Sonntag, 4. Mai 2014

Verhaltensökonomie und ganzheitliche Innovation

Der Spiegel hat gerade einen schönen Artikel zum Thema Verhaltensökonomie veröffentlicht. Wie schaffe ich (bzw. der Staat) es, die Leute zu einem besseren (vernünftigeren, gesundheits- und umweltbewusteren...) Verhalten zu bringen. Etwas reißerisch schreibt der Spiegel, Unternehmen und Kommunen entwickelten Ideen zur geistigen Umprogrammierung! Die sogenannte Behavioural Economics (also Verhaltensökonomie) untersucht empirisch, wie unser aller Verhalten (als Marktteilnehmer) zu erklären und zu steuern ist. Warum treffen wir nicht immer die obektiv naheliegende, "richtige" Entscheidung? Warum verhalten wir uns unvernünftig, obwohl wir das im Grunde einsehen? Wie können alte, "schlechte" Angewohnheiten geändert werden? Häufig sind es kleine Veränderungen, zum Beispiel die voreingestellte Option bei Entscheidungssituationen, die in der Masse einen positiven Trend bewirken können. Ist Ökostrom der Ausgangstarif und muss ich mich bewusst zum billigeren, aber dreckigeren Alternativtarif entscheiden? Wird Organspende als Opt In oder Opt Out gehandhabt?
Die OECD hat diesem Thema jüngst eine dicke Studie gewidmet, die britische Regierung eine eigene Task Force aufgestellt und einen Ratgeber veröffentlicht. Die Idee ist immer die gleiche: wie bekomme ich eine möglichst effektive Politik, wie erreiche ich mit meinen Maßnahmen möglichst effizient die Bürger und bringe sie dazu, mit mir und der Gesellschaft an einem Strang zu ziehen. Grundidee ist daneben auch, durch Experimente und Ausprobieren sowie durch Messung der Erfolge veränderter Politikansätze systematisch die "beste" Maßnahme zu entwickeln. Der Ansatz atmet also auch viel bon einer Kultur der evidence based policy, einem Politikverständnis, dass stark auf Monitoring und Evaluation setzt.  
Spannend ist der Ansatz der Verhaltensökonomie für die Innovationspolitik vor dem Hintergrund eines veränderten Politikverständnisses, dass neben technology push stark auch auf Verhaltensänderungen beim Bürger setzt, um übergreifende Ziele wie eine neue Mobilität, die Energiewende oder eine nachhaltige Stadt zu erreichen. Aufklärung allein scheint da nicht zu reichen, sanfte Beeinflussung zu gutem Handeln könnte zusätzlich helfen. Wenn das ganze nicht in geistige Umprogrammierung à la Spiegeltitel umschlägt! Aber da hilft wohl nur der öffentliche Diskurs um die richtigen Ziele und die richtigen Mittel.

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