Gerade hat der amerikanische Physiker Mark Buchanan in einem Beitrag für Bloomberg davor gewarnt, dass uns die Geschwindigkeit der Technologieentwicklung und damit auch die Unvorhersehbarkeit der Konsequenten überfordert. Wir können keine angemessene Strategie mehr darauf entwickeln, unser Handeln bleibt zufällig und chaotisch. Er bezieht sich dabei auf das sogenannte Nash-Gleichgewicht, einem spieltheoretischen Ansatz, nachdem in nicht-kooperativen Spielen ein Gleichgewicht strategische Ansätze von der jeweiligen Spieler besteht. Kurzgesagt verfolgt jeder Spieler die beste Strategie gegenüber der strategischen Antwort seines Spielpartners bzw Gegners. Das gilt aber nur bis zu einem gewissen Komplexitätsgrad, den wir jetzt zu überschreiten scheinen. In der Konsequenz ist es uns auch nicht mehr möglich, geeignete Regularien zur Gestaltung dieser technologischen Entwicklung zu finden. Dabei wären solche Regularien notwendig, um negativen Folgen von Technologieentwicklung zu begegnen.
John Nash war übrigens der brilliante und zwischenzeitlich krankheitsbedingt der Realität sehr entrückte Held des Films "A beautiful mind". Er prägte entscheidend die Spieltheorie, die insbesondere im Kalten Krieg und der Auseinandersetzung zwischen den Blöcken, dem atomaren Werttrüsten und der Problematik der Kalkulierbarkeit eines zur Weltzerstörung fähigen Gegenübers eine nicht unentscheidende Rolle spielte.
Vielleicht haben Buchanan bzw die von ihm zitierten Autoren deshalb jetzt im Kontext von Technologieentwicklung darauf rekurriert. Es vergeht ja im Moment kaum ein Tag, an dem nicht das Schreckensszenario einer entfesselten künstlichen Intelligenz an die Wand gemalt und die Folgen als schlimmer als ein atomar bewaffnetes und verrückt gewordenes Nordkorea bezeichnet werden. So explizit spricht das Buchanan nicht an, aber wer soll sonst das strategische Gegenüber sein, dessen Züge unberechenbar werden? Etwas paranoid, aber wie die Geschichte der Spieltheorie zeigt, ist das ja kein neuer Charakter zu.
Eine ganz andere Sorge plagt im Moment die Bundesregierung und insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium. Im April diesen Jahres hat es in einem Strategiepapier erstmals von Reallabore als regulatorischen Experimentierräumen gesprochen. Hier geht es hier darum, wie langsame regulierungs Prozesse nicht mit der Technologieentwicklung Schritt halten und so dazu führen, dass diese unnötig behindert wird. Bis ein neues Gesetz verabschiedet ist, vergehen Jahre. Gerade um neue Ansätze auszuprobieren, braucht man dabei möglicherweise mehr Freiräume in einem geschützten Raum. Es ist also nicht die Technik, die uns bei dieser Perspektive überfordert, sondern eher die Mülen der Verwaltung und des bürokratischen Alltags. Für viele Fälle wahrscheinlich der realistischere Ansatz.
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