9.9.2014
Alle Jahre wieder veröffentlicht die OECD ihren Bildungsbericht "education at a glance". Auch heute war es wieder soweit, und sogleich hat das BMBF die Chance genutzt und die Perlen - also die frohe Botschaft zum Bildungswunderland Deutschland - herausgearbeitet: hohe Bildungsausgaben, viel Frauen in Naturwissenschaften und eine steigende Studienanfängerquote. Alles paletti, wie es scheint.
Nur der Spiegel, der alte Miesepeter, hat einen bösen Bericht dazu veröffentlicht: "Die Mittelschicht droht abzurutschen" - der Artikel selbst ist dann deutlich differenzierter. Es geht vor allem um "Abwärts- und Aufwärtsmobilität", also über einen Bildungsabschluss sozial auf- oder abzusteigen. Als hätte man es im BMBF geahnt. Genau zu diesem Thema wird nämlich in einem Hintergrundpapier recht einleuchtend Methodenkritik geäußert und die dramatische Aussage deutlich relativiert (andere Kommentatoren wie die ZEIT singen übrigens ein Loblied auf die deutsche Leistung und werfen der OECD ein oberlehrerhaftes Kritteln vor).
Spannender als dieses Jammern auf hohem Niveau des Spiegel ist die internationale Rezeption des neuen OECD Berichts, zum Beispiel im OECD Blog selbst. Die zentrale These ist, dass Bildung heute nicht mehr, wie noch in den guten alten Zeiten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, sozialen Aufstieg sichert, sondern vielleicht gar soziale Spaltung zementiert. Das sollte einem zu denken geben, zum Beispiel vor dem Hintergrund der These des Rennens gegen die Maschinen.
Der Guardian wiederum geht in seinem Blog auf die interessante Beobachtung ein, dass die Isländer am ältesten sind, wenn sie ihren tertiären Bildungsabschluss in der Tasche haben, und auch die anderen Skandinavier sind nicht viel jünger und dennoch Innovationsführer in Europa - sollte uns das bei der Diskussion um G8 oder G9 zu denken geben? Andererseits heißt lange studieren nicht zwangsläufig auch, lange Zuhause zu bleiben. Auch das zeigt der Artikel im Guardian. Bei diesem Indikator ist Deutschland übrigens wieder ganz gut platziert...
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