Sonntag, 9. April 2017

Unsterblichkeit und Ostern


Die aktuelle Ausgabe der Zeit fragt sich, ob wir in Zukunft dank den Erkenntnissen der Wissenschaft dem Tod ein Schnippchen schlagen können. Dazu schreibt die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe (neuerdings für Nicht-Abonenten hinter einer Bezahl-Schranke) einen längeren Eröffnungsartikel. Der Zeitpunkt ist vermutlich nicht zufällig. Wir haben Ostern. Zeit des Todes und der Auferstehung. Im genannten Artikel werden zwei Erzählstränge miteinander verwoben. Es geht einmal um einen Wissenschaftler, der ein Verfahren zur exakten Messung des echten biologischen Alters gefunden hat. Ein anderer Wissenschaftler wiederum hat durch die Transfusion von Blut junger Menschen alte Menschen wieder jung gemacht. Oder im Moment eher mit der Transfusion des Blutes junger Mäuse alte Mäuse verjüngt. Bereits vergangenen Sommer machte die Meldung die Runde, der Internet-Milliardär Peter Thiel nehme an einer entsprechenden klinischen Studie teil. Durch das Trinken von Blut (na gut, die Transfusion) das ewige Leben gewinnen? Ist das nicht eine christliche Metapher? Wird nicht Wein zu Blut in der Wandlung? Hat dies nicht mit Ostern zu tun? 

Vielleicht ist das jetzt dann doch zu blaspemisch. Dann bleibe ich lieber im Bereich der Popkultur. Die zweite Assoziation ist die von Vampiren, die Blut saugen, um am Leben zu bleiben. Aber nein, hier handelt es sich um echte Wissenschaft. Beim Lesen des Artikels war ich geradezu euphorisiert. Das ist wirklich möglich? Das kommt jetzt ganz bald? Bluttransfusion, und damit werde ich jünger?

Leider hatte ich vorher schon einen Artikel des New Yorker gelesen, der ein wenig Wasser in den Wein goss. Im New Yorker wurde die ganze Geschichte um die Hoffnung, den Tod zu besiegen, aus einer etwas anderen Perspektive erzählt. Hier in geht es um die Internet-Größen des Silicon Valley. Um Biotechnologie, aber auch um Big Data und künstliche Intelligenz. Um Milliardäre, die Angst vor dem Tod haben. Die als Kinder oder Jugendliche ihren Vater verloren haben. Im Gegensatz zum Artikel in der Zeit wird hier eine deutlich breitere Palette an Zugängen gezeigt, aber auch an Hoffnungen und Enttäuschungen. So einfach scheint das ewige Leben nicht zu haben zu sein. Die Fantasien reichen davon, Zellen zu reparieren und zu verjüngen, bis dahin, den menschlichen Geist in Computer zu transferieren. Und wer nicht wirklich daran glaubt, dass all diese Versuche in absehbarer Zeit zu brauchbaren Resultaten führen, der lässt sich halt einfrieren.

Der Artikel war faszinierend, aber irgendwie dann doch etwas ernüchternder als die euphorischen Schilderungen in der Zeit. Nun ja, im Zweifelsfall ist da ja noch Ostern, zumindest für die Christen unter uns. 

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