Sonntag, 7. Dezember 2014

Einwanderung, Nationalgefühl und Diversity

Enwanderung ist gerade mal wieder eines der Top-Themen in Europa. Divid Camron hat in seine lang erwarteten Europa-Rede eine Begrenzung der europäischen Arbeitsmgration oder zumindest eine Begrenzung ihes Zugangs zum britischen Sozialsystem gefordet (hier ein Interview dazu mit Elmar Brok). Die Schweizer haben sich in einem Referendum gegen eine - fundamentalökologisch argumentierte -deutliche Beschränkung der Zuwanderung ausgesprochen, nachdem sie erst Anfang des Jahres einem ähnlichen Referendum zugestimmt hatten. In Deutschland ist es hingegen still, und das sogar, obwohl sich eine Menge tut:

Gerade hat die OECD eine neue Studie zur Einwanderung (OECD Migration Outlook 2014) vorgestellt. Demnach ist Deutschland jetzt (in absoluten Zahlen) Vizeweltmeister
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie erklärt ganz schön Thomas Liebig, einer der Autoren, in einem Interview des Deutschlandfunk. Im vergangenen Jahr erst hatte die OECD sich die deutschen Zuwanderungsregeln genauer angeschaut und ein ziemlich positives Resumée gezogen, aber auch eine ganze Reihe von Handlungsempfehlungen formuliert (z.B. Ausdehnung der Einwanderungsgenehmigungen auf Personen mit mittleren Bildungsabschlüssen, Öffnung für die berufliche Migration aus Nicht EU-Ländern).

Das sind die Fakten, aber waum ist das so, und wie gehen die Deutschen damit um? Die Attraktivität Deutschlands, gerade in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen, dürften mit der stabilen wirtschaftlichen Lage sicher schon weitgehend erklärt sein, ähnlich geht es übrigens den beiden oben genannten Ländern Großbritannien und Schweiz.

Auch die Einstellung der Deutschen zu Einwanderung hat sch fundaental geändet, und dies macht das Land vielleicht auch attraktiver Eine Studie zeigt im Vergleich zu Großbritanien, wie drastisch sich die deutsche Bevölkerung geöffnet hat. Sie glaubt, dass ihre Regierung eine gute Arbeit in der Innovationspolitik gemacht hat und dass Einwanderung gut für die Wirtschaft ist.

Und schließlich hat sich das Bild der Deutschen von sich selbst verändert. Die Studie "Deutschland postmigrantisch" -ebenfalls dieserTage vom BIM vorgestellt, macht deutlich, dass sich die Deutschen nicht mhr vorrangig über Abstamung von deutschen Eltern, sondern eher über Kenntnisse der deutschen Sprache (das kann man lernen) und deutsche Staatsbürgerschaft (die kann man in Deutschland mittlerweile sogar auch beantragen) definieren. Eine moderne, offene Nation also? Gerade Muslimen gegenüber sind viele Deutsche dann doch nicht so offen.  Insgesamt aber ist das Ergebnis der Studie eher ermutigend, und so wurde sie auch von den Medien aufgegrffen.

Die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland durch die Politik hat ziemich lange gedauert. Nun scheint auch die Gesellschaft dieses neue Verständnis verinnerlicht zu haben. Für uns alle ist das eine gute Nachricht, angesichts einer alternden Bevölkerung ist ein bisschen mehr Zustrom von außen ganz gut zu gebrauchen. Auch für den Innovationsstandort Deutschland wird sich das positiv auswirken. Wie eine gerade erschienene Studie am Beispiel Großbritaniens zeigt, fördert kulutrelle Diversität und Einwanderung Unternehmertum und Startup-Kultur, allerdings mit bestimmten Einschränkungen. Es sind eher die frisch Zugewanderten, die den Unternehmergeist mitbringen. Und die Qualifikationen der Zugewanderten haben natürlich auch einen Einfluss. In diesem Sinne ist die augenblicklicheSituation Deutschlands also ganz schön vielversprechend. Obwohl man die eingangs zitierten OECD-Zahlen nicht überbewerten darf. In Prozent der Bevölkerung ist dieZuwanderung nach Deutschland sogar unter dem OECD-Durchschnitt, und die Schweizer sind auf Platz 1....


Und zu guter Letzt noch ein Blick auf die Meinung deutscher Startups darüber, in wieweit ein steigender internationaler Zuzug die Gründungssituation in Deutschland verändert hat oder verändern wird. Im Rahmen des Trendbarometers junge IKT, das ich zusammen mit Kollegen jährlich erstelle und das auf eine Befragung junger IKT-Unternehmen beruht, haben wir uns auch das Thema Zuwanderung und ausländische Fachkräfte angeschaut. Demnach scheinen Gründer aus dem Ausland in Deutschland noch keine wirklich große Rolle zu spielen, internationale Fachkräfte hingegen werden schon jetzt von vielen Gründern in Deutschland gesucht.


P.S. Die Diskussion um Zuwanderung reißt auch angesichts von PEGIDA und CSU-Vorschlägen zum privaten Sprachgebrauch in Deutschland nicht ab. Das Thema Sprachgebrauch daheim wird aus linguistisches Sicht hier sehr schön vom Sprachlog aufgearbeitet. Da scheint die CSU ja ziemlich schief gewickelt zu sein. Das BMWi wiederum bringt aktuell ein Positivbeispiel mit seinem Unternehmenspreis "Mit Vielfalt zumErfolg" für Willkommenskultur in KMU, für den es aktuell wieder um Teilnehmer wirbt.

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