Freitag, 4. Juli 2014

Innovationskritik

Eigentlich stehen in diesem Blog ja die spannende Nachrichten über die schöne neue Welt der Innovation. In den letzten 2 Wochen sind mir aber einige sehr spannende Artikel über den Weg gelaufen, die sich ziemlich kritisch mit Innovationen auseinandersetzen.
Besonders gut hat mir ein Artikel gefallen, der in der Zeit vom 26. Juni erschienen und mit dem Titel Teile und verdiene überschrieben ist. Er beschäftigt sich mit der sharing economy und formuliert sieben Thesen: 1. Unternehmen unterlaufen Arbeitsstandards und Rechtsvorschriften, 2. Firmen bereichern sich an dem, was andere anbieten, 3. Es entsteht ein neues Prekariat aus Tagelöhnern, 4. Die Tauschwirtschaft nützt vor allem jenen, die selbst haben und besitzen, 5. Aus idealistischen Ideen werden renditeorientierte Geschäftsmodelle, 6. Vertrauen wird ersetzt durch Kontrolle, 7.  Menschliche Beziehungen werden zur Ware. Anlass des Artikels ist natürlich der Taxifahrer Streik der letzten Wochen. Der Artikel spitzt den Begriff der sharing economy ziemlich zu; bewusst setzt er diesem ein idealistisches Verständnis von sharing economy gegenüber, das fast in Richtung Gutmenschentum und naiver Sozialromantik geht. Aber er bringt doch passend auf den Punkt, dass die schöne neue Welt der digitalen Kommunikation nicht ins Paradies führt und auch an den sozialen Realitäten zunächst wenig ändert. In dieselbe Kerbe schlug übrigens zwei Tage später ein Artikel des  Tagesspiegel, der sich auch mit der selbstlosen und nachhaltigen oder auch nicht so selbstlosen und nachhaltigen Szene rund um die sharing economy beschäftigte. Technik macht uns nicht besser und glücklicher; auch mit Technik müssen wir richtig umgehen. Optimistische Zukunftsvisionen verlieren dies vielleicht manchmal doch aus dem Blick. Dazu passt ganz gut meine nächste Literaturempfehlung.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat im Juni eine Broschüre zur Smart City herausgegeben, in der sehr abgewogen Chancen und Risiken der Smart City beschrieben und vor industriegetriebener Euphorie gewarnt wird. Risiken sind nach Einschätzung des BBSR noch unterbewertet, Partizipation kann auch ausschließend wirken, da nur eine Minderheit tatsächlich aktiv mitwirkt. Auch anderswo haben sich Stadtplaner kritisch mit dem optimistischen Bild der Smart City hat ein anderer gesetzt wieder Blogbeitrag Against the Smart Cities zeigt. Und wer finanziert die tollen Technologielösungen? Natürlich die Crowd. Auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt: crowd washing ist vielleicht der neue Kampfbegriff.

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