Die Bundeskanzlerin legt sich gerade enorm ins Zeug, um die von Jean-Claude Junker versprochenen Brüsseler Milliarden des Investitionspakets (auch) in Richtung Digitalisierung zu lenken. Aber wie sieht es eigentlich aus aktuell mit der digitalen Wirtschaft in Deutschland? Alles nur Breitbandstau, oder was? Gerade sind drei Berichte erschienen, die einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen.
Das BMWi hat den Monitoring-Report Digitale Wirtschaft vn TNS Infratest veröffentlicht, der in den unterschiedlichsten Feldern den Status hierzulande mit anderen Ländern vergleicht.Insgesamt kommt Deutschland dabei auf Platz 5. Untersucht wurde z.B. auch die Gründungsrate, die zwar mit 7,2 % höher ist als in jeder anderen Branche, aber nichtdestotrtz rückläufig wie in allen anderen Branchen. Die Innovationsausgaben sind 2012 (das ist das Bezugsjahr in dieem Falle) zurückgegangen sind, ebenso die Innovatorenquote.Die Handlungsempfehlungen fokussieren dannauch Breitbandausbau (Junker!), Industrie 4.0 sowie Big- und Smart Data, und schließlich den Ausbau von E-Government (Deutschland nur auf Platz 10).
Und wie sieht es mit einer der Speerpitzen der Digitalisierung aus, der Kultur- und Kreativwirtschaft, einer Branche, die von der Zahl der Beschäftigten genauso groß wie der Maschinenbau ist. Auch die hat gerade eine Studie des BMWi (durchgeführt von Fraunhofer ISI und ZEW) untersucht. Insgesamt schrumpft der Sektor nach einem beständigen Aufwuchs in den letzten Jahren erstmals (Beschäftigte 2013 zu 2012 minus 0,4%), der aus eher traditionellen Branchen wie Presseverlagen, Buchmarkt, Musikindustrie, und den sogenannten darstellenden Künsten (Schauspiel etc.) ebenso besteht wie aus der Softwarebranche. Dies ist durch den Rückgang der geringfügig Erwerbstätige begründet. Die Zahlen der Freiberufler und Selbständigen sowie der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigen hingegen an. Auch der Umsatz wächst nur verhalten. Das geht nicht unerheblich auf die wachsende Software- und Gamesbranche zurück, während Rundfunk-, Presse-, Werbe- und Buchmarkt nur wenig wachsen oder gar schrupnfen. Die absolute Zahl der eigentlichen Künstler und Kreativen nimmt zu, während die Distributoren, also Verlage,Einzelhandel und Co. zurückgehen. Die Digitalisierung verschiebt also die Gewichte innerhalb der Branche.
Die Kleinunternehmen in Deutschland scheinen die Digitalisierung allerdings zu verschlafen, zumindest legt dies diese neue Studie nahe. Es geht dabei vor allem um die typischen Handwerker und Gewerbetreibenden, die eher ein wenig konservativ den Sprung ins kalte Wasser der schönen neuen Digitalwelt scheuen. Die FAZ, die diese Studie zitiert, schreibt zusammenfassen: "Unternehmen, die ihren Digitalisierungsgrad in der Befragung als gut
oder sehr gut einschätzten, verzeichnen deutlich häufiger ein
Umsatzwachstum. So befindet sich fast jedes zweite dieser Unternehmen
(44 Prozent) in einer Wachstumsphase." Die Digitale Agenda, die hier den digitalen Durchstart Deutschands bringen soll, ist übrigens nur mäßig bekannt (40% haben von ihr gehört).
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