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Freitag, 28. November 2014

Zukunft der Industrie und Zukunft derArbeit

Gerade haben sich BMWi, BDI und IG Metall zu einem Bündniss "Zukunft der Industrie" zusammengeschlossen(hier die Meldung au der BMWi-Website mit Link zum "Gründungsdokument", hier ein Youtube Video zur entsprechenden Veanstaltung). Die Kommentatoren sind sich nicht einig. Einerseits ist das ein Erfolgsrezept Deutschlands, der Schulterschluss zwischen Sozialpartnern und Politik, die Kultur des Konsenses in wichtigen Fragen der Wirtschafts- und Innovationspolitik. Andererseits gab es auch schon viele sogenannte Bündnisse wie das Bündnis für Arbeit, die als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet sind.

Ich finde das Gründungsdokument gut geschrieben, es geht differenziert mit der Ausgangslage und ihren Herausforderungen um. Man muß jetzt sicher abwarten, was daraus wird. Ob die angekündigte Stiftung ihre Wirkung entfalten kann. Ich frage mich aber auch,  was aus den anderen Akteuren wird, die noch nicht eingebunden sind. Kern des Bündnissees zur Zukunft der Industrie ist ja das Thema Industrie 4.0, und das ist eigentlich ein Zukunftsprojekt der Hightech-Strategie, mit eigenen Plattformen. Müssen die sich jetzt unterordnen, läuft das einfach parallel weiter?

In der Auftaktveranstaltung hat die IG Metall übrigens gleich ein wichtiges Thema angesprochen, dass noch zu erheblichen Konflikten zwischen den neuen Partnern führen könnte. Wie wird sich die Automatisierung, die wohl mit Industrie 4.0 auch einhergeht, auf die Zahl und Qualität der industriellen Arbeitsplätze in Deutschland auswirken? 

Das ist dann die Diskussion um das Rennen gegen oder mit den Maschinen, das Race against the Machines von Brynjolfsson und Mcaffee, das meine Blogbeiträge immer wieder durchzieht. Dazu passt der neue Blogbeitrag des World Economic Forum mit der Frage, ob die von Brynjolfsson und Mcaffee vorausgesagte Aushöhlung der Mittelschicht schon messbar ist. Seine Antwort ist ja, und seine letzte Frage ist dann,  ob das die bildungspolitischen Versprechen - Studium garantiert höheres Einkommen - überhaupt noch gilt.

Und ist das dann nicht fast schon die deutsche Diskussion um Duale Ausbildung, Fachkräftemangel und falsche internationale Erwartungen (Stichwort OECD) nach noch mehr deutschen Studenten? Einer der sichtbarsten Diskutanten der aktuellen Diskussion ist Julian Nida-Rümelin, der gerade bei einer Veranstaltung der Böll-Stiftung zu Wort kam. Natürlich wurde auch in dieser Veranstaltung Qualifikation nicht als Hinderungsgrund für ein erfolgreiches Rennen gegen die Maschinen gesehen. An den strukturellen Effekten und einem möglichen Arbeitsplatzabbau wird das aber auch nichts ändern. Viel Spaß (und Erfolg) also bei Eurer Diskussion,  liebes Zukunftsbündnis Industrie.

Corporate Venture und veränderte Innovationssysteme

Investitionsstau allüberall. Keine Investitionen in Investitionsgüter und Anlagen, keine Investitionen in Infrastruktur, und leider auch keine Investitionen in Startups.

Der klassische Venture Capital Markt in Deutschland ist weiter eher scheintot, das zarte Pflänzchen Crowdinvesting könnte durch einen rigiden Kleinanlegerschutz gerade ausgetrocknet werden, nur eine Finanzierungsquelle für junge Unternehmen scheint eher größer zu werden: Corporate Venture, also die Investitionen von großen Konzeren in Gündungsideen.

Zumindest hat der Economist in einem gerade veröffentlichten Artikel die wachsende Zahl und Bedeutung von Corporate Venture Aktivitäten beschrieben (siehe auch hier) und den Eindruck hinterlassen, dass da richtig die Post abgeht. In Berlin muss man auch dieses Gefühl haben, wo doch ein Konzern nach dem anderen seinen Inkubator eröffnet.

Corporate Venture tut sich aber nicht unbedingt leicht mit der Gründungsunterstützung. In Gründerszene hat gerade Jan Beckers sechs Gründe aufgeführt, die eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Gründern und großen Unternehmen bisweilen schwierig machen:
  1. Fokus: Firmen sollten auf dem Gebiet bleiben, auf dem sie sich gut auskennen und wirklich stark sind. Sonst ist nicht möglich, den Gründern mit ihren Geschäftsmodellen weiterzuhelfen. Auch Synergien seien sonst nur schwer herzustellen.
  2. Team: Großen Firmen fällt es schwer, die besten und begabtesten Gründer und Gründerteams zu identifizieren. Wirklich starke Persönlichkeiten würden sich nur selten an die großen Unternehmen wenden, weil sie um ihre Unabhängigkeit fürchten.
  3. Incentives: Junge Firmen brauchen für den Start eine Menge Eigenkapital. Hier sind Firmeninkubatoren oft zu vorsichtig. Man will zu schnell Ergebnisse und Rendite sehen. Vorher gibt es nur wenig Geld. Oft zu wenig, um durchschlagenden Erfolg zu haben.
  4. Schnelle Entscheidungen: Für junge Unternehmen sind die Entscheidungswege in großen Firmen zu intransparent. Oft dauert es viel zu lange, bis wichtige Entscheidungen getroffen werden. Bei Neugründungen – gerade im digitalen Bereich – überlebt aber oft nur der schnellste.
  5. Synergien: Nur selten wird eine Verbindung zwischen dem traditionellen Geschäft der großen Firmen und ihren Neugründungen hergestellt. Dabei könnte man viel effektiver und erfolgreicher sein, wenn Synergien geschaffen würden.
  6. Kultur: Große Traditionsfirmen haben oft eine Unternehmenskultur, die sich nicht mit dem jungen, schnellen Gründergeist verträgt. Bei Startups will sich jeder Mitarbeiter als Mitinhaber fühlen. Und nicht nur als Angestellter eines unübersichtlichen Riesenkonzerns.
Die lange und nicht immer erfolgreiche Geschichte von Corporate Venture seit den 60er Jahren zeichnet aus US-amerikanischer Perspektive eine zweiteigige Artikelserie (Teil 1 hier und Teil 2 hier) nach. Sie sieht gute Chancen, dass Corporate Venture aus seinen Fehlern gelernt hat und heute besser gerüstet ist, um aus der Zusammenarbeit mit Startups auch wirklich alles herauszuholen.

Soviel also zur Rückbetrachtung und zur aktuellen Situation. Warum aber ist Corporate Venture wieder am Kommen und wohin führt das ganze? Meine Hypothese ist, der Trend liegt im sich fundamental verändernden Innovationsregimen begründet. Die Investitionsaufwendungen verschieben sich tendenziell zu den Großkonzernen, die eine noch zentralere Rolle im Innovationsprozess einnehmen, dabei aber ihr eigenes Innovationsverhalten ändern. Open Innovation und globalisierte Innovationsprozesse sind weitere Indizien für diese Veränderungsprozesse. Innovationsprozesse werden ausgelagert an Partner, danach aber wieder in die eigenen Prozesse integriert. Kleine und junge Unternehmen sind die krativen Werkbänke der Großen, sie werden erst unterstützt und dann einverleibt. Die Pharma-/Biotechbranche hat es vorgemacht, andere Branchen werden Stück für Stück folgen, wie z.B. die Zeitungsverlage - Beispiel Holtzbrinck Ventures, die so die Digitalisierung ihrer Branche zu überleben hoffen.

Was sich perspektivisch ändert, ist das Konzept des Unternehmens selber. Es ist keine klar definierte und nach außen abgegrenzte Organisation mehr, es hat offene Schnittstellen, Sateliten in seinem näheren Umfeld und des ist auch räumlich nicht mehr auf ein Land einzugrenzen. Somit ist die wachsende Bedeutung von Corporate Ventures zwar wichtig für die Gründerszene, aber viel eher ist es ein Indiz für sich verändernde Unternehmenslandschaften bei traditionellen Konzernen. Ein Krisensymptom sozusagen, oder ein weitererevolutionärer Schritt in der Entwicklung des Modells Unternehmen. 

P.S. Das Handelsblatt hat gerade einen kleinen Artikel veröffentlicht, in dem die zunächst etwas skurril klingende Idee beschrieben wird, dad Gründer als Retter der Nachfolgeprobleme von Familienunternehmen herbeieilen. Großunternehmen übernehmen Gründer, diese übernehmen Familienunternehmen...

Sonntag, 23. November 2014

sportliche Zukunft

Die Süddeutsche beichtet, dass der Versicherungskonzern Generali seinen Kunden neu Vergünstigungen gegen Datenvon Fitnessapps anbietet. Wer Sport treibt und seine Daten weiterleitet, bekommt Gutscheine und vielleicht auch Tarifnachlässe. Die Meldung hat ziemlich schnell zu einer Reihe von Artikeln geführt, die sich kritisch mit diesem Ansinnen auseinandersetzen. Der Tagesspiegel schreibt empört, dass die Verführung (reduzierter Beiträge..), der erste Weg in die Unfreiheit ist. Die Süddeutsche meint, das individualisierte Tarife eine große Gefahr bergen: Sie führen das Prinzip der Versicherung ad absurdum. Versicherer gleichen eigentlich verschiedene Risiken aus, zwischen vielen Kunden und auch über die Zeit.

Man kann das auch gelassener sehen, schließlich sind Versicherungen schon früher großzügig gewesen, wenn ihre Kunden sich um ihre Gesundheit kümmern. Sportkurse wurden anteilig mitfinanziert, Vorsorgeuntersuchungen honoriert. Jetzt untersützt halt eine neue Technologie diese Politik. Andere Versicherer machen dass übrigens schon länger, zum Beispiel die KFZ-Versicherungen mit Backboxes zum Fahrverhalten. Aber die Daten der Fitness Tracker sind schon deutlich intimer als die Anmeldebescheinigen zum Yoga Kurs. In einer Stimmung, in der Datensammelwut der Interetkonzerne als existentielle Bedrohung wahrgenommen wird, schlägt dann die Meldung zu Generale ein wie eine kleine Bombe.

Der gläserne Kunde und Internetsurfer bricht ein Versprechen der Moderne, die Anonymität der Masse. Jedes Individuum soll das Recht haben, sich selbst nach seinen eigenen Interessen und Vorlieben zu entfalten. Die soziale Kontrolle der engen Verhältnisse vormoderner Gesellschaft soll  zurückgedrängt werden, der Klatsch und Tratsch der Dorfkneipe aufhören. Es geht keinen an, was ich denke und tue. Den szialen Zwängen soll die individuelle Entfaltung folgen.

Damit ist es jetzt wieder vorbei. Google kennt mich, Facebook kennt mich, und jetzt auch noch mein Versicherer. Und während mir Google nur die am besten auf meine geheimen Wünsche abgestimmte Werbund verkaufen (oder das "beste" Suchergebnis präsentieren) kann, droht die Versicherung, gutes Verhalten zu belohnen und schlechtes zu bestrafen. Mich erinnert diese Diskussion auch an eine Debatte um die Individualisierte Medizin, die ich vor ein paar Jahren im Rahmen der Vorstellung eines Berichts des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag TAB zur Individualisierten Medizin miterlebt habe. Damals ging es unter andere darum, ob eine verbesserte Kenntnis der individuellen Dispositionen und Krankheitsrisiken nicht auch eine Verpflichtung deseinzelnen mitsich bringen würde, sich entsprechend verantwortungsvoll zu verhalten. Wer ein erhöhtes Risiko zu Herzgefäßerkrankungen hat und weiterhin frisst und säuft, muss der nicht wegen selbstschädigendem Verhalten (und damit auch erhöhten gesellschaftlichen Kosten) "bestraft werden, zum Beispiel durch andere Versicherungsprämien?

Das wäre ein sehr paternalistisches Staat und eine sehr erzieherische Gesellschaft. Vielleicht dann doch eher sanfter Zwang? Ist das nicht auch die Idee der vielen Fitnesstracker? Sich selbst zu konditionalisieren durch ein direktes Feedback? Nicht soziale Kontrolle, sondern eine elektrisch verstärkte Selbstkontrolle, eine digitales Überich sozusagen? Und die Entsprechung auf politischer Ebene, ist das nicht Nudging? Da scheint die Bundesregierung ja auf dem richtigen Weg zu sein (hier zum Beispiel geht es um Fettleibigkeit, liebe Krankenkassen), auch wenn hier die Empörungswellen wieder ähnlich hoch schlagen (hier zum Beispiel). Wobei der Spiegel einige kreative Ideen dazu parat hat, wie die Regierung selbst ein gutes Beispiel sein könnte...


Foresight mal anders

Beim Surfen auf der ARTE-Website bin ich neulich über einen hübschen Beitrag vom 10.11.  (wenn Fiktion zur Realität wird) gestolpert. Es geht um Science Fiction, die Realität wird. Haben Science Fction Autoren technologsche Entwicklungen und Produkte der Zukunft vorausgesagt? Wissen sie, was morgen kommt?

Der beste Verweis geht dabei auf den sogenannten Dystopia-Tracker, der konkrete Science Fiction Autoren behandelt. Sowas ist nicht ganz neu (siehe auch meinen älteren Blogbeitrag hier), das Interessante am Dystopia-Tracker ist vor allem der Tracker, also der Versuch, in der Crowd (oder etwas weniger patetisch mit Einträgen der Leser) auf einer Timeline die Schritte zur Umsetzung der Utopie (bzw. wie im Namen schon angekündigt in der Regel eher der Dystopie) zu tracken. Endunkt ist der fiktive Handlungszeitpunkt der jeweiligen Science Fiction Story.

Einer der Lesekommentare verweist darauf, dass sich die Autoren durch ihr Erfindung der Zukunft in die Entwickung der Zukunft einmischen. Sie geben Vorbilder, an denen sich spätere Technologieentwicklungen orientieren. Sie werden immer wieder rezipiert beeinflussen damit unsere Vorstellung der Möglichen und Wünschenswerten. Selbst die Ästhetik des Science Fiktion wird zum Teil zur Mode von Morgen. Nicht die Trainingsanzüge von Rauschiff Enterprice vielleicht....

Ich könnte jetzt mitmachen und einen Artikel auf Netzpolitik posten, in dem vom Einsatz einer Vorhersagesoftware durch die britische Polizei berichtet wird, die damit die Wahrscheinlichkeit von Straftaten von Gang-Mitgliedern bestimmen möchte. Aberob das tatsächlich etwas mit Minority Reprt zu tun hat?

Eine ganz andere Art von Future Tracker stellt Nesta vor. Hier werden im Vorfeld der komenden britischen Wahlen die Zukunftsdiskurse der Kandidaten und Parteien mithilfe von Textmining Software auf ihre Bezüge zur Zukunftsentwicklung analysiert. Es geht darum, in wieweit - und mit welchen Inhalten - sich die Vorwahldiskussion auf wichtige Zukunftsthemen richtet. Natürlich hat Nesat schon eine eigene Idee, was denn die wirklich wichtigen Themen wären, die Großbritaniens Zukunft prägen und diskutiert werden sollten. Na,wenn da mal nicht wieder die Beschreibung der Zukunft auch Einfuss auf die Zukunft hat...

Donnerstag, 13. November 2014

noch einmal the entrepreneurial state

Eigentlich wollte ich mich ja nicht beständig nur Modethemen widmen, aber heute muss ich doch noch einmal auf Mariana Mazzucato zurückkommen, die ich schon in meinem letzten Blogbeitrag thematisiert hatte. Gerade ist ein wirklich lesenswerter Artikle von Stian Westlake bei Nesta erschienen, der sich sehr lobend, aber vor allem deutlich kritisch mit Mazzucatos neuem Buch vom Entrepreneurial State auseinandersetzt. Auch in Deutschland wächst die Aufmerksamkweit für Mazzucato und ihre These. Über den Artikel im Manager Magazin und ihren Auftritt letzte Woche auf der Falling Walls Konferenz hatte ich berichtet, ARTE bringt am Samstag eine Diskussionssendung mit ihr, auch die Wirtschaftswoche portraitiert sie und ihr neues Buch in einem Artikel.

Doch zurück zum Nesta-Artikel. Der bejaht mit Nachdruck Mazzucatos Ausgangsthese, dass der Staat sich nicht aus der Innovationspolitik zurückziehen darf, sondern gerade durch seine Aktive Rolle bei der Förderung von Grundlagenforschung die wesentliche Voraussetzung für marktfähige Produkt schafft. Der Staat geht eher langfristige Risiken ein als private Investoren, und jede Forschung ist mit erheblichen Risiken verbunden. Drei Punkte stoßen Westlake allerdings gehörig auf.

Erstens sieht er Mazzucatos Definition von Innovation als viel zu eng an. Auch die Integration von Technologien in einem neuen, marktfähigen Produkt (also das E in FuE) ist eine innovative Leistung. Apple hat mit seinem iPhone geschafft, was andere Firmen zuvor nicht konnten, obwohl die grundlegende Forschung zu den technologischen Komponenten bereits lange abgeschlossen war. Und Firmen investieren einen Haufen Geld in diese Entwicklung, die auch nicht immer von Erfolg gekrönt ist und daher immer wieder sehr risikohaft für die Firmen ist. Letztlich zielt der Vorwurf von Mazzucato einer mangelnden Risikobereitschaft also eher auf das sogenannte Risikokapital als auf Technologieunternehmen. Im aktuellen Brand Eins (Schwerpunktthema Scheitern)  ist übrigens ein schöner Artikel zu Googles vielen fehlgeschlagenen Risikoinvestitionen in neue Technologien.

Zweitens sieht er auch den "Profit" staatlicher Investitionen weniger kümmerlich an als Mazzucato. Die Kunden der Produkte profitieren bei manchen Produkten erheblich, und damit indirekt auch wieder die Volkswirtschaft und der Staat. Er zitiert z.B: eine Studie, nachdem die frei verfügbare Google Suche pro Person und Jahr einen Wert von 500 hat.Unternehmenssteuern sind im übrigen (auch wenn einige multinationalen KOnzerne geschickt Steuern umgehen - und darauf zeilt Mazzucatos Argument insbesondere) eine wesentliche Einnahmequelle des Staates.

Ganz und gar unzufrieden ist er schließlich mit den Politikempfehlungen Mazzucatos, vor allem dem Vorschlag dass der Staat sich an Unternehmen beteiligen sollte. Das von Mazzucato angeführte israelische Beispiel Yosma sehe explizit vor, dass sich private Eigner von der staatlichen Beteiligung freikaufen könnten. Damit fließe keineswegs der erhebliche Gewinn ursprünglich staatlich finanzierter Forschung in größerem Maße wieder in die Staatskassen zurück. Auch andere Mechanismen eines Rückflusses der staatlich "investierten" Forschungsmittel hält Westlake für unausgegoren und kontraproduktiv. Am Ende darf der Staat nicht innovative Firmen gegenüber den nichtinnovativen bestrafen.

Am Schluss bringt Westlake eine Riehe von Beispielen, wo der Staat (z.B. auch die vielgelobte DARPA) vergeblich versucht hat, technologische Durchbrüche herbeizufinanzieren. Das allerdings wiederspricht meiner Meinung nach nicht Mazzucatos Grundidee. Es geht ja um Risiko, und damit auch um die Möglichkeit des Scheiterns. 


Sonntag, 9. November 2014

Innovationssplitter


Ein ganzer Monat ohne einen neuen Blog- Beitrag in Innovaionen-global, ist denn nichts berichtens- und kommentierungswürdiges passiert? Natürlich schon, und alles passt nicht einmal mit rotem Faden in einen Blogbeitrag, daher heute eher in loser Schüttung und unvollständig meine Hinweise und Anmerkungen zu aktuellen Innovationsgeschehen:

Heute findet die Falling Walls Konferenz in Berlin statt,auf der die wissenschaftlichen Durchbrüche der Zukunft in Kurzvorträgen präsentiert werden und ein zahlungskräftiges Publikum anlocken sollen - sozusagen die deutsche Antwort auf TED. Eine der Gäste ist Mariana Mazzucato, über die ich schon vor einiger Zeit gebloggt habe. Das Manager Magazin kürt sie zum Star der internationalen Ökonomenszene und portraitiert sie in einem netten Artikel. Eine ihrer zentralen Thesen ist ja, dass der Staat eine wichtige Rolle im Innovationsgeschehen spielt und in den neoliberalen Ländern wie GB und USA gegenüber der Rolle der Unternehmen unterschätzt wird.

Vor einer Woche ist derdiesjährige Innovationsindikator erschienen.Die Autoren schreiben unter anderem:

"Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Indikatorwert Deutschlands kaum verändert, auch die Rangplatzierung ist dieselbe. Im längerfristigen Vergleich konnte Deutschland seinen Aufholprozess, der 2005 startete, absichern, aber nicht fortführen. Nach 2010 fand keine Verbesserung der deutschen Innovationsleistung im Vergleich zu den wichtigsten Wettbewerbern statt."

und etwas später:

"Wesentliche Ursachen für die leichte Verschlechterung der Innovationsleistung der Wirtschaft sind vergleichsweise geringe Wagniskapitalinvestitionen, eine wenig dynamische Entwicklung der internationalen Patentanmeldungen, ein verhaltenes Wachstum der Beschäftigung in den wissensintensiven Dienstleistungen sowie ein langsamerer Zuwachs der FuE-­Ausgaben der Unternehmen."

Der Politik in Deutschland bescheinigen die Autoren allerdings ein zunehmendes Engagement (ganz im Sinne von Frau Mazzucato) und loben auch die Anstrengungen im Bildungssektor.


Rainer Frietsch vom Fraunhofer ISI kommentiert in diesem kurzen Video einige zentrale Ergebnisse

Weitere Highlights: Finnland hat seine Nokia-Kise villeicht nicht überwunden, aber doch eine Trendwende erreicht.

Und die absolute Überraschung für mich, angesichts des aktuellen Jammerns über Europas Investitionsschwäche und wirtschaftlichen Sbschwungs: Europa ist Vergleich zu Asien und Amerika stärker geworden.

"Im Vergleich der drei großen Wirtschaftsräume Asien, Europa und Nordamerika hat Europa seit dem Jahr 2000 seine Innovationsleistung langsam, aber stetig verbessert. 2010 hat der alte Kontinent das bis dahin führende Nordamerika als innovationsstärkste Region abgelöst."


Und zu guter letzt noch ein jahreszeitlicher Hinweis: Der Herbst ist gekommen, der Winter steht auch schon vor der Tür, und spätestens im Januar rollt die jährliche Grippewelle auch über die nördliche Hemisphäre. Da lohnt vielleicht der Blick auf den Google Fluw Trend, um die Wahrscheinlichkeit einer Infektionswelle abzuschätzen. Das Tool war zuletzt in die Kritik geraten, weil die Prognoseleistung doch geringer als zunächst erhofft war. Jetzt kündigt Google an, traditionelle Gesundheitsdaten in die Analyse zu integrieren und dmit einen Hybrid aus social network data Analyse und klassischen epidemologischen Daten zu schaffen. Dieser Artikel meint, dass ist die Zukunft von Big Data Analyse. Die Chancen von BigData für die Epidemologie sind sicher noch nicht ausgereizt. Ebola hat ja deutlich in der Medienaufmerksamkeit nachgelassen, aber ist als Gefahr sicher nicht gebannt. Dieser Artikel beschribt die neue Plattform HealthMap, die den Ebola-Ausbrch angeblich 9 Tage vor der Weltgesundheitsorganisation feststellte.  

À propos Prognose: NESTA stellt stellte diese Woch seinen Political Futures Tracker vor, der die Aussagen von Plitikern zur Zukunft per Textmining extrahieren soll. Ein Blog mit regelmäßigen Updates ist angekündigt, ich bin gespannt.