Donnerstag, 31. Juli 2014

Beziehungsprobleme

Heute erzählt uns die Süddeutsche Zeitung die schöne Sommergeschichte vom Hitchbot, einen kleinen Roboter in Kanada, der gerne per Anhalter quer durchs Land fährt. Eine wesentliche Frage des Projektes ist: Können Roboter Menschen vertrauen? Die Hintergründe werden sehr schön in einem Artikel auf heise online - auch von den Initiatoren - geschildert. Es geht also um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Bisher dachte ich ja als fleißiger Science Fiction Leser, dass eher Menschen Probleme mit Maschinen haben könnten, aber umgekehrt?

In einer Radiovorlesung, die ich kürzlich gehört habe, wurde anschaulich und anspielungsreich das Unbehagen geschildert, dass Menschen angesichts immer menschenähnlicherer Roboter haben. Die konfliktreiche und mitunter tragische Beziehung zwischen Menschen und Maschinen ist nicht neu. Schon das Verhältnis zwischen Nathanael und Orphelia im Sandmann ging nicht gut. Aus Japan stammt die Theorie, dass Roboter, die menschenähnlicher werden, zunächst immer attraktiver erscheinen, aber nur bis zu einem Punkt, wo dieses Verhältnis kippt. Ab einem gewissen Punkt der Menschenähnlichkeit werden die Androiden uns unheimlich - wir befinden uns im sogenannten uncanny valley.

Der Autor des Radiobeitrags führt unser Unbehagen auch auf die perfekte Nachahmung des Menschlichen zurück. Er erinnert an den Turing-Test, in dem die perfekte Nachahmung menschlicher Konversation der Beweis für künstliche Intelligenz sein sollte. Und er führt fort, dass Turing zunächst einen Test vorschlug, der nicht den Unterschied zwischen menschlicher und künstliche Intelligenz betraf, sondern den Unterschied zwischen Männern und Frauen. Es geht also auch um soziale Rollen, um Spiele, in denen der jeweils andere aufs Glatteis geführt wird. Wir kennen dieses Spiel zwischen Menschen und Androiden aus Literatur und Filmen. Wann dürfen wir auch in der Realität mitspielen, wann fährt Hitchbot durch Deutschland?

Montag, 28. Juli 2014

The world in 50 years

Die Welt in 50 Jahren: Wie werden wir leben und arbeiten?  Wird es gerechter zugehen oder ungerechter? Zu diesen und anderen Fragen hat sich die OECD Gedanken gemacht. Ausgehend von der Frage, ob Roboter in Zukunft unsere Arbeit machen, hat die OECD in zwei Blogbeiträgen die positiven wie die negativen Konsequenzen der Roboterisierung skizziert. Insbesondere die Frage, ob sich die Einkommensverteilung wesentlich verändert, ob also die Gesellschaften ungleicher werden, hat die Autoren besonders beschäftigt. Die aktuell heiß diskutierte These zu diesem Thema ist ja, dass insbesondere die Mittelschicht Opfer der Automatisierung werden wird.

Jeremy Bowles vom Bruegel Blog hat gerade mögliche Konsequenzen der Automatisierung auf den europäischen Arbeitsmarkt nachgezeichnet, indem er die Daten eines Papiers aus Oxford auf den europäischen Arbeitsmarkt übertragen hat.

Aber Technik ist nicht der einzige Einflussfaktor auf die Welt in 50 Jahren. Tyler Cowen stellt sich die Frage, ob die Globalisierung vielleicht gerade jetzt ihren Zenit erreicht hat und die Welt der Zukunft sehr viel weniger global sein wird. Auch das mag eine Folge von neuen Technologien sein, wenn zum Beispiel neue Produktionstechnologien die Fertigung vor Ort attraktiver machen.

Ganz heftig wird aus aktuellem Anlass auch die Frage diskutiert, ob die BRICS Staaten ihren Zenit überschritten haben. Wärend Georg Erber von den Oekonomenstimmen der neugegründeten BRICS-Bank keine große Zukunft vorausgesagt, ist Jim O'Neill von Bruegel der genau entgegengesetzten Ansicht.

Insbesondere die Entwicklung Indiens wird zurzeit heftig diskutiert. Durch die Wahl Modis könnte sich ein neuer Entwicklungsphas ergeben. Die Bürokratie müsste abgebaut, der Produktionsstandort Indien gestärkt und eine neue Gründerkultur endfacht werden. Andere Autoren sehen eine Stärkung des Urheberrechts als entscheidend an.

Und wie wird die Fußball Welt in 50 Jahren aussehen? Ob Deutschland wieder Weltmeister wird, lässt sich heute noch nicht sagen. Aber das Roboter eine gute Chance haben, menschliche Mannschaften zu schlagen, das zumindest hält der Economist für nicht ausgeschlossen.

Sonntag, 6. Juli 2014

Android

Es geht um Talking Heads, um sprechende Köpfe, im letzten Artikel der Zeit mit dem schönen Titel "Der digitale Adam": um den Autor der literarischen Grundlage von Blade Runner (siehe auch meinen Blog zu den träumenden Androiden), Phil Dick, als leibhaftiger Androide. Clemens Setz hat in seinem Artikel die Unmöglichkeit beschrieben, dass der Mensch sein Ebenbild in der Maschine schafft. Wir sind nicht nur nicht Papst,wir sind auch nicht Gott. Der digitale Adam wird anders sein als wir, er wird nicht den Turing-Test bestehen, weil er Turing Test für ihn keine Gültigkeit hat. Die künstliche Intelligenz wird nicht der Logik unserer menschlichen Intelligenz gehorchen. Ein Gespräch mit einem Androiden wird nicht einem Gespräch mit einem Menschen gleichen.  Androiden werden ihre eigene Sprache entwickeln, sie werden miteinander reden, nicht unbedingt mit uns.

Der Artikel erschien in der Printausgabe der letzten Zeit und ist daher hier nicht direkt verlinkt, dafür habe ich aber einen Link auf einen Artikel in Perlentaucher gefunden, der den Artikel schön zusammenfasst. Und den sprechenden Androiden kann man am besten hier sehen. Wo wir gerade von Robotern sprechen, Nesta hat kürzlich ein neues Buch veröffentlicht wo es um unsere gemeinsame Zukunft, die Zukunft von Menschen und Robotern geht

Freitag, 4. Juli 2014

Innovationskritik

Eigentlich stehen in diesem Blog ja die spannende Nachrichten über die schöne neue Welt der Innovation. In den letzten 2 Wochen sind mir aber einige sehr spannende Artikel über den Weg gelaufen, die sich ziemlich kritisch mit Innovationen auseinandersetzen.
Besonders gut hat mir ein Artikel gefallen, der in der Zeit vom 26. Juni erschienen und mit dem Titel Teile und verdiene überschrieben ist. Er beschäftigt sich mit der sharing economy und formuliert sieben Thesen: 1. Unternehmen unterlaufen Arbeitsstandards und Rechtsvorschriften, 2. Firmen bereichern sich an dem, was andere anbieten, 3. Es entsteht ein neues Prekariat aus Tagelöhnern, 4. Die Tauschwirtschaft nützt vor allem jenen, die selbst haben und besitzen, 5. Aus idealistischen Ideen werden renditeorientierte Geschäftsmodelle, 6. Vertrauen wird ersetzt durch Kontrolle, 7.  Menschliche Beziehungen werden zur Ware. Anlass des Artikels ist natürlich der Taxifahrer Streik der letzten Wochen. Der Artikel spitzt den Begriff der sharing economy ziemlich zu; bewusst setzt er diesem ein idealistisches Verständnis von sharing economy gegenüber, das fast in Richtung Gutmenschentum und naiver Sozialromantik geht. Aber er bringt doch passend auf den Punkt, dass die schöne neue Welt der digitalen Kommunikation nicht ins Paradies führt und auch an den sozialen Realitäten zunächst wenig ändert. In dieselbe Kerbe schlug übrigens zwei Tage später ein Artikel des  Tagesspiegel, der sich auch mit der selbstlosen und nachhaltigen oder auch nicht so selbstlosen und nachhaltigen Szene rund um die sharing economy beschäftigte. Technik macht uns nicht besser und glücklicher; auch mit Technik müssen wir richtig umgehen. Optimistische Zukunftsvisionen verlieren dies vielleicht manchmal doch aus dem Blick. Dazu passt ganz gut meine nächste Literaturempfehlung.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat im Juni eine Broschüre zur Smart City herausgegeben, in der sehr abgewogen Chancen und Risiken der Smart City beschrieben und vor industriegetriebener Euphorie gewarnt wird. Risiken sind nach Einschätzung des BBSR noch unterbewertet, Partizipation kann auch ausschließend wirken, da nur eine Minderheit tatsächlich aktiv mitwirkt. Auch anderswo haben sich Stadtplaner kritisch mit dem optimistischen Bild der Smart City hat ein anderer gesetzt wieder Blogbeitrag Against the Smart Cities zeigt. Und wer finanziert die tollen Technologielösungen? Natürlich die Crowd. Auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt: crowd washing ist vielleicht der neue Kampfbegriff.