Gerade haben sich BMWi, BDI und IG Metall zu einem Bündniss "Zukunft der Industrie" zusammengeschlossen(hier die Meldung au der BMWi-Website mit Link zum "Gründungsdokument", hier ein Youtube Video zur entsprechenden Veanstaltung). Die Kommentatoren sind sich nicht einig. Einerseits ist das ein Erfolgsrezept Deutschlands, der Schulterschluss zwischen Sozialpartnern und Politik, die Kultur des Konsenses in wichtigen Fragen der Wirtschafts- und Innovationspolitik. Andererseits gab es auch schon viele sogenannte Bündnisse wie das Bündnis für Arbeit, die als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet sind.
Ich finde das Gründungsdokument gut geschrieben, es geht differenziert mit der Ausgangslage und ihren Herausforderungen um. Man muß jetzt sicher abwarten, was daraus wird. Ob die angekündigte Stiftung ihre Wirkung entfalten kann. Ich frage mich aber auch, was aus den anderen Akteuren wird, die noch nicht eingebunden sind. Kern des Bündnissees zur Zukunft der Industrie ist ja das Thema Industrie 4.0, und das ist eigentlich ein Zukunftsprojekt der Hightech-Strategie, mit eigenen Plattformen. Müssen die sich jetzt unterordnen, läuft das einfach parallel weiter?
In der Auftaktveranstaltung hat die IG Metall übrigens gleich ein wichtiges Thema angesprochen, dass noch zu erheblichen Konflikten zwischen den neuen Partnern führen könnte. Wie wird sich die Automatisierung, die wohl mit Industrie 4.0 auch einhergeht, auf die Zahl und Qualität der industriellen Arbeitsplätze in Deutschland auswirken?
Das ist dann die Diskussion um das Rennen gegen oder mit den Maschinen, das Race against the Machines von Brynjolfsson und Mcaffee, das meine Blogbeiträge immer wieder durchzieht. Dazu passt der neue Blogbeitrag des World Economic Forum mit der Frage, ob die von Brynjolfsson und Mcaffee vorausgesagte Aushöhlung der Mittelschicht schon messbar ist. Seine Antwort ist ja, und seine letzte Frage ist dann, ob das die bildungspolitischen Versprechen - Studium garantiert höheres Einkommen - überhaupt noch gilt.
Und ist das dann nicht fast schon die deutsche Diskussion um Duale Ausbildung, Fachkräftemangel und falsche internationale Erwartungen (Stichwort OECD) nach noch mehr deutschen Studenten? Einer der sichtbarsten Diskutanten der aktuellen Diskussion ist Julian Nida-Rümelin, der gerade bei einer Veranstaltung der Böll-Stiftung zu Wort kam. Natürlich wurde auch in dieser Veranstaltung Qualifikation nicht als Hinderungsgrund für ein erfolgreiches Rennen gegen die Maschinen gesehen. An den strukturellen Effekten und einem möglichen Arbeitsplatzabbau wird das aber auch nichts ändern. Viel Spaß (und Erfolg) also bei Eurer Diskussion, liebes Zukunftsbündnis Industrie.