Samstag, 26. März 2016
Microsofts Frankenstein-Chatbot oder von de Verführung durch eine schlechte Welt
Sonntag, 13. März 2016
Daten für die Innovationsforschung
Sonntag, 6. März 2016
digitale Philantrophen
digitale Produktivität
Samstag, 5. März 2016
Kein Nachfolger für Amazon?
Sonntag, 7. Februar 2016
Startup-Alarm
Montag, 1. Februar 2016
Randomized Controlled Trials
Aktuell jährt sich die Einführung des Mindestlohns in Deutschland, und damit auch erste Bilanzen, ob hier Jobs flöten gegangen sind oder nicht. Entgegen mancher Unkenrufe wohl nicht, im Gegenteil wurden nicht wenige Minijobs in richtige Beschäftigungsverhältnisse umgewandelt. Vor einem Jahr war die Aufregung noch groß, und so mancher Ökonom war sich sicher, dass der Mindestlohn der große Jobkiller würde. Jetzt wird sich rausgeredet, zum Beispiel mit der guten Konjunktur. Aber auch für die weitere Entwicklung gehen die Meinungen auseinander. Letztlich kann keiner genau sagen, wo die kritische Grenze liegt, wie hoch der Mindestlohn steigen darf. Man muss es halt ausprobieren, so wie auch der Mindestlohn selbst ein großes Experiment war. (Ähnlich wilde Spekulationen gibt es übrigens zu den Kosten der Flüchtlingskrise.)
Als ich diese Artikel las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Daher kommt also die Begeisterung der Arbeitsmarkt- und Sozialforscher für randomized controlled trials (rct), die jetzt auch in die Innovationspolitik ausstrahlen. Gerade erst hatte ich im Januar einen Workshop für TAFTIE, das europäische Netzwerk der Innovationsagenturen (oder Projektträger) moderiert. Es war zwar nur einer von vielen Beiträgen, aber der Vortrag vom Innovation Growth Lab aus UK wurde deutlich am längsten diskutiert. Mir wurde erneut deutlich, dass sich rct vor allem für neue Maßnahmen eignet, um kontrolliert, z.B im Rahmen eines Piloten zu klären, wie eine neue Politikintervention eigentlich wirkt.
Darum werden rct auch in der Arbeitsmarktpolitik so gerne genutzt. Weil man eben nicht weiß, ob und wie neue Ansätze wirken. Und das ist in der Innovationspolitik meist anders. Da sind die meisten Instrumente gut bekannt und gut beforscht. Ein bisschen mehr Lust zum Experimentieren würde der Innovationspolitik zwar manchmal ganz gut tun, für das aktuelle Instrumentarium wäre eine Sammlung aller bereits vorliegenden Erkenntnisse und ganz neue Forschungsdesigns wichtiger als das Abkupfern von Evaluationsdesigns aus der Arbeitsmarktpolitik, die meist nicht wirklich passen.
Samstag, 23. Januar 2016
Europäischer Innovationsrat
Samstag, 16. Januar 2016
Daten und arabischer Frühling
Die Weltbank hat gerade einen interessanten Artikel zu Stärken und Schwächen von Daten bei der Interpretation politischer Situationen veröffentlicht. Anlass sind 5 Jahre arabischer Frühling. Dieser kam damals ziemlich plötzlich, zumindest aus Sicht der politischen Entscheider, die eigentlich von einer relativ stabilen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in den Ländern Nordafrikas ausgingen. Dazu verleiteten zumindest die klassischen Daten wie Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes, Kindersterblichkeit, Alphabetisierungsraten und ähnliches. Gleichzeitig waren andere Daten zur subjektiven Einschätzung der eigenen Lebenssituation, wie die Weltbank in Ihren Artikel zeigt, deutlich abgerutscht. Ein Anzeichen dafür, dass die Länder eine Krise entgegentaumelten? Aus dem Rückblick ist dies leicht gesagt. Damals wurde den Beratern der Weltbank von den politischen Entscheider Nordafrikas entgegengehalten, dass die objektiven Daten doch sehr positiv sein.
Man kann diese Daten allerdings auch anders interpretieren. Vor 4 Jahren, zum ersten Jahrestag der arabischen Revolution, erschien in der Zeit ein erstes Resümee, in dem der französische Soziologe Emmanuel Todd zu Wort kam. Dieser hatte mit eben jenen Daten zu einer steigenden Alphabetisierungsrate, sinkende Geburtenraten und ähnlichen soziodemografischen Trends vorausgesagt, dass sich ein Potenzial für soziale Unruhen in den arabischen Ländern aufbauten.
Noch stärker auf einen einzigen soziodemografischen Faktor verweisen Vertreter der sogenannte youth bulge -These wie Gunnar Heinsohn, die den Überschuss an insbesondere jungen Männern in den arabischen Ländern als Ursache für den arabischen Frühling ausgemacht haben. Die Zeit hatte Heinsohns Thesen bereits 2004 mit Verweis auf andere Studien sehr kritisch kommentiert.
Man muss aufpassen. Hier kommen zwei verschiedene Diskussionsstränge Zutaten zusammen. Auf der einen Seite werden Daten als Indikatoren genutzt, um bestimmte Situation richtig zu interpretieren. Zum Beispiel für die subjektive Einschätzung der eigenen Lebenssituation. Auf der anderen Seite verweisen Daten auf mögliche Faktoren, die zu diesem Situation geführt haben. Sind z.B. junge Männer in großer Zahl Schuld an sozialen Unruhen? Ist ein höherer Bildungsgrad, der sich an einer entsprechend steigenden Alphabetisierungsrate ablesen lässt, Ursache für mehr politische Beteiligung?
Da vermutlich nicht ein einziger Faktor zum Arabischen Frühling geführt hat, wird es schnell unübersichtlich. Es gibt eine ganze Reihe von "Stressfaktoren", die zu einer Situation führen, die plötzlich in einer Revolution mündete. Als Stressfaktoren im Zusammenhang mit dem arabischen Frühling genannt wurden natürlich diktatorische Regime, aber auch durchaus der Klimawandel.
Als Frühindikatoren eignen sich diese Faktoren allerdings nicht. In manchen Ländern führen sie zu Umwälzungen, in anderen nicht.
Einen anderen Weg gehen Ansätze der Big Data Analyse sozialer Systeme, wie sie beispielsweise im Projekt FutureICT in Zürich bearbeitet werden sollten. Äußerungen in sozialen Netzwerken sollen hier ausgewertet werden, um Ereignisse wie den arabischen Frühling vorauszusagen. Interessanter Weise ist der geistige Vater des Projekts Dirk Helbing einer der Initiatoren des "digitalen Manifests", über das ich kürzlich berichtete. Dort wird gerade vor der politischen Manipulation mithilfe digitaler Werkzeuge gewarnt. Ein gewisser Widerspruch?
Samstag, 9. Januar 2016
Künstliche Schönheit
Freitag, 1. Januar 2016
Zukunft 2016
Die Zeit zwischen den Jahren ist auch die Zeit der Jahresrückblicke und Ausblicke. Stolz präsentieren Autoren ihre besten Artikel und Videos des letzten Jahres. Und mehr oder minder mutig blicken sie voraus, um zu spekulieren, was uns die Zukunft im neuen Jahr wohl bringt. Oder kombinieren gar beide Ansätze, indem sie ihre alten Voraussagen überprüfen. Oder kommentieren die Voraussagen anderer Autoren. Da reihe ich mich natürlich gerne ein...
Der Guardian veröffentlicht wieder einen New Year Prediction Bot, der alle möglichen, im Netz auffindbaren Voraussagen für das Jahr 2016 per Zufallsgenerator zugänglich macht. Meine ersten Zufallstreffer führten mich zu Voraussagen über eine Monetarisierung von YouTube durch Google, den Durchbruch der virtual reality Gadgets und der großen Rückrufaktionen bei VW.
Ausnehmend gut gefallen hat mir auch der Foresight-Bericht der Stiftung Wissenschaft und Politik, die bereits vor ein paar Wochen nach den möglichen Krisen der nächsten Jahre fragte. Sehr Amerika zentriert ist in dieser Hinsicht der Bericht des Council on Foreign Relations zu 2016.
Die Technology Review fragt sich, was aus den breakthrough technologies von 2015 geworden ist, die sie im Februar letzten Jahres geschrieben hatte. Darunter waren Themen wie Entsalzungsanlagen im großen Stil, car-to-car-communication, die Versorgung durch Internet in den letzten Winkel der Welt, wie sie Google und Facebook planen, oder auch virtual reality Gadgets. Technology Review blickt auch noch einmal zurück auf wichtige Ereignisse im Bereich Robotik und künstliche Intelligenz des vergangenen Jahres.
Die TED Talks schauen zurück auf die besten Beiträge 2015. Und wer kleine Videobeiträge mag, dem kann ich auch den Jahresrückblick der beste Naturfilme von National Geographic empfehlen. Zum Beispiel die irren Zeitrafferaufnahmen, wie aus Bienenlarven Bienen werden.
Auch so etwas wie ein Rückblick, wenn auch kein Jahresrückblick, ist die neue EDGE-Frage für 2016: Was war die interessanteste wissenschaftliche Neuigkeit der jüngeren Vergangenheit? Es hatte ja schon das vergangene Jahr 2015 durch seine letzte Frage nachdenken den Maschinen ganz schön geprägt.
Die österreichische Akademie der Wissenschaften schließlich schaut zurück auf die Technologie - Voraussagen vor 30 Jahren und widmet sich dabei echten Klassikern wie dem papierlosen Büro oder der Kernfusion.
Selbst ein Bundesverkehrsminister waren sich über den Jahreswechsel mit mutigen Prognosen an die Öffentlichkeit. Der sollte allerdings kräftig mitwirken an der Realisierung seiner Prognosen...
Sonntag, 20. Dezember 2015
Neolitische Revolution und Innovationen
Gestern habe ich mir als Podcast den Vortrag eines Archäologen zum Thema Innovationen in der Frühgeschichte angehört. Ich beschäftige mich zwar beruflich schon wirklich lange mit Innovationen, und Geschichte, auch die Ur- und Frühgeschichte, fand ich schon immer spannend, aber diesem Zusammenhang hatte ich bisher noch nie gesehen. Dabei ist es eigentlich natürlich ziemlich einleuchtend. Archäologen machen sich Gedanken über frühe Kulturen. Sie versuchen also, menschliche Gesellschaften anhand ihrer kulturellen Eigenarten zu beschreiben und vor allen Dingen die Interaktion zwischen diesen Kulturen zu analysieren. Veränderungen in den Kulturen, die sich vor allen Dingen an Innovationen festmachen, sind dabei ein wichtiges Merkmal. Von daher müssen sich Archäologen zwangsläufig mit der Frage beschäftigen, was Innovationen sind, warum Gesellschaften Neues hervorbringen und warum sich dies durchsetzt, wie sich Innovationen verbreiten, und vor allen Dingen, wie diese Verbreitung zu interpretieren ist. Mindestens drei Fragen sind dabei zu beantworten, die sich auch die moderne Innovationsforschung stellt.
Warum wird überhaupt innoviert? Vermutlich sind es schon äußere Veränderungen, ist das der Stress, der Menschen dazu bringt, sich neue Lösungen zu überlegen. Not macht erfinderisch, wie der Autor in meinem Vortrag meint. Ich finde, das kann man schön sehen an der aktuellen Flüchtlingssituation, die ja auch Stress für unsere Gesellschaft ist, und in der unheimlich viel innovatives Potenzial freigesetzt wird.
Dann ist ja die Frage, ob Innovationen immer nützlich sind. Ob sie also einen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Und da heutzutage vor allen Dingen innovationsökonomen das Geschäft der Innovationsforschung betreiben, fällt die Analyse häufig zu Gunsten des ökonomischen Nutzens aus. Aber die Geschichte, und zwar die lange Geschichte angefangen in der Jungsteinzeit zeigt wohl, dass die Nützlichkeit nicht immer der ausschlaggebende Grund ist, neues anzunehmen. Häufig sind dassoziale Prozesse, die mit Prestige zu tun haben, mit kultischen Fragen, oder einfach auch mit Geschmack. Das schönste Beispiel des Vortrags fand ich den Übergang von der Jäger- und Sammler-Gesellschaft zur Sesshaftigkeit mit Ackerbau und Viehzucht. Das war für den Einzelnen nicht wirklich ein positiver Wandel, da nun lange harte Arbeit den Tag strukturierte, während die Jäger und Sammler viel mehr freie Zeit gehabt hatten. Gesamtgesellschaftlich war das Ganze aber scheinbar schon ein Erfolgsmodell, sonst hätte es sich nicht durchgesetzt.
Und die dritte Frage ist vor allen Dingen für die Geschichtsforschung eine zentrale. Haben sich Innovationen ausgebreitet, weil sie von Menschen mit genommen wurden, oder sind nur Ideen gewandert. Haben wir es also mit einem Phänomen des Transfers zu tun oder der Migration. Das ist dann zentral, wenn man die Frage beantworten möchte, ob zum Beispiel der Ackerbau durch Menschen mitgebracht wurde die dann in Mitteleuropa sesshaft wurden, oder ob einfach die Technik des Ackerbaus Stück für Stück aus dem Balkan und Donauraum bis nach Mitteleuropa weitergegeben wurde. Ein anderes Beispiel sind die vielen Kulturen, die sich nur an unterschiedlichen Keramik -Stilen identifizieren lassen, Bandkeramik und so weiter. Auch hier kann man fragen, ob dahinter tatsächlich auch einheitliche Gruppen standen, die sich auch biologisch als miteinander verwandt festmachen lassen, oder ob ihr einfach eine Mode weitergegeben wurde. Sollten in der Zukunft Archäologen unsere Zivilisation ausgaben, würden sie vermutlich nicht davon ausgehen, das nur deshalb, weil Menschen fast auf der ganzen Welt iPhones benutzt haben, diese auch miteinander verwandt waren.
Die moderne Innovationsforschung setzt ihren Schwerpunkt also auf den Transfer von Wissen und Innovationen. Es sind die Produkte, die verkauft werden, sind die Ideen, die weitergegeben werden, es ist der spillover vom Innovator zu den vielen anderen Akteuren des Innovationssystems. Einzelne Menschen, die ihre Ideen mitnehmen, spielen keine große Rolle. Das hat sicher auch forschungspraktische Gründe. Nicht zuletzt der Datenschutz, aber einfach auch die Kosten zur Umsetzung einer solchen Methodik machen es praktisch unmöglich, Einzelpersonen in den Blick zu nehmen, wenn man Innovationsprozesse über längere Zeiträume verfolgen möchte.
Dabei wäre es schon interessant zu beobachten, wie sich Neues über den individuellen Werdegang der Beteiligten ausbreitet. Wie sich also zum Beispiel aus Forschungsprojekten durch den beruflichen Werdegang der Beteiligten, ihre Veränderungen des Arbeitsplatzes, ihren direkten Austausch mit Kollegen und Freunden Neues Stück für Stück verbreitet. Migration statt Wissenstransfer als wichtiges Element der Ausbreitung. Stattdessen schauen wir uns in der Regel an, wie sich die Kooperationsbeziehungen von Organisationen, von Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Laufe der Zeit verändern und welchen Einfluss darauf die Beteiligung an Forschungsprojekten hat. Alles richtig, aber möglicherweise nur die halbe Geschichte.
Samstag, 12. Dezember 2015
Startups und Großkonzerne
P.S. Kleiner Nachschlag: jetzt machen sich die Konkurrenten von VW noch einen Spaß drauf und fordern den Konzern auf, statt teuer umzurüsten doch gleich in Elektromobilität zu investieren ...
Sonntag, 29. November 2015
Digitalmanifest
sogenannte sesame credits bei der Alibaba-Tochter Alipay, um insbesondere die Kreditwürdigkeit einzuschätzen. Mit dem neuen Chinesischen System beschäftigte sich zum Beispiel ein Artikel auf Netzpolitik. Die Zeit titelt in ihrem Blog-Beitrag sogar "China plant die totale Überwachung".
"Schon seit einigen Jahren ist die chinesische Führung dabei, ein System zu entwickeln, das das Verhalten seiner Bürger bewertet und öffentlich macht. Ausgangspunkt waren zahlreiche Berichte über das rüpelhafte Verhalten vieler chinesischer Touristen im Ausland."
Aber die finale Szene zur Doomsday-Maschine bleibt weiterhin die folgende: