Montag, 4. November 2013

Technologie, Produktivität und Arbeitsplätze

Die Bundesagentur für Arbeit hat letzte Woche ein neues Prognoseinstrument vorgestellt, mit der sie die Arbeitsmarktentwicklung der nächsten drei Monate abschätzen möchte. Es handelt sich dabei nicht um elaborierte oder abgedrehte Instrumente wie in der Wahlforschung (siehe auch meinen Blogbeitrag vom 6, September), sondern um eine eher schnöde Befragung der regionalen Agenturleiter. Die aktuelle Voraussage progonstiziert eine "Seitwärtsbewegung", mit anderen Worten, alles bleibt ungefähr so wie heute.

Spannender wäre sicher eine etwas langfristigere Voraussage. Angesichts des demographischen Wandels sprechen einige Forscher von  einem drohenden zukünftigen Mangel an Arbeitskräften, dem es jetzt schon vorzubeugen gilt, durch eine forcierte Zuwanderung, durch Qualifizierungsmaßnahmen und durch eine Erschließung der stillen Reserve. Auch eine weitere Steigerung der Produktivität durch weiteren Technologieeinsatz, durch Rationalisierung und Automatisierung könnte uns vor dem wirtschaftlichen Kollaps aufgrund des demographischen Wandels bewahren.

Ganz anders wird zurzeit der Arbeitsmarkteffekt neuer Technologien in den USA diskutiert, die allerdings auch eher aus einer Krisenperspektive auf das Thema schauen. Diverse Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten mahnen hier, dass uns die schöne neue Welt der Technologie langfristig alle Arbeit wegnehmen wird. Selbst die Kopfarbeit wird auf lange Sicht von intelligenten Systemen übernommen werden. Die Diskussion in den USA zusammengefasst und aus innovationsökonomischer Sicht äußerst kritisch kommentiert hat erst im September ITIF, ein innovationspolitischer Think-Tank aus Washington, in einem sehr lesenswerten Beitrag.

Die Diskussion kommt langsam auch in Deutschland an, allerdings mit einem deutlich ausgewogeneren Zungenschlag. Vor zwei Wochen erschien ein Buch von Constanze Kurz und Frank Rieger ("Arbeitsfrei"), in dem sie am Beispiele der Wertschöpfungskette vom Korn zum Brötchen die Folgen der Automatisierung der letzten hundert Jahre skizzieren und einen Blick in die Zukunft wagen (Rezensionen finden sich hier und hier). In dieser Zukunft werden noch mehr Menschen und ihre Arbeit durch Maschinen und Computer ersetzt, andere finden aber auch genau dadurch neue Arbeitsplätze.

Ob unterm Strich und auf lange Sicht das Rennen gegen die Maschinen gewonnen werden kann oder nicht, dafür brauchen wir dann vielleicht doch die Glaskugel statt der Kollegen von der Arbeitsagentur.

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