Sonntag, 2. April 2017

Wer gewinnt die nächste Bundestagswahl?

.... das weiß ich leider auch nicht. Aber die Wahl wird wieder spannender, als z.b. noch vor 3 Monaten gedacht. Und damit werden auch Umfragen und Wahlprognosen wieder interessanter. Nach dem doch etwas überraschenden Ergebnisse der Wahl im Saarland wurde in Kommentaren Häme über die Demoskopen ausgegossen, die sich so geirrt hätten. So wurde in manchen Artikeln behauptet, dass Meinungsforschungsinstitute ein Problem damit hätten, dass mittlerweile viele Bürger keinen Festnetzanschluss, sondern fast ausschließlich Mobilfunk nutzen. Das stimmt so natürlich nicht. Der Politologe Oskar Niedermayer stellte zudem in einem Interview mit dem Deutschlandfunk klar, dass die Befragungszahlen kurz vor der Wahl gar nicht so schlecht gewesen sein, dass aber nicht mehr alle Prognosen veröffentlicht wurden. In einem Interview machten Manfred Güllner noch einmal deutlich, dass Wahlumfragen Augenblicksbeobachtungen sind und keine Prognosen.

Spannend finde ich das Thema Umfragen und Prognosen aber insbesondere deshalb, weil hier neue Anbieter mit neuen Technologien auf den Markt drängen. Beim letzten Bundestagswahlkampf waren es insbesondere die wettbasierten Ansätze (siehe auch meinen damaligen Blogbeitrag), heute gibt es neue Technologien.

Zum Beispiel das Berliner Startup Civey, das den Umfragemarkt nach eigenen Angaben revolutionieren und um Fragen für jedermann anbieten möchte. Das Unternehmen setzt auf Online-Panel, die zu allen möglichen Fragen jederzeit Auskunft geben. Genutzt wird civey z.b. von Spiegel Online, auch für die Bundestagswahl.

Ein weiteres Berliner Unternehmen im Bereich Datenanalyse orientiert sich an Nat Silver, dem Prognose-Guru aus den USA. In ähnlicher Weise hat das Unternehmen ein Datenmodell entwickelt, mit dem es Wahrscheinlichkeitsprognosen zum Ausgang der Bundestagswahl erstellt. Wir dürfen gespannt sein, ob diese Prognosen besser sind als die klassischen Sonntagsfragen der Meinungsforschungsinstitute. Diese fließen übrigens in die Prognosen des genannten Berliner Unternehmens mit ein.

Und die Zeit berichtete (online leider hinter der Bezahlschranke) in einer ihrer letzten Ausgaben von einem französischen Startup, dass mit Datenanalyse den Wahlkampf von Emmanuel Macron möglich macht, indem es diejenigen Regionen für den Straßenwahlkampf vorbereitet, in denen eine Wechselstimmung herrscht oder das Ergebnis noch offen ist. Das Prinzip erinnert natürlich stark an den amerikanischen Wahlkampf, von dem tatsächlich die Anregung stammt. Es ist aber weit entfernt von dem was Cambridge Analytics (siehe mein Blogbeitrag hier) angeblich für das Trump-Team macht hat. Die französischen Kollegen sind in Deutschland noch nicht aktiv, das kann aber laut dem Zeit-Artikel kurzfristig noch kommen.

Es wird also nicht nur die Wahl spannend, sondern auch die Prognostik als solche.

P.S. kleines Update: zur französischen Wahl zitiert die Zeit den Economist mit einer Metaanalyse von Umfragedaten, demnach dürfen wir den Frühling sehr hoffnungsfroh entgegen schauen

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