Samstag, 22. April 2017

Und noch mal March for Science

Eigentlich wollte ich ja nicht über den March for Science schreiben, dazu sind doch eigentlich schon genug Beiträge in den letzten Tagen und Wochen erschienen. Aber als ich mir heute früh noch einmal meine Bookmarks dazu angeschaut habe, fand ich die Vielfalt der Beiträge doch bemerkenswert, daher hier ein Überblick über die besonders interessanten Aspekte.

Es gibt eigentlich kaum einen Beitrag, der das Anliegen grundsätzlich in Frage stellt. Alle finden das Motiv richtig und wichtig. Wissenschaft muss gestärkt werden. Dennoch finden sich viele skeptische Beiträge, die ein Haar in der Suppe finden.

Wie kann man sich gegen eine Vereinnahmung durch das Wissenschafts-Establishment wehren, und gegen den Eindruck, hier nur gegen Trump zu demonstrieren?

Verschleiert eine solche Demonstration nicht gerade, dass Wissenschaftler natürlich auch parteiisch ist und dass sie immer nur vorläufige Wahrheiten produziert?

Dieser Beitrag weist darauf hin, dass die Situation in Deutschland aktuell ganz anders ist als in den USA. Das nämlich Wissenschaft immer stärker auch als Partner der Politik genutzt wird, um Handeln zu legitimieren. Also nicht gerade eine wissenschaftsfeindliche Haltung hierzulande. Das erklärt sicher auch, dass die deutschen Organisatoren des March for Science kräftige Unterstützung von allen Seiten des Wissenschafts-Establishments bekamen.

Dieser Beitrag befürchtet, dass die Demo der Politisierung von Wissenschaft Vorschub leisten wird und unterm Strich der Wissenschaft eher schadet. Besser wäre demnach, die Beteiligung der Gesellschaft an Wissenschaft zu stärken, durch citizen science oder durch ein gesellschaftliches Engagement von Wissenschaftlern.

Und dieser Beitrag aus den USA wiederum geht ganz nüchtern wissenschaftlich an die Sache heran und vergleicht die aktuelle Aktionen mit Demonstrationen der vergangenen 40 Jahre, Daten gibt es hier zu genug. Und der Artikel kommt zu dem Schluss, dass die Wissenschaftsaktion doch einige Parallelen zu den Bauernprotesten früherer Jahre hat, wo ebenfalls ein Berufsstand befürchtete, marginalisiert und finanziell abgehängt zu werden. Vielleicht ein etwas harter Vergleich, aber nicht ganz von der Hand zu weisen, zumindest für die Situation in den USA.

Und es gibt auch den selbstreflexiven Ansatz, wenn der March of Science zum Objekt wissenschaftlicher Forschung wird.

Spannend wird nun vor allen Dingen sein, wie die Berichterstattung über die Demonstration ausfallen wird, insbesondere in den USA. In Deutschland gibt es heute noch andere politische Großveranstaltungen, die vermutlich die Berichterstattung etwas überlagern.

P.S. in der Süddeutschen las ich gestern noch diese lange und teilweise sehr witzig geschriebene Reportage über die Wissenschaftsfeindlichkeit in den USA (online nur gegen Geld, aber in diesem Fall würde ich sagen, es lohnt sich). Der Autor reist erst zu den fundamentalen Christen, die Evolutionstheorie für Unsinn halten. Dann spricht er mit Wissenschaftlern über die Macht großer Konzerne, die bewusst Unsicherheit säen und wissenschaftliche Erkenntnisse in Zweifel ziehen. Er schreibt über das tief verwurzelte Misstrauen gegenüber der Politik und den Eliten in Washington, und wiederholt noch einmal, wie tief die Spaltung in der Gesellschaft und den politischen Lagern ist. Vier Faktoren, die mit dazu beitragen, dass Wissenschaft in den USA deutlicher umstritten ist als z.b. in Deutschland.

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