Freitag, 8. Mai 2015

Gründerszene

Donnerstag war ich zum ersten Mal auf dem Kongress Junge IKT in Berlin, für den Kollegen von mir verantwortlich zeichnen. Meine Eindrücke: quirlige Atmosphäre, ein breites Spektrum an Unternehmen von sozial Entrepreneurs oder digitalen Marktplätzen bis hin zu echten Hardware-Techies. Und auch ein paar wirklich interessante Vorträge und Podiumsdiskussionen.

Die Keynote hielt Frank Riemensperger von Accentures, einer großen, auf Technologien spezialisierten Unternehmensberatung. Spannend fand ich seine Ausführungen, wie seine Firma als "Trüffelschwein" nach interessanten Startups sucht und dann großen Unternehmen als Kooperationspartner vermittelt, um deren inkrementelle Innovationskultur auf Trab zu bringen. Bei Accentures nennt sich das dann open Innovation (siehe die Eigendarstellung hier).

Es ist ja eine verbreitete These (und auch schon mal Thema meines Blogs hier gewesen), dass die dicken Tanker der Old Economy den Kontakt zu den jungen, kreativen Gründern brauchen, um sich selbst zu erneuern, und hierfür vermehrt corporate venture nutzen. Sogar die entstehenden Dicktanker der new economy haben Panik, in Routinen zu erstarren und nicht mehr agil genug für den ständigen Wandel zu sein und mühen sich um neue Startups (siehe diesen aktuellen Artikel über Zalando hier).

Interessant dabei die These von Herrn Riemensperger, dass große Familienunternehmen (sein Beispiel: die Firma Otto) mit langfristigen Orientierungen da schneller sind als die Unternehmen mit angestellter Geschäftsführung und sehr kurzen strategischen Horizonten. Vielleicht ist das ja auch ein Erklärungsansatz dafür, dass die deutsche Unternehmenslandschaft in den zurückliegenden jahren weniger Umbrüche erfahren hat als z.B. die durch einen schnellen Unternehmensumsatz gekennzeichnete amerikanische. Und vielleicht ist dann die geringe Quote an schnell wachsenden Startups eher ein Beispiel für erfolgreiches Anpassen der etablierten Unternehmen, die jetzt auch gezielt den Startup-Hype für ihre Überlebensstrategie nutzen...

Als großen Treiber für diese notwendige und durch entsprechende Mittler wie Accentures vielleicht auch beschleunigte Umorientierung machte Herr Riemensperger übrigens die vielbeschworene digitale Revolution aus. Dazu passt sicher, dass Accentures gerade eine Studie veröffentlicht hat, in der viele beschäftigte ihr eigenes Unternehmen als nicht schnell genug bei der digitalen Strategiebildung bewerten.

Und am Nachmittag gab es auf dem Kongress noch eine Diskussion um Inkubatoren und Akzeleratoren, auf der unter anderem die These geäußert wurde, dass diese Aktivitäten doch sowieso eher Feigenblätter seien als echte Faktoren der Veränderung in den großen Unternehmen. Der Vertreter der Akzeleratoren hielt dagegen, dass die kulturelle Wirkung nach innen wesentlich sei, quasi ein Bildungsauftrag der Akzeleratoren-Einheit.

Ein weiteres Thema betraf Frauen und Crowdfunding. Die These hier war, dass weibliche Gründerinnen mit dem Finanzierungsinstrument besser umgehen müssten, weil ihnen die soziale Ansprache als Erfolfsfaktor der Crowdfinanzierung eher liegen sollte. Zahlen dazu wären sicher interessant, ob der Frauenanteil zum Beispiel höher ist als bei anderen Finanzierungsformen, ich kenne dazu aber bislang keine Quelle.

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