Montag, 29. Dezember 2014

International offen

Weihnachten 2014, und Deutschland diskutiert PEGIDA. Da hatte ich doch noch kürzlich in meinem Blog ganz optimistisch davon geschrieben, wie offen doch das Land und seine Gesellschaft geworden sind, und promt scheint PEGIDA und Co das Gegenteil zu beweisen.Im Moment ist das Phänomen noch auf Dresden beschränkt, und alle lokalen Ableger kümmern - gottseidank - noch eher vor sich hin. Ganz überraschend ist der Anti-Islamismus derDeomonstranten übrigens nicht, schon die von mir zuletzt zitierte Studie hatte die ausgeprägteIslam-Angst als einen der wenigen Schatten im sonst deutlich aufgehellten Bild der deutschen Weltoffenheit beschrieben. Ich persönlich hoffe ja, dass die Anti-PEGIDA Petition schnell zeigt, dass es sich hier um ein Minderheitenproblem handelt, also eine Minderheit der Deutschen hier glaubt, ein Problem zu haben.

Die Anzahl der Feuilleton-Artikel zu PEGIDA wächst geradezu exponentiell, darum will ich mich hier lieber auf das Nebengleis der Innovationspolitik bewegen und noch ein paar Linktips weitergeben. Bruegel Blog schreibt zu den Auswirkungen der Eurokrise auf einen schleichenden Brain Drain. Interessant ist vorallem die Graphik zur Korrelation zwischen FuE-Ausgaben und "high educated immigration"  bzw. emigration rate. Leider sind die Zahlen von 2010, damit scheinen mir auch die Daten für Deutschland etwas alt, weil hier gerade in jüngster Zeit eine ziemliche Dyynamik entstanden ist. Dieses Problem mit etwas alten Daten stellt sich auch für den nachfolgenden Tip auf einen Blogbeitrag desselben Autors (Alessio Terzi), diesmal im Blog des World Economic Forum. Schön ist die die Darstellung, in wieweit sich zuziehende und wegziehende Wissenschafttlerinnen und Wissenschaftler in ihrer Qualität und Quantität die Waage halten. Besonders gut gefällt mir der Satz:

"Conditional on this, a country should also prefer a larger rather than smaller bubble, representing a sizeable flow of scientists and indicating a full exploitation of synergies gained from international cooperation."

Auch hier sind die Daten wieder relativ alt (1996 bis 2011), so dass Deutschland eher als unattraktives Auswanderungsland darsteht.Das war übrigens auch der Tenor im Schwerpunktthema "Forschermobilität" der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), die hier große Defizite sahen und auch genau den Zeitraum 1996 - 2011 betrachteten. Das BMBF hat auf das EFI-Gutachten mit einer Replik reagiert und voor allem auf die schwache und veraltete Datenlage hingewiesen.

Bleibt unterm Strich, dass Deutschland attraktiver wird - wenn die Deppen von PEGIDA die mühevoll aufgebaute Reputation im Ausland nicht wieder ebenso schnell  wieder mit ihrem dicken Hintern einreißen, wie sie gerade erst aufgebaut wurde.

Autos und Roboter

Warum eigentlich tauchen an Berliner Straßenbahnhaltstellen zurzeit Werbeplakate einer bekannten Autofirma auf, die für Industrieroboter werben und nicht für Autos? Genauer gesagt handelt es sich um kollaborative Roboter, die das Arbeitsleben leichter machen sollen, und dies "ohne Folgen". Mit Folgen sind übrigens Gsundheitsfolgen für die älter werdende Belegschaft gemeint, wie ein Blick auf die Website des Unternehmens deutlich macht, nicht etwa Folgen für das Arbeitsplatzangebot bzw. die Arbeitsplatzsicherheit in Deutschland.
 


BMW hat in den letzten Monaten in seinem Werk in Sparanburg erstmals eine gemeinsame Fertigung von Menschen und Robotern ohne schützende Zäune ausprobiert. Entsprechende Berichte sind auch in deutschen Medien mit Interesse aufgenommen worden. Und gerade arbeitet die Branche an Standards, um die Zusammenarbeit zwischen Robotern und Menchen besser zu regeln. Ein schöner längerer Bericht ist nun auf der Mediathek des Deutschlandfunk zu hören.

Lustig finde ich es trotzedm, wenn Autobauer für Robter werben. Schließlich zielt dieseWerbung ja nicht auf die eigene Belegschaft, sondern die potenziellen Autokäufer. Die sollen wohl von der Modernität der Marke überzeugt werden - und möglicherweise dann doch auch ein wenig beruhigt werden, dass die nächste Welle der Automatisierung keine Folgen hat. Was auch immer damit gemeint sein kann ...

Sonntag, 28. Dezember 2014

Schöne Daten

Manchmal muss ich einfach staunen über die gelungene und ästhetisch perfekte Darstellung von Daten, so z.B. über die tollen NESTA-Graphiken zur britischen Kreativindustrie (hier mein Blogbeitrag zur deutschen Kreativindustrie). Unbedingt draufklicken und rumspielen!

Auch Flowing Data, der Blog zu Daten und Datenvisualisierung, hat die schönsten Datengraphiken 2014 gewählt. Eine Vorzeigebeispiel beschäftigt sich mit den Berufen, die während der Krise 2014 gewonnen oder verloren haben (siehe z.B. auch meinen Blogbeitrag hier).

Wirklich schöne Grpahiken gibt es ja in Deutschland eher selten, eine echte Ausnahm ist zum Beispiel die Seite zum Bundeshaushalt. Mein Wunsch für 2015: Macht mehr schöne Graphiken in Deutschland!

Dienstag, 23. Dezember 2014

Voraussagen

Ja, der Jahreswechsel schleicht sich an, die Zeit der Voraussagen rückt an, das neue Jahr 2015 - oder gleich die Zukunft -will geweissagt werden. Dieses Gefühl beschleicht mich, wenn ich die wachsende Zahl der Artikel sehe, die sich mit Voraussagen beschäftigen.

Mc Kinsey sorgt sich um dieZukunft Chinas im nächsten Jahr. Chinesische Arbeitnehmer werde merken, dass auch ihre Jobs ziemlich gut durch Maschinen zu ersetzen sind, zumal die Automatisierung noch ein gutes Stück vom Automatisierungsgrad Europas oder den USA entfernt ist. Da wird auch der ccchinesische Staat versuchen, mit entsrechenden Maßnahmen neue Jobs zu schaffen, um soziale Verwerfungen und entsprechende Unruhen vorzubeugen. Die anhaltende Luftverschmutzung wird mehr Geld in eine immer stärkere chinesische Erneuerbare-Energien-Industrie lenken. Außerdem wird China seine Stellung als Anbieter von Hchgeschwindigkeitszügen ausbauen.

Natürlich ist der Jahreswechsel auch die Hochzeit der Jahresrückblicke. Zum Beispiel dieser Rückblick über die Treffsicherheit der Konjunkturprognosen der vergangenen Jahre. Es hängt wohl viel von einzelnen Personan ab,zum Beispiel lag die Bank of America ganz gut, solange ihr Europa-Chefökonom Holger Schmiedling für die Prognosen verantwortlich war.Die Bundesregierung ist mit ihren Prognosen nur mittelmäßig gewesen, am schlechtesten schnitten Internationaler Währungsfonds und EU-Kommission ab.

Da fragt man sich schon, was aus schlechten Voraussagen zu lernen ist. NESTA schreibt passender Weise über die Prognosefähigkeit zu politischen Ereignissen. Ausgangspunkt des Artikels ist ein amerikanisches Forschungsprojekt zu "good jugement". Jeremy Kingsley von NESTA diskutiert dann die Prognosekraft von sogenannten Prognosemärkten, also Tools, die viele Menschen über ein mögliches Ereignis abstimmen lassen (bekannt in Deutschland sind die Wahlprognosen z.B.von Wahlstreet). Er kommt zu dem Schluss, dass Prognosen "aus dem Labor" heute noch meist bessere Ergebnisse liefern, die Prognsemärkte aber eine große Zukunft haben.

Eher aus dem Labor kommen dann NESTAS eigene Prognosen für 2015:  Neue Parteien in vielen europäischen Ländern, die ganz anders arbeiten als die traditionellen Parteien, erste größere Pleiten fürCrowdfunding-Projekte oder auch Werbeplakate it personalisiertem Content à la Minority Report. eine guteTradition von NESTA ist übrigens auch, sich die eigenen Voraussagen des letzten Jahres nch einmal kritisch anzuschauen

Ach ja, Vorausschau und Minority Report, da fehlt natürlich noch der Hinweis auf die Vorhersage von Verbrechen und die vorausschauende polizeiliche Verhinderung (predictive policing), diesmal mit einem Artikel zur Niedersächsischen Polizei. Meine Voraussage für 2015: noch mehr Aufregung über solche Prognosen ...

PS. Und von wegen Rückschau, hier der TED Rückblick 2014

Sonntag, 21. Dezember 2014

Regierungen Innovativ

Innovation - Stein der Weisen, Schlüssel zum Erfolg. Kaum ein Begriff wird häufiger verwendet, wenn es um die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, um gute Politik geht. Alle sollen innovieren, Unternehmen, Universitäten, Forschungseinrichtungen... umd auch der Staat? Ich persönich muss zugeben, dass mir die staatliche Verwaltung spontan nicht als erstes in den Sinn kommt, wenn ich an innovationsoffene Akteure denke. Sichere Prozesse, dass kan die Administration gut, aber risikoffen neues wagen?

Ein Artikel des Schumpeter-Blogs des Economistberichtet davon, dass es durchaus staatliche Stellen gibt, die sich innovativen Ansätzen verschrieben haben. Und die das Risiko kennen, die etabliertren Verwaltungsstrukturen innewohnen. Letztlich haben sie ja das selbe Probllem wi große Unternehmen, die ebenfalls eher träge, behäbig und konservativ sind und die Offenheit und Flexibilität von kleinen  und jungen Firmen durch neue Einheiten simulieren müssen. Genause gehen die Beispielverwaltungen des Economist vor - sie schaffen s etwas wie Labore, unabhängige kleine Einheiten, manchaml sogar direkt beraten von Unternehmen oder Unternehmern, die wissen, wie man so ws macht. Diese Innovationslabore der Verwaltung setzen auf Co-Creation, also gemeinsames Entwickeln neuer Dienstleistungen und Prdukte zusammen mit ihren Kunden (den Bürgern), auf open innovation und auf die sharing economy. Die Labore investieren in junge Unternehmen mit kreativen Ideen und Lösungen. Natürlich sind das alle kleine, geschütze Freiräume des Experimentierens, mit vergleichsweise kleinen Budgets und einer beschränkten Hebelwirkung. Der Economist meint jedoch, dass hier die Keimstätten für eine neue Verwaltungskultur, vor allem auf lokaler Verwaltungsebene,  liegen. Er verweist vor allem auf die Aktivitäten und Berichte von NESTA.

Auf der Website von NESAT findet sich z.B. ein Bericht von NESTA zu 20 sogenannter i-Teams (also Innovationseinheiten) und eine eigene Internetseite zu diesem Projekt.  Der Bericht macht 4 Typen der Innovationslabore aus: Sie konzentrieren sich auch 1) die Lösung spezifisher Probleme, sie wollen 2) Bürger und Wirtschaft besser einbinden, sie 3) sollen Verwaltungsabläufe, Kompetenzen der Verwaltung und Kultur verändern oder sie haben 4) sehr breite Zielsetzungen (als Beispiel genannt: Mordraten senken, Wirtschaftswachstum ankurbeln etc.). Eine NESTA-Studie  widemt sich übergreifend der Frage, wie öffentliche Institutionen innovaiver werden können.

Aber NESTA ist nicht die einzige Institution, die sich mit innovativer öffentlicher Verwaltung auseinandersetzt. Die OECD hat gerade erst eine Konferenz zm Thema organisiert, eine Website eingerichtet und ein Observatory zum Thema freigeschaltet (das Länderprofil Deutschland beschränkt sich weitgehend auf e-government), dass auf dem OECD-Blog OECDInsights vorgestellt wurde.

Ich möchte mich heute aber nicht weiter mit dem Aspekt der Digitalisierung beschäftigen, zumal auch e-gvernment in Deutschland eher kein Top-Beispiel für innovatives staliches Handeln ist. Als ein Beispiel im zitierten NESTA-Report wurde allerdings das Behavioural Insights Team aus London genannt, dass schon für einen nachhaltigen Eindruck in Deutschland gesorgt hat. Es hat als Vorbild für das deutsche Kanzleramt gedient, um auch hierzulande verhaltensökonomische Ansätze für ein besseres Regieren auszuprobieren. Zuletzt wurde dazu auch auf einer Veranstaltung des Bundesjustizministeriums diskutiert, wie das Verfassungsblog berichtet (um sich dann der Frage nach der Ethik des Nuging zuzuwenden).

Nugingscheint ein richtiges Modeknzept geworden zu sein, wofür nicht nur das Interesse des Kanzleramts spricht, sonder z.B. auch, dass Nuging eine große Rolle im neuen Weltentwicklungsbericht 2015 spielt. Der Blog des World Economic Forum ist enthusiastisch bis begeistert. Kritisch setzt sich der Oxfam-Blog von Duncan Green damit auseinander, der ebenfalls einen übermäßigen Paternalismus fürchtet oder zumindest keine kritische Auseinandersetzung im Weltentwicklungsbericht.

Auch ja, NESTA hat sich auch mit der Frage der richtigen Motivation der staatlichen Verwaltung beschäftigt, um eine Kultur der Innovation zu fördern. Da schließt sich dan derKreis vn Nudging zu innovativen Verwaltungen, wenn diese Prinzipien auf die innovationsorientierten Prozese selbst angewendet werden.

Zu guter Letzt der Hinweis auf einen eher kritischen Artikel zu Innovationen als Allheilmittel. Vielleicht sollte esdie Verwaltung also nicht übertreiben?

P.S. Nuging im Entwicklungskontext zieht eiter seine Kreise, hier ein ergänzender Artikel auf SciDevNet, in dem ein ganz konkretes Beispiel aus Kenia ausgeführt wird. 

Freitag, 19. Dezember 2014

Innovatives Ländle

Das statistische Landesamt Baden-Württemberg hat gerade seinen Innovationsindex 2014 vorgestellt, in dem es europäische Regionen auf ihr Innovationspotenzial hin vergleicht. Und die große Überraschung: Baden-Württemberg ist ganz vorne auf Platz 1!


Nicht dass ich das nicht erwartet hätte vom Musterländle. Aber kurios ist es schon, dass vergleichbare Metropolregionen wie London deutlich schlechter abschneiden (London Platz 34), siehe auch diese Karte). Mein erster Verdacht: hier werden Indikatoren genutzt, die dem Standort BW entgegenkommen. Der Statistik-Anhang zeigt: gewertet werden FuE-Ausgaben, FuE-Personal, Erwerbstätige in innovativen Branchen und Patentanmeldungen. Damit ist dieser Indikator deutlich weniger komplex als z.B. die Indikatorensysteme anderer Innovationsstudien.


Auch in diesen schneidet BW gut ab. Eine Regionalauswertung nach Bundesländern stellte z.B. der letztjährige Innovationsindikator 2013 von BDI und Deutsche Telekom Stiftung vor. Die deutschen Bundesländer wurden hier untereinander, aber nicht mit anderen europäischen Regionen verglichen. BW lag innerhalb Deutschlands auch auf Platz 1. Und schließlich hat auch die EU ihr Regional Innovation Scoreboard 2014. Auch hier ist BW in der Grüppe der Innovationsführer (Innovation Leaders), ebenso wie Paris übrigens, aber auch hier ohne London (aber mit dem Londoner Umland). Hier gibt es allerdings keine Indexwerte für einzelne Regionen, sondern nur die Eingruppierung in vier Gruppen, oder aber die Detailwerte der Subindikatoren.


Im zum Ländle zurückzukommen. Baden-Württemberg ist stark - aber auch hier gibt es Wolken am Horizont, wie z.B. diese Studie von Fraunhofer ISI zur Metropolregion Stuttgart im Frühjahr aufzeigte. In der Pressemeldung der IHK Stuttgart hieß es entsprechend:


Im Vergleich zu den übrigen Metropolregionen laufen KMU der Metropolregion Stuttgart Gefahr, den Anschluss in Zukunfts- oder Hightech-Feldern wie neue Materialien, Optik, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik und Medizintechnik zu verlieren. Auch beim Einsatz neuer Verarbeitungstechnologien, wie beispielsweise für Leichtbau- oder Verbundwerkstoffe, liegen die KMU zurück.


Fazit:  Der Innovationsindex des statistischen Landesamtes scheint auf einer übergreifenden Ebene die Stärke Baden-Württembergs schon richtig wiederzugeben. Im Detail heißt das aber nicht, dass innovationsmäßig alles im Lot ist im Südwesten. Zumindest nicht, was die Zukunft angeht.  

Sonntag, 14. Dezember 2014

Standort D

Die Steueraffäre um Luxemburg hat die Diskussion um Steuerpolitik als Standortpolitik neu entfacht. Die Welle der Empörung in Deuschand geht hoch und richtet sich gegen das Land Luxemburg (und Jean-Claude Junker) ebenso wie gegen die Konzern, die es so erfolgreich schafften, ihre Steuerlast zu verringern. Dabei ist der Steuerwettbewerb nach Ansicht deutscher Politiker nicht grundsätzlich verwerflich. Selbst inneralb Deutschands wird Steuerpolitik als Standortpolitik genutzt, wenn Kommunen und Bundesländer Investitionen anlocken wollen und sich gegenseitig ausstechen. Aber irgendwann hören die Zugeständnisse an die Unternehmen scheinbar auf, nur Anreize zu sein, und werden zu unmoralischen Steuergeschenken. Und gerade die global agierenden, multinationalen Konzerne nutzen das sehr gezielt aus. Auf der Ankagebank sitzen dabei Unternehmen der "old economy" genauso wie die Mulis der Digitalisierung. Jedoch sind Google, Amazon und Co. unter verschärfter Beobachtung, weil ihnen nachgesagt wird, dass ihre Gründer und Geschäftsführer den großen Reibach machen, die Länder und ihe Gesellschaften aber kaum etwas herausziehen. Diese Geschäftsmodelle werden mit verantwortlich gemacht für eine steigende Ungleichheit der westlichen Welt. Digitalisierung und Automatisierung als Treiber der Verschiebung der Renditen von Arbeit zum Kapital.

Aber nun ist Schluss mit Lustig. Großbritannien möchte multinationale Konzerne jetzt ertragreicher besteuern und so die klammen Kassen füllen, von einer Lex Google ist sogar die Rede. Ds passt auch gut in eine Stimmung, in der das Eu-Parlament gerade die Zerschlagung Googles diskutiert. Aber der Voschlag von Osborne scheint entgegen seiner markigen Worte eher geringe Summen zu betreffen, so vermutet zumindest der Guardian und zitiert auch einen Experten, der nationale Allleingänge als wenig hilfreich einschätzt und auf einen Wandel des interationalen Steuerregimes setzt.

Für internatonale Diskussionen und Regime ist die Patentbox ein gutes Beispiel, die gerade auf OECD- und EU-Ebene diskutiert wird. Patentboxen sind Steuerregelungen für Unternehmen, um Investitionen in Forschung und Entwicklung steuerlich abschreiben zu können. Einige Länder haben hier sehr vorteilhafte Regelungen für große Konzerne geschaffen, andere wie Deutschland haben sich in den letzten Jahren zurückgehalten. Dies hat den Wettbewerb verschäft und Unmut in Deutschland hervorgerufen (z.B. bei der Expertenkommission Forschung und Innovation, aber auch im Finanzministerium). Im Sptember machten dann Meldungen die Runde, dass auch Schäuble die Einführung von Patentboxen plane, um in diesem Stuerwettbewerb um Forschungsstandorte wettbewerbsfähig zu bleiben. Vielleicht war dies ja auch ein Versuch des Finanzinisters, dem latenten Druck um Einführung einer steuerlichen FuE-Förderung zumindest in Teilbereichen nachzugeben. 

Im November schließlich einigten sich Deutschand und Großbritannien auf ein gemeinsames Vorgehen bei den internationalen Verhandlungen auf G20 und OECD-Ebene. Es ging dabei nicht mehr um einen völligen Verzicht für Patentboxen, sondern um ein abgestimmtes und abgemildertes Vorgehen, um den Wettbewerb nicht allein zugunsten der Multis ausufern zu lassen. Mittlerweile hat die EU entschieden, wie ein neues Regime aussehen wird, ein Kompromiss auf der Grundlage eben dieser Übereinkunft von Deutschland und Großbritannien. Für Deutschland wird also der Druck etwas gemildert, und vielleicht kommt ja auch hier die deutsche Patentbox.

Im Moment ist Deutschland als Forschungsstandort übrigens noch sehr attraktiv. Die entsprechende EFI-Studie vom vergangenen Jahr kam zu dem Schluss, dass: "es keine „Verlagerung“ von FuE deutscher Unternehmen ins Ausland gab. Eher dürfte der deutsche FuE-Standort von der Internationalsisierung der FuE multinationaler Unternehmen profitiert haben."

Digital

Die Bundeskanzlerin legt sich gerade enorm ins Zeug,  um die von Jean-Claude Junker versprochenen Brüsseler Milliarden des Investitionspakets (auch) in Richtung Digitalisierung zu lenken. Aber wie sieht es eigentlich aus aktuell mit der digitalen Wirtschaft in Deutschland? Alles nur Breitbandstau, oder was? Gerade sind drei Berichte erschienen, die einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen. 

Das BMWi hat den Monitoring-Report Digitale Wirtschaft vn TNS Infratest veröffentlicht, der in den unterschiedlichsten Feldern den Status hierzulande mit anderen Ländern vergleicht.Insgesamt kommt Deutschland dabei auf Platz 5. Untersucht wurde z.B. auch die Gründungsrate, die zwar mit 7,2 % höher ist als in jeder anderen Branche, aber nichtdestotrtz rückläufig wie in allen anderen Branchen. Die Innovationsausgaben sind 2012 (das ist das Bezugsjahr in dieem Falle) zurückgegangen sind, ebenso die Innovatorenquote.Die Handlungsempfehlungen fokussieren dannauch Breitbandausbau (Junker!), Industrie 4.0 sowie Big- und Smart Data, und schließlich den Ausbau von E-Government (Deutschland nur auf Platz 10).

Und wie sieht es mit einer der Speerpitzen der Digitalisierung aus, der Kultur- und Kreativwirtschaft, einer Branche, die von der Zahl der Beschäftigten genauso groß wie der Maschinenbau ist. Auch die hat gerade eine Studie des BMWi (durchgeführt von Fraunhofer ISI und ZEW) untersucht. Insgesamt schrumpft der Sektor nach einem beständigen Aufwuchs in den letzten Jahren erstmals (Beschäftigte 2013 zu 2012 minus 0,4%), der aus eher traditionellen Branchen wie Presseverlagen, Buchmarkt, Musikindustrie, und den sogenannten darstellenden Künsten (Schauspiel etc.) ebenso besteht wie aus der Softwarebranche. Dies ist durch den Rückgang der geringfügig Erwerbstätige begründet. Die Zahlen der Freiberufler und Selbständigen sowie der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigen hingegen an. Auch der Umsatz wächst nur verhalten. Das geht nicht unerheblich auf die wachsende Software- und Gamesbranche zurück, während Rundfunk-, Presse-, Werbe- und Buchmarkt nur wenig wachsen oder gar schrupnfen. Die absolute Zahl der eigentlichen Künstler und Kreativen nimmt zu, während die Distributoren, also Verlage,Einzelhandel und Co. zurückgehen. Die Digitalisierung verschiebt also die Gewichte innerhalb der Branche.

Die Kleinunternehmen in Deutschland scheinen die Digitalisierung allerdings zu verschlafen, zumindest legt dies diese neue Studie nahe. Es geht dabei vor allem um die typischen Handwerker und Gewerbetreibenden, die eher ein wenig konservativ den Sprung ins kalte Wasser der schönen neuen Digitalwelt scheuen. Die FAZ, die diese Studie zitiert, schreibt zusammenfassen: "Unternehmen, die ihren Digitalisierungsgrad in der Befragung als gut oder sehr gut einschätzten, verzeichnen deutlich häufiger ein Umsatzwachstum. So befindet sich fast jedes zweite dieser Unternehmen (44 Prozent) in einer Wachstumsphase." Die Digitale Agenda, die hier den digitalen Durchstart Deutschands bringen soll, ist übrigens nur mäßig bekannt (40% haben von ihr gehört).




 

Sonntag, 7. Dezember 2014

Einwanderung, Nationalgefühl und Diversity

Enwanderung ist gerade mal wieder eines der Top-Themen in Europa. Divid Camron hat in seine lang erwarteten Europa-Rede eine Begrenzung der europäischen Arbeitsmgration oder zumindest eine Begrenzung ihes Zugangs zum britischen Sozialsystem gefordet (hier ein Interview dazu mit Elmar Brok). Die Schweizer haben sich in einem Referendum gegen eine - fundamentalökologisch argumentierte -deutliche Beschränkung der Zuwanderung ausgesprochen, nachdem sie erst Anfang des Jahres einem ähnlichen Referendum zugestimmt hatten. In Deutschland ist es hingegen still, und das sogar, obwohl sich eine Menge tut:

Gerade hat die OECD eine neue Studie zur Einwanderung (OECD Migration Outlook 2014) vorgestellt. Demnach ist Deutschland jetzt (in absoluten Zahlen) Vizeweltmeister
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie erklärt ganz schön Thomas Liebig, einer der Autoren, in einem Interview des Deutschlandfunk. Im vergangenen Jahr erst hatte die OECD sich die deutschen Zuwanderungsregeln genauer angeschaut und ein ziemlich positives Resumée gezogen, aber auch eine ganze Reihe von Handlungsempfehlungen formuliert (z.B. Ausdehnung der Einwanderungsgenehmigungen auf Personen mit mittleren Bildungsabschlüssen, Öffnung für die berufliche Migration aus Nicht EU-Ländern).

Das sind die Fakten, aber waum ist das so, und wie gehen die Deutschen damit um? Die Attraktivität Deutschlands, gerade in Zeiten globaler Wirtschaftskrisen, dürften mit der stabilen wirtschaftlichen Lage sicher schon weitgehend erklärt sein, ähnlich geht es übrigens den beiden oben genannten Ländern Großbritannien und Schweiz.

Auch die Einstellung der Deutschen zu Einwanderung hat sch fundaental geändet, und dies macht das Land vielleicht auch attraktiver Eine Studie zeigt im Vergleich zu Großbritanien, wie drastisch sich die deutsche Bevölkerung geöffnet hat. Sie glaubt, dass ihre Regierung eine gute Arbeit in der Innovationspolitik gemacht hat und dass Einwanderung gut für die Wirtschaft ist.

Und schließlich hat sich das Bild der Deutschen von sich selbst verändert. Die Studie "Deutschland postmigrantisch" -ebenfalls dieserTage vom BIM vorgestellt, macht deutlich, dass sich die Deutschen nicht mhr vorrangig über Abstamung von deutschen Eltern, sondern eher über Kenntnisse der deutschen Sprache (das kann man lernen) und deutsche Staatsbürgerschaft (die kann man in Deutschland mittlerweile sogar auch beantragen) definieren. Eine moderne, offene Nation also? Gerade Muslimen gegenüber sind viele Deutsche dann doch nicht so offen.  Insgesamt aber ist das Ergebnis der Studie eher ermutigend, und so wurde sie auch von den Medien aufgegrffen.

Die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland durch die Politik hat ziemich lange gedauert. Nun scheint auch die Gesellschaft dieses neue Verständnis verinnerlicht zu haben. Für uns alle ist das eine gute Nachricht, angesichts einer alternden Bevölkerung ist ein bisschen mehr Zustrom von außen ganz gut zu gebrauchen. Auch für den Innovationsstandort Deutschland wird sich das positiv auswirken. Wie eine gerade erschienene Studie am Beispiel Großbritaniens zeigt, fördert kulutrelle Diversität und Einwanderung Unternehmertum und Startup-Kultur, allerdings mit bestimmten Einschränkungen. Es sind eher die frisch Zugewanderten, die den Unternehmergeist mitbringen. Und die Qualifikationen der Zugewanderten haben natürlich auch einen Einfluss. In diesem Sinne ist die augenblicklicheSituation Deutschlands also ganz schön vielversprechend. Obwohl man die eingangs zitierten OECD-Zahlen nicht überbewerten darf. In Prozent der Bevölkerung ist dieZuwanderung nach Deutschland sogar unter dem OECD-Durchschnitt, und die Schweizer sind auf Platz 1....


Und zu guter Letzt noch ein Blick auf die Meinung deutscher Startups darüber, in wieweit ein steigender internationaler Zuzug die Gründungssituation in Deutschland verändert hat oder verändern wird. Im Rahmen des Trendbarometers junge IKT, das ich zusammen mit Kollegen jährlich erstelle und das auf eine Befragung junger IKT-Unternehmen beruht, haben wir uns auch das Thema Zuwanderung und ausländische Fachkräfte angeschaut. Demnach scheinen Gründer aus dem Ausland in Deutschland noch keine wirklich große Rolle zu spielen, internationale Fachkräfte hingegen werden schon jetzt von vielen Gründern in Deutschland gesucht.


P.S. Die Diskussion um Zuwanderung reißt auch angesichts von PEGIDA und CSU-Vorschlägen zum privaten Sprachgebrauch in Deutschland nicht ab. Das Thema Sprachgebrauch daheim wird aus linguistisches Sicht hier sehr schön vom Sprachlog aufgearbeitet. Da scheint die CSU ja ziemlich schief gewickelt zu sein. Das BMWi wiederum bringt aktuell ein Positivbeispiel mit seinem Unternehmenspreis "Mit Vielfalt zumErfolg" für Willkommenskultur in KMU, für den es aktuell wieder um Teilnehmer wirbt.

Samstag, 6. Dezember 2014

Zukunft der Finanzwelt und Zukunft der Arbeit

Wenn es um die Zukunft der Arbei geht, oder zumindest darüber geschrieben wird, wie sich die Arbeitswelt aufgrund der Digitalisierung verändert, werden immer die selben Dienstleistungsberuf als Beispie für einen Wandel genannt, der heute schon sehr sichtbar sei: Reisebüros (jetzt buchen übers Internet), Einzelhändler (jetzt kaufen bei Amazon und Co) und Bankmitarbeiter (Geld abheben jetzt am Automaten, Finanztransaktionen per Online-Banking).

Tatsächlich ist die Zahl der Bankfilialen in den letzten Jahren massiv zurückgegangen, und parallel dazu auch der Bankangestelten. Die These von Brynjolffson und McAfee vom Rennen gegen die Maschinen (den treuen Lesern meines Bogs bestes bekannt) scheint sich hier also bestens zu bewahrheiten. Doch scheint die Bankbranche nun das Rennen noch nicht verloren geben zu wollen. Wenn die Digitalisierung unser geschäftsmodell umkrepelt und unsere Arbeit auffrist, müssen wir halt besser und innovativer werden. If you can't beat them, join them!

Eine Studie der deutschen Bankzum Thema Fintech (also Finanzwirtschaft und Technologie) fasst die dramatischen Änderungen der Rahmenbedingungen (von der Share Economy über den digitalen Strukturwandel, zusammen. Musikindustrie und Verlagsbranche werden als abschrekende Beispiele genannt, die eine Mahnung für die Finanzbranche darstellen sollten. Die Studie wirbt schließlich für verstärkte Innovationen im Banksektor. Damit sind dann auch nicht die "innovativen" Finanzprodukte gemeint, die mit ein Auslöser für die weltweite Finanzkrise waren, sondern IT-Sicherheit, moderen Datenanalysemethoden oder Finanzdienste auf der Basis von Algorithmen (AlgoBanking). Schon jetzt ist die digitale Umwältzung der Finanzbranche an allen Ecken und Enden zu beobachten: Crowdfunding, mobile Zahlungsdienste oder Big Data im Finanzbereich sind bereits da und verändern das Geschäft der traditionellen Banken.

Die Studie eschien im September und fußte wohl auch uf internen Strategieprozessen der Deutschen Bank. Diese plant jetzt nämlich Bank zusammen mit Microsoft, IBM und HCL ein Innovationszentrum in Berlin, London und Palo Alto, um im Bereich Fintech "vorne mitzuspielen", wie die VDI-Nachrichten zitieren.

Die Finanzwelt hat dann ja wohl den Ruf der Zeit gehört und beeilt sich, nichts zu verpassen. Ob das für ihre Angestellten dann auch gilt, ob ihre Jobs gerettet oder zumindest in die neuen Forschungsabteilungen der Banken verlagert werden, steht nicht in der Studie und ist auch eher zu bezweifeln. Aber wir wollen Optimisten bleiben, wahrscheinlich kennen wir die tollen neuen berufe einfach noch nicht, die uns in Zukunft das nötige Klingeld für die Brtchen verdienen lassen. Die NZZ hat in einem Artikel mit dem schönen Titel "Für diese Berufe sind Sie zu alt" gerade eine Präsentation verlinkt, die die schönsten Berufe der Zukunft präsentiert, die heute noch gar nicht existieren. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Corporate Disorganizer, der Unruhe und Startup-Kultur in behäbige Unternehmen bringt? Oder der Alternative Currency Speculator? Wo wir dann wieder bei der Bankbranche wären...