Die Jahrestagung der Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) wird sich dieses Jahr mit dem Thema Evaluation in der Zukunft befassen. Anlass ist eigentlich das 20 jährige Jubiläum der DeGEval. Der Vorstand der DeGEval und die Sprecher der Arbeitskreis hatten diese Woche ihr jährliches Frühjahrstreffen, und neben vielen anderen Dingen haben wir auch ein kleines Brainstorming veranstaltet, wie wir die Zukunft der Evaluation sehen. Ich fand die Aufgabenstellung nicht einfach, die Zukunft der Evaluation? Was weiß denn ich? Vielleicht alles weiter wie bisher?
Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto mehr Trends fallen mir ein, die man aus der Vergangenheit auch in die Zukunft extrapolieren kann. Zum einen glaube ich, dass Evaluationen eher noch wichtiger und nachgefragter werden. An Evaluationsaufträgen wird es nicht mangeln. Und warum ist das so?
Zumindest für die Technologie- und Innovationspolitik kann ich sagen, es wird absehbar mehr Geld ausgegeben werden (siehe zum Beispiel die Diskussion um ein 3,5% Ziel), und damit steigt auch die Rechenschaftspflicht und das Bedürfnis, diese durch Evaluation zu befriedigen. Außerdem begünstigt der technische Fortschritt, der Zugang zu Daten, die Digitalisierung und schnelle Auswertung von Sekundärquellen die Evaluation. Evaluationen werden tendenziell preiswerter und besser. Außerdem erleben wir seit längerem einen Trend hin zur kritischen Hinterfragung staatlichen Handelns, die diesen ebenfalls in Legitimationspflicht nimmt. Das ist eher ein kultureller Faktoren, den ich als Bauchgefühl umschreiben würde.
Der zentrale Treiber, der aus diesem Faktoren reales politisches Handeln generiert, ist der Bundesrechnungshof. Er hat mit seinem steten Nachbohren in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass die zuständigen Ressorts, also das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesforschungsministerium, ihre internen Strukturen professionalisiert und ausgebaut haben.
Damit sind auch die Grundlagen gelegt, nicht mehr nur auf Einzelmaßnahmen und Einzelevaluationen zuschauen, sondern ganze Politikfelder in den Blick zu nehmen und vergleichende Evaluationen zu beauftragen. Heute ist das noch kaum der Fall, aber für die nahe Zukunft sehe ich hier bessere Chancen.
Hieraus folgt direkt, dass wir standardisierter Erhebungsmethoden und Indikatoren brauchen, um den Vergleich überhaupt leisten zu können.
Gleichzeitig erhöht sich der Druck auf die Projektträger, die für die Umsetzung und Administration von Maßnahmen verantwortlich sind, ein kontinuierliches Monitoring aufzubauen und beständig Daten zu erheben, die dann einer Evaluation zur Verfügung gestellt werden können. Projektträger werden damit zu zentral Mitspielern der Evaluationskultur.
In einem solchen System, indem Monitoring und Evaluation miteinander verzahnt sind, steigen auch die Chancen, Evaluationen quasi in Echtzeit durchzuführen, also ganz am aktuellen Rand des Geschehens zu sein. Wenn man nun noch die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, mitdenkt, und möglicherweise aus historischen Daten bessere Prognoseinstrumente für die Bewertung aktueller Daten schafft, dann werden aus Evaluationen echte Steuerungsinstrumente.
Viel wird standardisiert und quasi automatisiert ablaufen. Und damit eröffnet sich aus meiner Sicht auch wieder ein Fenster für stärker qualitative Ansätze, die in die Tiefe der zu untersuchenden Prozesse und Maßnahmen dringen und nicht nur die Frage beantworten, welche Wirkung ein bestimmtes Handeln hat, sondern auch echte Erkenntnis darüber bringen, warum dies so ist.
Das ist jetzt alles viel Glaskugel. Keine Ahnung, wann es soweit sein könnte. Aber ich bin mir zumindest sicher, dass der Zug in dieser Richtung unterwegs ist. Naja, vielleicht gibt uns ja die Jahrestagung im September darüber nähere Aufschlüsse.
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