Sonntag, 2. Juni 2013

Globalisierung und Innovation

Diese Woche besuchte der chinesische Ministerpräsidente Li Keqiang Deutschland . Zeitgleich intensivierte sich auf der Streit um Strafzölle auf Solarmodule aus China, da die EU-Kommission eine entsprechende Empfehlung formuliert hat. Die Fronten zu diesem Streit verlaufen quer durch die Branche. Während der deutsche Hersteller Solarworld das Antidumpingverfahren angestoßen hatte, sprechen sich andere Branchenvertreter auch aus Deutschland gegen Strafzölle aus, nicht zuletzt, weil sie mit Vorprodukten und Maschinen weiterhin gut in China verdienen. Europaweit haben sich diese Vertreter zum AFASE (Allianz für Bezahlbare Solarenergie) zusammengeschlossen und argumentieren, dass Strafzölle europaweit  über 240.000 Arbeitsplätze gefährden könnten. Dabei rekurrieren sie explizit auf eine globale Arbeitsteilung, nach der Vorprodukte und Maschinen aus Europa kommen, andernorts zu Solarmodulen werden und dann in Europa wieder zu Anlagen auf den Dächern montiert werden.

Die Diskussion zeigt die Komplexität globaler Wertschöpfungsketten und Abhängigkeiten gut auf. Wo wird die Wertschöpfung eigentlich realisiert, welchen Anteil haben Vorprodukte, Maschinen und Installation? Einige Kommentatoren (hier zum Beispiel die FAZ) kommen zum Schluss, dass auch für den deutschen Arbeitsmarkt preiswerte - auch chinesische - Module wertvoller als die noch in Deutschland angesiedelten Produktionsstätten für Module selbst sind.

Diese Diskussion ist typisch für die globalen Wertschöpfungsketten, in die gerade exportorientierte Länder wie Deutschland besonders stark integriert sind. Und der Vernetzungsaspekt ist auch das Charakteristikum und der Treiber selbst der Globalisierung, nicht mehr vorrangig die preiswerten Transportkosten (siehe auch diesen Blogbeitrag hierzu). Zur Geschichte der Globalisierung hat übrigens die OECD gerade einen schönen Reader zusammengestellt, der die Phasen anhand vieler Beispiele sehr übersichtlich herausarbeitet. Und zum Thema Global Value Chains hat sie auch ein aktuelle Studie fertiggestellt.

Politik mit Schwerpunkt auf gesellschaftlichen Herausforderungen macht das ganze noch komplexer, weil sie  ggf. auf konfligierende Prioritäten setzt. China muss schnell erneuerbare Energien marktfähig machen und ist dabei auf sinkende Preise angewiesen. Ein Handelsblattartikel führt dies beispielhaft aus. Auch Indien braucht z.B. billige Module für Umstieg auf erneuerbare Energien und nutzt die aktuellen Tiefstpreise (siehe zum Beispiel den Hinweis hier). Auch deshalb nennt sich der Verband AFASE trickreich nicht Verband der Vorproduktehersteller für Solarenergie, sondern Allianz für Bezahlbare Solarenergie...

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