Samstag, 14. Juni 2014

Berlin Smart City - Chance oder soziales Risiko


Berlin möchte Smart City werden. Im Mai fand der erste Smart City Summit statt, die Technologiestiftung Berlin hat zu diesem Anlass eine Studie zur Smart City Berlin veröffentlicht. Auch die Forschung in Berlin schläft nicht, die TU Berlin hat ihre Forschungsaktivitäten kürzlich auf einer Plattform zusammengeführt. Der Tagesspiegel titelte gar, Berlin wolle Europas schlauste Stadt werden. À propos Tagesspiegel. Der hat jetzt eine neue schicke App (Tagesspiegel Radar) vorgestellt, in der Meldungen und Berichte mit Geodäten verknüpft werden und automatisch auf dem Smartphone aufpoppen, wenn man die entsprechende Gegend in Berlin durchläuft oder fährt. Ich hab das die letzten beiden Wochen mal getestet und finde das ein ziemlich nettes kleines Gadget der Smart City!

Die Berliner Senatsverwaltung denkt natürlich weiter und möchte die ökonomische Zukunft der Stadt mit dem Thema Smart City verbinden. Das könnte angesichts der kreativen Energie und Attraktivität der Stadt ganz gute Chancen für ein Erfolgsmodell haben, könnte aber auch ungeahnt nach hinten losgehen. Die aktuellen Proteste der Taxi-Fahrer weltweit gegen Apps wie Uber zeigen, wie viel sozialer Brennstoff auch in der schönen neuen Welt der sharing economy liegt, die eine smart City Berlin mit prägen könnte.

Die ganze Debatte um die ökonomischen und sozialen Voraussetzungen und Folgen der sharing economy hat sehr schön der Bruegel-Blog in einer Blog Review zusammengestellt. Bauen die neuen Geschäftsideen vor allem auf Regelbrüchen auf, die notwendige (oder auch veraltete) Regulierungen für Dienstleistungen in Frage stellen (das Argument der Taxifahrer)? Ist die sharing economy der einzige Ausweg für die Verlierer der digitalen Revolution, die angesichts breiter Automatisierung von Produktion und Dienstleistung sonst keine Arbeit mehr finden? Ist der Boom der sharing economy eher ein Krisenzeichen, um angesichts schwächelnder Arbeitsmärkte und sinkender Durchschnittseinkommen doch noch über die Runden zu kommen? Das wäre ja eine echte Chance für den chronisch knappen Berliner Haushalt und eine eher arme Stadtbevölkerung... Ist nicht die Technologie das eigentlich neue, sondern eine neue Kultur des Vertrauens in der Gesellschaft?

Wie schön man Stadtpolitik mit kreativen neuen sozialen Medien machen kann, zeigt übrigens die Website Radwende, die für mehr Radwege in Wiesbaden arbeitet. Wär doch auch was für Berlin, oder?

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