacht, die Möglichkeiten für solche Institutionen Investitionen zu verbessern und sich am Beispiel der Schweiz zu orientieren, die einen Zukunftsfonds geschaffen hat.
Ein weiteres Schlagwort der digitalen Agenda wird sicher auch die Crowd sein. Zum Thema Crowdfunding erschien gerade ein neuer Artikel, der auf Studien verweist, die die Weisheit der Crowd bei der Wahl der richtigen, erfolgversprechenden Projekte belegen - zumindest gilt dies für Projekte aus dem Kreativbereich. Außerdem scheint die Crowd weiblichen Entrepreneuren eher Geld zu geben als klassische Finanziers.
Allgemein steigt ja seit längerem das Volumen an Crowdfunding und Crowdinvesting -Mitteln stetig an. Im Vergleich zur traditionellen Finanzierung von Gründungsideen bleibt das zwar eine Nische, aber eine wachsende und für manche Geschäftsideen durchaus attraktive. Auch hierzu wird sich die Digitale Agenda der Bundesregierung äußern müssen. Der neue Kleinanlegerschutz der Bundesregierung zumindest wurde von der Crowdszene nicht wirklich goutiert.
Vielleicht rettet uns ja am Ende das Privatfernsehen ab August mit seiner neuen Gründershow und macht aus Deutschland ein Land der Gründer und Entrepreneure. Bei der Volksaktie haben die Werbeclips mit Manfred Krug ja damals auch eine echte Trendwende erreicht. Es muss ja nicht alles immer so abstürzen wie der alte neue Markt, oder?
 
P.S. Ein kleiner Nachklapp: Heute hat die Zeit im Wirtschaftsteil ihrer Printausgabe ein Portrait des sicheren Datenhafens Island - sozusagen die Hardwareergänzung zum Estnischen "Sichere-Identitäten"-Ansatz...
P.P.S. Und zur Gründershop "Höhle des Löwen" hier die Bewertung der Berliner Gründerszene nach dem Public Viewing..
P.P.P.S. ... und jetzt auch noch die TITANIC zur Digitalen Agenda...

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