Samstag, 15. Oktober 2016

Was bedeuten die Wirtschaftsnobelpreise für die Innovationspolitik,

Im Herbst ist Nobelpreis-Zeit. Jedes Jahr aufs Neue kürt die Schwedische Akademie der Wissenschaften die Nobelpreisträger, und da Alfred Nobel für die Wirtschaftswissenschaften einen solchen Preis nicht vorgesehen hatte, heilt die schwedische Reichsbank dieses bedauerliche Versehen durch einen eigenen Preis, den Alfred Nobel Gedächtnispreis, landläufig als Nobelpreis der Wirtschaftswissenschaften bezeichnet.

Ob diese Preisstiftung nun ein fieses, neoliberales Komplott gegen die Sozialdemokratie war, wie dieser Artikel behauptet, oder nicht, kann ich nicht einschätzen. Ich merke nur jedes Mal aufs Neue, dass ich ein einfacher Feld-Wald-Wiesen-Politologe bin und von den ausgezeichneten Wissenschaftlern in der Regel noch nie gehört habe. Und ich glaube nicht, dass das daran liegt, dass in der Regel Arbeiten ausgezeichnet werden, die schon 20 Jahre zurückliegen, damit da Preiskomitee sicher sein kann, nicht aufs falsche Pferd zu setzen.

Dabei lohnt sich auch aus Innovationspolitischer Sicht ein Blick auf die Thesen der jeweiligen Preisträger. Zum Beispiel habe ich zufällig gerade ein Buch des Nobelpreisträgers von 2012, Alvin E. Roth, gelesen, der sich mit Marktdesign beschäftigt. Gott sei Dank war es ein populärwissenschaftliches Buch, also auch für Politologen verständlich. Das Buch hat in der Tat, wie auch diese Rezension meint, einige Längen, trotzdem fand ich es erhellend. Zum Beispiel hat es mir noch einmal deutlich gemacht, wie stark die meisten Internet-Geschäftsmodelle, vor allem natürlich die digitale Marktplätze, auf neues Marktdesign setzen. Ein echtes Déjà Vue beschlich mich bei der Schilderung der Vergabe von Schulplätzen in den USA. Gleichen die beschriebenen Marktversagen nicht der Situation in Berlin, wo Kinder schon vor der Geburt für Kita und Schule angemeldet sein müssen, und dennoch ein chaotischer und ungeregelter Prozess dazu führt, dass bis zur letzten Minute keiner weiss, wer welchen Platz bekommt. Hier hätte ein wenig Politikberatung durch Herrn Roth gutgetan ..

Auch der Jahrgang 2016 ist nicht uninteressant. Dieser Beitrag von SWR2 versucht, die Kernthemen der aktuellen Nobelpreisträger zu erklären. Dabei scheinen die Steckenpferde der beiden frisch gekürte Nobelpreisträger durchaus Relevanz für das Innovationsgeschichte zu haben. Zum Beispiel, was die Beziehungen zwischen Gründern und Investoren angeht. So zumindest fasst der Blog von Gründerszene die Äußerungen von Oliver Hart zusammen. Wer in welcher Situation wie viele Anteile bekommt, scheint ein entscheidender Faktor zu sein. Und die Botschaft scheint laut des zitierten Artikel zu lauten: seid nicht zu gierig.

Ein anderer Beitrag verweist auf den Erklärungsgehalt der aktuellen Nobelpreisträger und ihre Theorien für eine sehr beschränkte Risiko- und Innovationsorientiertung in größeren Unternehmen, die ebenfalls auf ein Principal-Agent-Dilemma zurückgeht.

Über den letztjährigen Preisträger Angus Deaton hatte ich auch noch nicht gebloggt, aber schon zu einem seiner Themen, den randomised controlled trials. Hier noch ein Link auf ein neues Papier von ihm zu eben diesen randomised controlled trials.

Und nun eine letzte Bitte an die schwedische Reichsbank. Bitte akzeptiert nur Preisträger, die ihre Theorien auch im allgemein verständlichen Büchern vorab publiziert haben. Den Politologen zuliebe.

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