Samstag, 1. Februar 2014

Innovation und Zuwanderung

Schon vor einiger Zeit veröffentlichte das amerikanische Think-Tank ITIF einen Artikel, der sich mit der positiven Wirkung der Einwanderung auf das amerikanische Innovationssystem beschäftigt. Die Einwanderung bringen nicht nur hochqualifizierte in die USA, sie sorgt auch für eine beständige Aufbruchsdynamik, weil die Zuwanderer sich nicht auf ein gewachsenes soziales Netz verlassen können, sondern Erfolg und sozialen Aufstieg erarbeiten müssen. Die Gründerkultur der USA profitiert von dieser Dynamik nicht unerheblich.
 
Gerade ist ein interessanter Artikel in Foreign Policy zum ambivalenten Verhalten chinesischer Akademiker erschienen, die einerseits die Chance zu Ausbildung und Karrierestart im Ausland (vor allem den USA) suchen, dann aber zurückkehren. Eigentlich gelten die "Sea Turtels" als echte Vorbilder, die Erfolgsgeschichten chinesischer Privatfirmen sind nicht selten eng mit Rückkehrern verbunden. Entgegen der Bemühungen der chinesischen Regierung, mit attraktiven Angeboten chinesische Spitzenforscher zurückzuholen, bereuen allerdings nicht wenige Rückkehrer ihren Entschluss, weil sie die Vorteile ihrer Gastländer (weniger Einfluss persönlicher Beziehungen, saubere Luft, bezahlbare Kinderbetreuung und Wohnung ...) schätzen gelernt haben. Während die USA vom Brain Gain profitieren, sucht China weiterhin ein effektives Mittel gegen den Brain Drain.

Deutschland liegt irgendwo dazwischen. Die aktuelle Zuwanderungswelle aus den Krisenländern Europas wird das deutsche Innovationssystem tendenziell stärken (eine kurze ökonomische Analyse zur "Krisenzuwanderung" findet sich hier, eine eher journalistische Aufbereitung durch das Magazin Clavis des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hier, und Arte hatte schon letzten Sommer eine Webdoku hier). Auch deutsche Auswanderer kommen im Moment verstärkt zurück, worunter Nachbarn wie die Schweiz, die bislang vom deutschen Brain Drain profitiert hatten, auf Dauer leiden könnten. Vor zwei Wochen stellte die Bundesregierung ihren neuesten Migrationsbericht vor und verwies auf den erfreulichen Trend eines verstärkten Fachkräftezuzugs. Die Freude war aber nicht überall ungetrübt, wie ein Artikel der FR zeigt. GAIN wiederum, ein staatlich gefördertes Netzwerk deutscher Wissenschaftler in den USA, versucht mit Vernetzungsaktivitäten und Informationen über die Attraktivität des deutschen Wissenschaftssystems deutschen Forschern eine Rückkehr zu erleichtern.

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