Sonntag, 29. Dezember 2013

Urbanisierung Chinas

Die neue chinesische Staatsführung hat die weitere Urbanisierung Chinas als wichtiges Ziel erklärt. Außerdem will sie den Weg eines möglichst grünen Wachstums weitergehen, allein schon um die wachsende Unruhe der städtischen Bevölkerung über die massive Umweltverschmutzung der Städte aufzugreifen. Hierbei möchte China auch verstärkt mit europäischen Partnerländern zusammenarbeiten, die sich dem Thema Stadt und "Green Growth" ebenfalls, wenn auch mit komplett anderer Ausgangslage, gegenübersehen.

Deutschland und China kooperieren seit einiger Zeit im Bereich der Urbanisierung und haben mehrere gemeinsame Projekte begonnen. Auch die EU ist ein wichtiger Partner Chinas bei entsprechenden Projekten, die Zusammenarbeit wurde erst kürzlich bekräftigt und ausgebaut. Beim letzten europäisch-chinesischen Gipfeltreffen wurden neue Initiativen verkündet, ein Urbanisierungsforum begleitete den Gipfel.
Das Beijing-Humboldt Kolleg 2013 zum Thema "Green Economy and Urbanization", das Ende November 2013 stattfand, präsentierte unter anderem Forschungsergebnisse zur Energiewende in Deutschland.

Neue Technologien und Innovationen werden sicher eine wichtige Rolle spielen, um die Probleme der wachsenden chinesischen Städte in den Griff zu bekommen. "Smart Cities" werden aber nicht nur auf neuen Technologien, sondern auch auf verändertem Verhalten aufbauen müssen. Ob Car-Sharing in China eine Chance hat, wurde zum Beispiel erst jüngst sehr kontrovers diskutiert. Die verstärkte Urbanisierung wird auch den Druck in Richtung einer effektiveren Umweltpolitik erhöhen, wie erst vor kurzem eine Studie von Accenture und der chinesischen Akademie der Wissenschaft beschrieben hat.

Der Economist hatte bereits vor einiger Zeit einen großen Artikeln zu "Smart Cities" veröffentlicht und nun mit einer seiner Debates Anfang Dezember die Frage gestellt, ob das Konzept nur ein leeres Hypethema ist (die Mehrheit der Teilnehmer stimmte dafür, das smart cities kein leeres Hypethema ist...). Auf jeden Fall werden die smarten Städte in China und Deutschland für ihre Intelligenz smarte digitale Vernetzungen brauchen, die heute schon entwickelt werden müssen. Die hierfür dringend benötigten Startups entstehen in Deutschland wie in China zurzeit mit erhöhter Dynamik. Ein aktueller Artikel, der sich mit der Startup-Szene in Peking beschäftigt, fragt sogar, ob das chinesische Silicon Valley sein namensgebendes Vorbild bereits überholt hat. Für die smarte Stadt der Zukunft wäre das eher ein positives Signal...

P.S.: In einem Artikel skizzieren auch die VDI-Nachrichten aktuell die Anstrengungen Chinas zur Entwicklung von "Öko-Städten" und der Kooperation mit Deutschland in diesem Feld. Und auch Großbritannien verstärkt die Kooperation mit China im Bereich der grünen Städte, wie dieser Artikel zeigt.

P.P.S. Hier und hier noch zwei neue Artikel zum Thema Grünes Bauen im Chin.:

Dienstag, 24. Dezember 2013

Google Roboter

Kurz vor Weihnachten schaffte es Google noch einmal in die deutschen Medien - mit seiner Roboter-Offensive (hier die Artikel von Zeit, Süddeutsche und FAZ). Sieben auf Robotik spezialisierte Firmen hat Google binnen kurzem erworben, und den Erfinder des Smartphone Systems Android, Andy Rubin, mit der Leitung der neuen Konzernsparte betraut. Der spricht von einem langfristigen Engagement und lässt die Ziele der neuen Google-Aktivität noch etwas im ungefähren. Herstellung von Elektronikprodukten, also Manufacturing, oder doch Handel (also Amazons Dronenansatz?), oder doch humanoide Roboter für ganz andere Anwendungen? Rubin vergleicht das Engagement des Software-Riesen mit den Aktivitäten rund ums autonome Fahren. Hier setzte Google auf einen Trend, der nun auch bei allen großen Automobilkonzernen angekommen ist. Mit Boston Dynamics ist übrigens auch ein Hersteller im neuen Google Portfolio, der vor allem über seine militärischen Prototypen von sich Reden machte (hier ein Video von WildCat, hier eins von BigDog, die Verwendung niedlicher Tiernamen für Kriegsgerät hat ja auch in Deutschland eine lange Tradition). Bei einem aktuellen Darpa-Robotik-Wettbewerb zeigt ein anderer Google-Neuling, Schaft auf Japan, dass er die Konkurrenz locker in die Tasche steckt (hier der Bericht von Spiegel Online). Die Kommentatoren wetten aber insgesamt eher auf eine Strategie, die auf die industrielle Fertigung zielt, hier wären dann auch deutsche Unternehmen wie Kuka direkt betroffen von einem sehr mächtigen Quereinsteiger.

Sonntag, 22. Dezember 2013

Innovative China

Vor einer Woche landete der Jadeshase, das erste chinesische Mondfahrzeug, auf dem Mond und löste in China Begeisterungsstürme aus. Die Landung wurde auch international stark diskutiert. Handelt es sich einfach nur um eine gute PR-Show der neuen Parteiführung oder ist sie der Beweis für die technologische Leistungsfähigkeit Chinas? Felix Lee beschrieb in seinem China-Blog recht anschaulich, dass China mit der Mondlandung insbesondere seine Fähigkeiten unter Beweis stellt, in der Luft- und Raumfahrt Spitzentechnologie zu entwickeln und mit den etablierten Technologienationen aus Europa und Amerika gleichzuziehen.

Im Schienenbereich hat China das bereits geschafft. Ebenfalls im ZEIT China-Blog wird Anfang Dezember geschildert, wie China heute seine Hochgeschwindigkeitszüge in alle Welt verkauft. Da deutsche Patente genutzt werden, verdienen auch Firmen wie Siemens und Bombardier.

Der Beitrag zeigt auch, wo neben technologischer Stärke ein wesentliches Erfolgsmoment des chinesischen Exports teurer Hochtechnologie liegt - im Finanzierungsmodell. Aufgrund ihrer riesigen Finanzreserven können die Chinesen die Anschaffung vorfinanzieren. Mit diesem neuen Geschäftmodell werden die traditionellen Technologienationen kaum mithalten können. Staatliche Kredite an Drittstaaten sind zwar auch in westlichen Ländern immer wieder genutzt worden, um heimischen Unternehmen den Markt international zu erschließen. In Zeiten knapper Kassen sind die Ressourcen hier allerdings höchst beschränkt.

Die chinesischen Geldreserven werden nicht nur für Finanzierungsmodelle zur Absatzstärkung genutzt, sondern auch ganz direkt, um in ausländische Unternehmen zu investieren. Hierzu gab es in den letzten Jahren in Deutschland immer wieder aufgeregte Artikel, diese Rolle war man in Deutschland nicht gewöhnt. Inzwischen hat sich diese Aufregung etwas gelegt, Erfolgsbeispiele wie der Fall Putzmeister haben die Gemüter etwas beruhigt, in Deutschland kann man mittlerweile sogar drüber lachen, wie der Film Global Player zeigt. Mal funktioniert es, mal nicht so richtig.

Bei allen Erfolgen ist China noch immer nicht vergleichbar mit den westlichen Industrieländern. China ist ein Schwellenland, der wirtschaftliche Aufstieg geht mit wachsender Ungleichheit einher, der Gini-Koeffizient wächst. Die Weltbank hat aktuell eine Studie zu Inclusive Innovation in China veröffentlicht, in der sie auf diese Gefahren hinweist und Handlungsempfehlungen für die Innovationsstrategie Chinas formuliert. Es bleibt spannend.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Innovationspolitik 2014


Das Jahr neigt sich dem Ende zu, in Berlin haben die Partner der großen Koalition die Posten verteilt. Zeit für einen mutigen Ausblick, was das Jahr 2014 für die Innovationspolitik bringen wird. Drei große Trends scheinen mir recht wahrscheinlich zu sein: die Innovationspolitik wird europäischer, internationaler und digitaler.

Im Dezember sind die finalen Entscheidungen für das große neue Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der EU gefallen. Das Budget wurde deutlich aufgestockt, der Fokus auf die Wirtschaft erweitert. Schon heute sind deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen sehr erfolgreich in Brüssel, dieser Erfolg dürfte sich eher noch verstärken und der Druck daheim zunehmen, Forschungsprojekte mit europäischem Geld zu finanzieren. Die große Koalition hat sich zum 3%-Ziel bekannt, welches Deutschland aber schon jetzt erreicht hat. Vor diesem Hintergrund wird ein weiterer Anstieg des nationalen Forschungsbudgets nur schwer gegenüber den Haushältern durchzusetzen sein, eine alternative Finanzierung durch Brüssel also attraktiver. Auf der anderen Seite sind viele Wettbewerber um die Forschungsförderung in Europa zurzeit durch die Krise geschwächt. Einige Länder haben ihre Forschungsausgaben eher zurückgefahren und damit ihr Forschungs- und Innovationssystem nachhaltig geschwächt. Das letzte Innovation Union Scoreboard machte diesen Trend schon deutlich. Und zu guter Letzt wird die Strukturförderung jetzt auch stärker auch Innovation ausgerichtet, der schon heute zu etwa 1/4 auf Innovationspolitik ausgerichtet ist. 

Die internationale Ausrichtung deutscher Innovationsakteure wird sich aber nicht nur auf den engeren europäischen Raum beschränken. Wertschöpfungsketten und Forschungsvorhaben werden zunehmend in globalen Netzwerken realisiert. Bislang zeigt sich Deutschland in vielen Indikatoren als ausgesprochen national, aber diese Selbstbezogenheit könnte sich jetzt mit mehr Dynamik ändern. Der weltweite Trend hin zu internationalen Ko-Publikationen, der ein guter Indikator für eine wachsende internationale Arbeitsteilung der Forschung ist, wird auch für Deutschland weiter ansteigen. Auch ausländische Direktinvestitionen werden weiter ansteigen, interessant wird sein, wie z,B. Partnern aus China verstärkt in deutsche Forschung investieren. Schließlich wird auch der Trend anhalten, dass Deutschland sich weiter öffnet für ausländische Akademiker, die dann auch in Deutschland bleiben. Die akademischen "Flüchtlinge" der Wirtschaftskrise Südeuropas, aber auch die wachsende Zahl asiatischer Studierender sind wohl ein erster Anzeichen.

Schließlich wird auch die flächendeckende Digitalisierung aller Prozess der deutschen Innovationslandschaft diese ziemlich umkrempeln. Open Access und Open Science werden durch die neue Regierung in Berlin weiter gefördert, Crowdsourcing und Crowdfunding wird die Umsetzung innovativer Ideen in Produkte stärken. In Horizont 2020 wird Open Access für geförderte Forschung verpflichten sein, die Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag eine nationale Strategie und ein entsprechendes Förderprogramm. Forscher vernetzen sich zunehmend über Portale wie ResearchGate. Industrie 4.0 ist ebenfalls ein Thema des Koalitionsvertrags und damit auch der nächsten Legislaturperiode ein Schwerpunkt der Innovationspolitik.

P.S. Als Lesetip für den Jahresauftakt hier noch der Links zu NESTAs Vorhersagen für 2014, einschließlich eines selbstkritischen Kommentars zur Treffsicherheit der letztjährigen Vorhersagen... 

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Updates

Die Zukunft holt ihre Voraussage manchmal schneller ein als gedacht. Hatte ich vor einem Monat noch begeistert vom neuen Roman "The Circle" geschrieben, so scheinen manche utopischen Aspekte schneller in der Gegenwart anzukommen als befürchtet. Im Circle arbeitete der allmächtige Internetgigant der nahen Zukunft unter anderem an einer Social-Network basierten Verbrechersuche. Nach einem aktuellen Artikel bei GOLEM, will auch die deutsche Polizei nun verstärkt auf Facebook-Fahndung setzen . Noch mit großer Zurückhaltung, ohne Einschränkung von Persönlichkeitsrechten und ohne "Hexenjagten" zu provozieren. Aber der Schritt geht in die Richtung der vor kurzem noch fiktiven Zukunft.
Auch die digitale Schulbuchreform kommt vielleicht schneller als gedacht und in meinem letzten Blog als zaghafter Versuch beschrieben. Die neue große Koalition hat jetzt in ihrem Koalitionsvertrag ein explizites Bekenntnis zu digitalen Lehrmaterialen abgegeben. Naht das Ende der Schulbuchverlage? So schnell sicher nicht, aber auch hier werden die Trippelschritte raumgreifender.