Samstag, 12. Dezember 2015

Startups und Großkonzerne

Anfang Dezember stellte der Stifterverband wie jedes Jahr die neuesten F&E Zahlen für Deutschland vor. Demnach nähert sich Deutschland mit 2,87 Prozent weiter seinem drei Prozent Ziel an. Die Welt scheint in Ordnung. Noch. Allerdings macht der Stifterverband auch deutlich, dass ein Großteil der privaten F&E Investitionen auf das Konto der großen Konzerne geht. Und die sind aktuell mitten in einem Umbau, von dem man nicht weiß, wie er sich zum Beispiel schon nächstes Jahr auf die Statistik auswirken wird.

Beispiel VW: Hier gab es diese Woche eine Pressekonferenz, wie der Konzern auf den Abgaskanal reagieren und seine Strukturen umbauen möchte. Zwar wiegelt die Konzernspitze ab. Die drohenden Kosten zur Bewältigung des Skandals sind scheinbar geringer, als zunächst gedacht. Aber das wahre Ausmaß der finanziellen Belastungen ist aufgrund der anstehenden Klagen in den USA noch nicht wirklich abzusehen. Und damit auch nicht, ob der Konzern mehr finanzielle Ressourcen aus der Forschung in solche Zahlungen umwidmen muss als heute schon absehbar. Und das könnte sich tatsächlich in der Statistik niederschlagen. Jedes Jahr aufs Neue zeigt die Kommission in ihrem European Industrial R&D Scoreboard, das VW mit Abstand der größte Investor in Forschung und Entwicklung und das weltweit, andere Quellen wie PwC bestätigen das. Aber vielleicht steigert das Unternehmen ja auch seine Forschungsaufwendungen, zum Beispiel im Bereich Elektromobilität, die erst kürzlich verkündet. Und das wäre möglicherweise auch dringend, da ganz aktuell eher die Meldungen über chinesische Erfolge bei der Elektromobilität durch den Blätterwald rauschen als deutsche. Hierzulande scheinen die Verkaufszahlen sogar noch zurückzugehen.

Ein anderer zentraler Spieler ist Siemens. Der neue Unternehmenschef hat gerade erst ziemlich vollmundig verkündet, dass Siemens in Zukunft mehr in Forschung und Entwicklung investieren wird als bislang. Außerdem möchte Siemens die kreative Kraft seiner eigenen Mitarbeiter neu nutzen, indem so etwas wie interne Start-ups besser gefördert werden. Das ist jetzt kein neues Konzept, auch für Siemens nicht, aber es zeigt, wie man sich dort Sorgen macht, als Großkonzern die rasanten Technologieentwicklungen zu verschlafen. Außerdem soll, wie das aktuelle Magazin von Siemens pictures of the future zeigt, noch stärker mit anderen Start-ups zusammen gearbeitet werden.

Das zeigt sich in letzten Jahren sowieso immer stärker als drin, dass Großkonzerne zum Beispiel über corporate venture den Kontakt zu jungen Unternehmen suchen. Auch wenn diese Zusammenarbeit nicht immer von Erfolg gekrönt ist, wie diese Meldung zeigt.

P.S. Kleiner Nachschlag: jetzt machen sich die Konkurrenten von VW noch einen Spaß drauf und fordern den Konzern auf, statt teuer umzurüsten doch gleich in Elektromobilität zu investieren ...

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