Sonntag, 12. Juli 2015

Gründungsdiskussion

Ein wenig scheint mir die aktuelle deutsche Diskussion um Unternehmensgründungen auf der Stelle zu treten. Jetzt sind auch schon alte Zahlen die schwache Basis für aufgeregte Artikel. Zumindest provozierte die Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen entsprechende Artikel z.B. bei Spiegel Online, obwohl die Datenbasis nicht wirklich neu und für aufmerksame Leser auch nicht wirkliche aufregend war. Die zugrundegelegten Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung IfM waren schon einige Wochen alt und nicht sehr geheim...

Ähnlich erregt geht es weiter: Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft beklagt in einer neuen Studie den hohen bürokratischen Aufwand in Deutschland und fordert schnellen Bürokratieabbau. Das schadet zwar grundsätzlich nie, aber auch dieser Hebel wird von Gründungsexperten als wesentlicher Grund für schwache Gründungszahlen hierzulande eher bezweifelt. Ganz ähnlich steht es mit einer neuen Studie des Kölner Instituts der Wirtschaft. Wesentlicher Hebel der Gründungsförderung sollte demnach sein, die Jugend doch bitteschön zu kleinen Gründern zu erziehen. Selbstständigkeit über alles, sozusagen.

Das diese wohlfeilen Ratschläge in der Regel von Menschen kommen, die selbst eher einem gepflegten Angestelltendasein nachgehen, überrascht mich nicht. Vielleicht ist es halt doch sehr attraktiv, ein regelmäßiges Einkommen zu genießen, sich auf der Grundlage einer etablierten innerbetrieblichen Arbeitsteilung nicht um jeden Kleinkram kümmern zu müssen und sogar bezahlten Urlaub nehmen zu können. Das gilt natürlich auch für Gründer (und ihre Angestellten) wenn das Unternehmen erst mal läuft, aber bis dahin kann es schon eine kleine Durststrecke geben. Ob hier Schulunterricht wirklich zu einer anderen Einstellung führt, wage ich zu bezweifeln.

Es gibt aber auch spannendere neue Studienergebnisse, z.B. vom ZEW, welches in der jüngsten Ausgabe "Junge Unternehmen",  die leicht hoffnungsfrohen Gründungszahlen im Hightech-Sektor analysiert und einen positiven Zusammenhang mit der Zahl der gemeldeten offenen Stellen erkennt. Je mehr also Fachpersonal in diesen Branchen gesucht wird, desto stärker steigen die Gründungszahlen. Da scheint dann doch mal die Attraktivität angestellter Beschäftigungsverhältnisse und Gründungsneigung entkoppelt zu sein...

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