Sonntag, 15. September 2013

systems innovation vs. entrepreneurial state

Vor zwei Wochen hat der Economist in seinem Blog Schumpeter über das (bereits vor einiger Zeit verfasste - aber erst jetzt erschienene)  Buch "The Entrepreneurial State" von Mariana Mazzucato berichtet. Zentrale These von Frau Mazzucato ist, dass der Staat eine wichtige Rolle im Innovationssystem spielt, weil er langfristige, grundlagenorientierte Forschung finanziert, die privatwirtschaftlichen Unternehmen zu risikohaft ist. Frau Mazzucato würzt ihr Buch  mit vielen Beispielen wie GPS, der Google-Suchalgorythmus und Sprachtechnologie, die aufgrund staatlicher Forschung entstanden, und erst sehr viel später in privatwirtschaftlich entwickelten Produkten zu erfolgen wurden.

Vor dem Hintergrund der angelsächsischen Auseinandersetzung um die Rolle des Staates allgemein argumentiert das Buch zurecht zugunsten einer wichtigen Funktion staatlicher Intervention im Innovationssystem. Der liberale Economist lässt es sich nicht nehmen, auch auf die weniger erfolgreichen Episoden staatlichen Interventionismus zu verweisen, zum Beispiel auf die vielen vergeblichen Versuche, ein Silicon Valley von oben aus dem Boden zu stampfen, oder auf das "leuchtende Vorbild" eine intervenierenden Staates wie Japan, dass gerade in den letzten Jahren deutlich entzaubert wurde. Gleichwohl konzediert auch der Economist, dass Frau Mazzucato eine wichtige Rolle des Staates angesprochen hat, die insbesondere vor dem Hintergrund angespannter Staatshaushalte nicht in Vergessenheit geraten darf. Nur staatliche Interventionen garantieren eine langfristige Perspektive, die über kurzfristig Gewinnerwartungen hinausgehen. Schon jetzt ist absehbar, dass der Graben zwischen den reicheren, noch weiter in FuE investierenden und den ärmeren, ihre Innovationsausgaben reduzierenden Staaten breiter wird.

Eine ganz andere Rolle des Staates hat NESTA in einem Diskussionspapier vom Januar 2013 angesprochen, dass mit Systems Innovation betitelt ist. Hier geht es um systemische Veränderungsprozesse, die auch von innovationspolitischen Erfolgen - neuen Produkten und Dienstleistungen - beeinflusst sind. Innovationspolitik ist zunehmend nicht allein von technischen Innovationen, sondern von gesellschaftlichen Herausforderungen getrieben, zu deren Bewältigung FuE-Politik beitragen kann. In Deutschland hat die Hightech-Strategie der Bundesregierung diesen Weg verfolgt. Die sogenannten Zukunftsprojekte der Hightech-Strategie sollen dazu dienen, Innovationsprozesse auf solche Themen zu fokussieren, in denen gesellschaftliche Herausforderungen wie der Klimawandel zu bewältigen sind. Der Staat hat in solchen Vorhaben eine eher vermittelnden, moderierende Funktion in systemischen Veränderungsprozessen. Die OECD untersucht die entsprechenden Herausforderungen und ersten Erfahrungen seit 2012 in einem aktuellen Projekt zu "Systems Innovation". Ein erster Bericht ist für die zweite Hälfte 2014 zu erwarten.

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