Donnerstag, 13. November 2014

noch einmal the entrepreneurial state

Eigentlich wollte ich mich ja nicht beständig nur Modethemen widmen, aber heute muss ich doch noch einmal auf Mariana Mazzucato zurückkommen, die ich schon in meinem letzten Blogbeitrag thematisiert hatte. Gerade ist ein wirklich lesenswerter Artikle von Stian Westlake bei Nesta erschienen, der sich sehr lobend, aber vor allem deutlich kritisch mit Mazzucatos neuem Buch vom Entrepreneurial State auseinandersetzt. Auch in Deutschland wächst die Aufmerksamkweit für Mazzucato und ihre These. Über den Artikel im Manager Magazin und ihren Auftritt letzte Woche auf der Falling Walls Konferenz hatte ich berichtet, ARTE bringt am Samstag eine Diskussionssendung mit ihr, auch die Wirtschaftswoche portraitiert sie und ihr neues Buch in einem Artikel.

Doch zurück zum Nesta-Artikel. Der bejaht mit Nachdruck Mazzucatos Ausgangsthese, dass der Staat sich nicht aus der Innovationspolitik zurückziehen darf, sondern gerade durch seine Aktive Rolle bei der Förderung von Grundlagenforschung die wesentliche Voraussetzung für marktfähige Produkt schafft. Der Staat geht eher langfristige Risiken ein als private Investoren, und jede Forschung ist mit erheblichen Risiken verbunden. Drei Punkte stoßen Westlake allerdings gehörig auf.

Erstens sieht er Mazzucatos Definition von Innovation als viel zu eng an. Auch die Integration von Technologien in einem neuen, marktfähigen Produkt (also das E in FuE) ist eine innovative Leistung. Apple hat mit seinem iPhone geschafft, was andere Firmen zuvor nicht konnten, obwohl die grundlegende Forschung zu den technologischen Komponenten bereits lange abgeschlossen war. Und Firmen investieren einen Haufen Geld in diese Entwicklung, die auch nicht immer von Erfolg gekrönt ist und daher immer wieder sehr risikohaft für die Firmen ist. Letztlich zielt der Vorwurf von Mazzucato einer mangelnden Risikobereitschaft also eher auf das sogenannte Risikokapital als auf Technologieunternehmen. Im aktuellen Brand Eins (Schwerpunktthema Scheitern)  ist übrigens ein schöner Artikel zu Googles vielen fehlgeschlagenen Risikoinvestitionen in neue Technologien.

Zweitens sieht er auch den "Profit" staatlicher Investitionen weniger kümmerlich an als Mazzucato. Die Kunden der Produkte profitieren bei manchen Produkten erheblich, und damit indirekt auch wieder die Volkswirtschaft und der Staat. Er zitiert z.B: eine Studie, nachdem die frei verfügbare Google Suche pro Person und Jahr einen Wert von 500 hat.Unternehmenssteuern sind im übrigen (auch wenn einige multinationalen KOnzerne geschickt Steuern umgehen - und darauf zeilt Mazzucatos Argument insbesondere) eine wesentliche Einnahmequelle des Staates.

Ganz und gar unzufrieden ist er schließlich mit den Politikempfehlungen Mazzucatos, vor allem dem Vorschlag dass der Staat sich an Unternehmen beteiligen sollte. Das von Mazzucato angeführte israelische Beispiel Yosma sehe explizit vor, dass sich private Eigner von der staatlichen Beteiligung freikaufen könnten. Damit fließe keineswegs der erhebliche Gewinn ursprünglich staatlich finanzierter Forschung in größerem Maße wieder in die Staatskassen zurück. Auch andere Mechanismen eines Rückflusses der staatlich "investierten" Forschungsmittel hält Westlake für unausgegoren und kontraproduktiv. Am Ende darf der Staat nicht innovative Firmen gegenüber den nichtinnovativen bestrafen.

Am Schluss bringt Westlake eine Riehe von Beispielen, wo der Staat (z.B. auch die vielgelobte DARPA) vergeblich versucht hat, technologische Durchbrüche herbeizufinanzieren. Das allerdings wiederspricht meiner Meinung nach nicht Mazzucatos Grundidee. Es geht ja um Risiko, und damit auch um die Möglichkeit des Scheiterns. 


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