Dienstag, 9. Mai 2017

Die europäische Innovations-Spaltung

Heute, am 9. Mai ist Europatag. Nach dem aufreibenden, emotionalen Kampf um Europa in den letzten Wochen geht dieser Gedenktag heute ein wenig unter. Gerade erst gab beruhigende Nachrichten aus der Politik, z.B. die proeuropäisch verlaufenen Wahlen in Frankreich. Mit Macron scheint Europa ja gewonnen zu haben. Vorher haben die Niederländer brav europäische gewählt, und davor die Österreicher sich für den richtigen Präsidenten entschieden.

Ausgerechnet heute bin ich über eine Meldung gestoßen, die von einem informellen Treffen der Wissenschaftsminister auf Malta in der vergangenen Woche berichtet. Darin wurde unter anderem das Thema der Divergenz in der Forschungs- und Innovationspolitik diskutiert. Die Maltesische Präsidentschaft hat das Thema für die Öffentlichkeit aber nur sehr kurz aufbereitet, auch von den Ergebnissen des Treffens wurde nicht viel bekannt. Tatsächlich klafft nicht nur die Wirtschaftsleistung der noch 28 Mitgliedstaaten gehörig auseinander, nein, auch die Innovationskraft und Forschungsexzellenz ist sehr ungleich verteilt.

Bereits vor einem guten Jahr hatte Reinhilde Veugelers vom Think Tank bruegel über die größer werdenden Abstände zwischen den Mitgliedstaaten berichtet. In einer Präsentation vom November 29016 zeigt Fr. Veugelers noch mehr Zahlen und belegt, dass die Heterogenität nicht wirklich abnimmt, und zwar in den unterschiedlichsten Dimensionen.

Letzten Oktober kam diese Studie zu dem Schluss, dass sich Nord- und Südeuropa in Hinblick auf Forschung und Entwicklung weiter auseinander entwickeln, während Ost und West zusammenwachsen.

Und das ist insofern bedenklich, als wirtschaftliche Entwicklung, Wohlstand und Zufriedenheit eng mit Innovationsfähigkeit verknüpft sind. Wenn Unternehmen nicht mehr innovativ sind, sind sie auf Dauer nicht zukunftsfähig, und damit verlieren auch die Menschen ihre Perspektive.

Eigentlich sollte ja die Europäische Union mit ihren Forschungsförderprogrammen, mit Horizon 2020, aber auch mit der Regional- und Strukturförderung, mit dem Prinzip der smart specialization ausgleichend wirken und den schwächeren Mitgliedstaaten helfen, zu den Innovationsführer aufzuschließen. Nun ja, das scheint im Moment nicht wirklich zu funktionieren. Und insofern ist es nur folgerichtig, dass sich die Forschungsminister hier über eine Strategie unterhalten.

Wie ehrlich man sich dort auf Malta in die Augen geschaut hat, weiß ich allerdings nicht, denn wie gesagt, über Ergebnisse wurde nicht wirklich etwas berichtet. Und so manches Mal neigen die Europäer auch dazu, sich das Leben schöner zu reden. Der Innovationsanzeiger der EU (European Innovation Scoreboard) sieht übrigens in seiner letzten Ausgabe vom Sommer 2016 eher einen Konvergenztrend, allerdings auf niedrigem Niveau.

Na dann ist doch alles gut, oder?

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