Im vergangenen Jahr wurde eine Umfrage unter britischen Bürgern veröffentlicht, wonach sie sich einen Roboter mit künstlicher Intelligenz als Ersatz für ein Politiker gut vorstellen könnten. Angesichts des Chaos, mit dem im Moment die britische Politik versucht, den Brexit umzusetzen, könnte man das vielleicht wirklich für eine gute Idee halten. Etwas ernster hat sich jüngst ein Kommentator des Economist damit auseinandergesetzt und ist unterm Strich zu dem Ergebnis gekommen, dass ein KI-Politiker vielleicht doch keine so gute Idee wäre. Selbst wenn es zukünftig technisch machbar wäre.
Auch den aktuellen amerikanischen Präsidenten durch eine künstliche Intelligenz zu ersetzen halten manche Kommentatoren aus durchaus nachvollziehbaren Gründen für eine interessante Idee, die man zumindest einmal in Ruhe durchdenken sollte. Eine evidenzbasierte, rationale Politikentscheidung könnte auf jeden Fall durch einen solchen Austausch nur gewinnen.
Bereits Anfang letzten Jahres hatte sich die Zeit in einem längeren Artikel auf das Gedankenspiel eingelassen. In diesem wie auch in den anderen Artikeln wurde schnell deutlich, dass die Gründe für mehr KI in der Politik aus der Frustration resultiert, dass Politiker Menschen sind und manchmal ziemlich irrational. Möglicherweise läge die Lösung nicht darin, eine künstliche Intelligenz den Job machen zu lassen, sondern einfach bessere Politiker zu wählen.
Doch die eigentlich spannende Frage ist, ob die Nutzung künstliche Intelligenz, die Entscheidungsfindung aufgrund der Auswertung von vielen vielen Daten und Modell der Wirklichkeit, ob all dies nicht zu einer besseren Politikgestaltung führen könnte. Vermutlich nicht auf der Ebene des obersten Repräsentanten, des US-Präsidenten, der britischen Regierung oder der Bundeskanzlerin. Aber möglicherweise als Unterstützung für Ministerialverwaltungen oder zunächst auch nur Stadtverwaltungen.
Das Ergebnis wäre eine KI-gedopte Technokratie, die sich stark auf künstliche Intelligenz stützen könnte und rationale Entscheidungsfindung und Effizienz zu ihrem obersten Prinzip erheben würde. Im vergangenen Jahr hatte der amerikanische Autor Parag Khanna dazu ein Buch geschrieben und für einen solchen technokratischen Ansatz in den USA geworden.
Die französische Zeitschrift Usbek & Rica, die sich der Erforschung der Zukünfte verschrieben hat, beschreibt ein Szenario, in dem aus den Zwang zur moralisch Integrine regieren Stück für Stück die Kontrolle einer künstlichen Intelligenz über die französische Politik wird.
Tja, und die Chinesen, die Chinesen sind mal wieder schon einen Schritt weiter. Laut diesem Artikel sind sie schon jetzt intensiv dabei, für unterschiedliche Politikfelder die Kraft künstlicher Intelligenz zu nutzen und damit eine bessere, eine rationale Politik zu betreiben. da wird es kein Zufall sein, dass das chinesische Social Credit System so schön die Gesellschaft abbildet und ihre Simulation vereinfacht. Ist vielleicht die Gesellschaft nur noch dazu da, die Daten für die richtige Simulation zu liefern, ganz im Sinne der letzten Staffel von Westworld?
Auch in Deutschland wird das Thema KI in der Politik manchmal zaghaft angeschnitten. die hiesige politische Kultur scheint dem Thema gegenüber aber nicht besonders offen zu sein. Es gibt in Deutschland keine Tradition der Planungsbehörden, die über längere Zeiträume hinweg versuchen, alle Faktoren zu berücksichtigen und die Zukunft zu planen und zu steuern. Als im Zuge der Eurokrise die Bundesregierung wiederholt von Sachzwängen und von Alternativlosigkeit sprach, also letztlich auch davon, dass die einzig vernünftige Entscheidung diejenige wäre, die die Regierung trifft, brach ein Sturm der Entrüstung aus.
Und auch die europäische politische Ebene, in der die Kommission deutlicher als auf nationaler Ebene die Rolle einer technokratie, oder in diesem Fall der Euro Kratie spielt, ist in Deutschland nicht gerade mit großem Sympathien bedacht, auch wenn die Zustimmung zur EU grundsätzlich in Deutschland gottseidank noch hoch ist (wer mehr zu den längeren Linien dieses kritischen bzw polemischen Diskurses über Bürokratie lernen möchte, dem sei dieser Podcast empfohlen).
Man kann über Vor und Nachteile einer durch künstliche Intelligenz unterstützen Politik streiten, wie wir es beispielhaft in unserer kleinen Publikation hier vorgemacht haben.
Wer sich dem Thema künstlicher Intelligenz und Politik etwas entspannter zuwenden möchte, dem sei der hervorragende satirische SF Roman von Marc-Uwe Kling 'Qualityland" empfohlen wo John of Us den Roboter Präsidentschaftskandidaten gibt.
Oder aber man amüsiert sich mit Tracey Ullman und ihrer Vision, wie ein Roboter die amerikanische Präsidenten Familie aufmischt.
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