Dienstag, 21. April 2015

Innovation und Alter

Vor geraumer Zeit arbeitete ich in einem meiner ersten Projekte schon einmal zum Thema Innovationsfähigkeit und Demographischer Wandel. Es ging damals im Förderschwerpunkt "Demotrans" vor allem um die Auswirkungen von / den Umgang mit alternden Belegschaften, in unserem Teilprojekt vor allem in Ostdeutschland.


Einen ganz anderen Aspekt des Demographischen Wandels habe ich die letzten Tage mit Blick auf älter werdende Unternehmenschefs kennen gelernt. Dieser Blogbeitrag fasst einige Trends und Konsequenzen zusammen, die in einer KfW-Publikation Ende März veröffentlich wurden. Es geht im kern um eine sinkende Investitionsbereitschaft älterer Unternehmen, und das angesichts eines zunehmend "alternden" Mittelstands. Der KfW-Beitrag setzt diesem Trend dann auch konsequenter Weise die weiter rückläufigen Gründungszahlen in Deutschland entgegen, die hier kein spürbares Gegengewicht entgegensetzen können.


 Ein weiterer Artikel des Blogs ne-na (Netznachrichten) nimmt die Berührungsängste des Mittelstands gegenüber der digitalen Revolution aufs Korn und schlägt schon den Bogen zu einer möglichen geringeren Innovationsorientierung. Auch hier sind es durchaus älter werdende Unternehmensführungen in den Chefetagen des deutschen Mittelstands, die einer offene Haltung gegenüber digitalen Innovationen zumindest nicht förderlich sind. Ich hatte zum Thema bereits im Dezember einen Blogbeitrag veröffentlicht.


Nimmt man nun noch die sinkende Innovationsorientierung des deutschen Mittelstands (siehe die jährliche ZEW-Publikation im Rahmen der Innovationserhebung oder auch das aktuelle Gutachten der Expertenkommission Forschung und Innovation), die ja seit vielen Jahren konsequent nach unten zeigt, so liegt zumindest der Verdacht nahe, das hier ein Zusammenhang besteht.


Auch viele andere Gründe könnten ursächlich für diesen Rückgang mittelständischer Innovationsanstrengungen sein: veränderte Innovationsregime in spezifischen Branchen, in denen nun vor allem die Großindustrie komplexe Innovationsprozesse managed, oder auch eine internationale Arbeitsteilung, die zu anderen Geschäftsmodellen des Mittelstands führt.


Zumindest sind junge Unternehmen kein echter Rettungsanker für einen innovationsperspektivisch etwas schwächelnden Mittelstand. Zum einen geht die Gründungsintensität wie gesagt zurück, so dass wenig "neues Blut" in den Mittelstand kommt. Bis zu einem gewissen Grad ist auch dies ein Effekt demographischer Veränderungen (und für etwa 2/3 des Rückgangs verantwortlich, wie Georg Licht vom ZEW in seinem Editorial hier ausführt).


Zum anderen ist eben auch die Zusammenarbeit von Mittelstand und Gründern eher wenig ausgeprägt. Der Trend geht ja aktuell eher zu Corporate VC der großen Konzerne (siehe auch mein Blogbeitrag hier), die so ihre eigenen Innovationsschwächen durch die Stärken der jungen, kreativen und schnellen Startups ausgleichen wollen.


Beruhigend nur, dass die demographische Falle nicht nur hierzulande zuschlägt. Und ebenfalls beruhigend, dass auch demographisch wachsende Staaten wie die USA ihre Probleme mit Mittelstand und sinkenden Startup-Quoten haben. Da muss es also auch noch andere Gründe geben...



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