Freitag, 9. Dezember 2016

Magischer Digitalismus und Donald Trump

Hat schon mal jemand den Begriff "magischer Digitalismus" gehört? Ich bin erst kürzlich zum ersten Mal darüber gestolpert, und zwar in einem sehr lesenswerten Beitrag der Spiegel-Kolumne von Sascha Lobo. Es geht dabei um eine aufgeregte Diskussion in deutschen Medien rund um einen Beitrag des Schweizer Magazins, in dem die Praktiken einer datenbasierten Beratungseinrichtung im amerikanischen Wahlkampf debattiert wurde.

Viele hatten sich ja in der Zwischenzeit kritisch dazu geäußert, darunter "Gründerzeit" als Sprachrohr der Gründerszene. Die Plattform Carta meint in einem Beitrag, einen datengetrieben Mikro-Wahlkampf hätte es doch schon lange gegeben. In einem anderen Beitrag stellt sie die Wirksamkeit selbst in Frage bzw. fragt hier, was Psychologen wohl zu den angeblichen Persönlichkeits-Analysetechniken sagen. Die Seite "Netzpolitik" hat vorsorglich schon mal die deutschen Parteien befragt, ob sie vorhaben, ein solches "Wähler-Targeting" einzusetzen. Die Zeit hat sich dazu geäußert, der Spiegel und so weiter.

Sascha Lobo nun meinte, dass hinter der aufgeregten Diskussionen mal wieder ein Unverständnis digitaler Technologien stecke. Diesen würden erneut geradezu magische Fähigkeiten zugeschrieben, was die Durchleuchtung jedes einzelnen angehe genauso wie die Möglichkeiten der Manipulation.

Tatsächlich scheint die deutsche Bevölkerung ein wenig verunsichert zu sein ob der Möglichkeiten, die digitale Technologien bei der Beeinflussung, Verfälschung und Verdrehung von Tatsachen wie auch der Provokation von hasserfüllten Diskussionen bieten.

Schon länger gährt in Deutschland z.B. die Debatte um Filterblasen und Echokammern, in denen der arme Leser soziale Medien gefangen ist und nur noch das mitbekommt, was er sowieso schon weiß und immer dachte. Die Wissenschaft ist zwar mehr als unsicher ob es diese Filterblasen im beschriebenen Ausmaße tatsächlich gibt. Zumindest scheint der Effekt nicht unbedingt etwas mit Technologie zu tun haben, sondern eher in der Natur des Menschen begründet zu sein, und vermutlich dürften Filterblasen im deutschen Kontext, in dem sich die Menschen (noch) etwas anders informieren als in den USA, noch weniger wirksam sein.

Im deutschen Kontext spielte dann auch das Thema Social Bots eine Rolle, das nach einer Meldung über den drohenden Einsatz durch die AfD schnell in den politischen Diskurs aufgenommen wurde.  

Ein Thema, was in diesem Zusammenhang bislang nicht angesprochen wurde, betrifft den Einfluss von außen mit illegal erworbenen Informationen. Im amerikanischen Wahlkampf hatte es ja lange Zeit die Sorge vor massiven Störungen durch Russland gegeben. Und tatsächlich tauchten reihenweise Informationen auf, die nur durch Hacker-Angriffe besorgt werden konnten. Sie betrafen immer Hillary Clinton, und der Verdacht wurde in mehreren Artikeln gelehrt, dass dahinter der russische Geheimdienst stecke. War das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und Hillary den Sieg kostete? Ist vielleicht auch der deutsche Bundestagswahlkampf bedroht?

Hysterie und echte Herausforderung scheinen eng beieinander zu liegen.

P.S. kurz nachdem ich diesen Blog veröffentlicht habe, ist gerade das Thema der russischen Einflussnahme omnipräsent in der deutschen Medien Berichterstattung. Und auch die Diskussionen um Cambridge Analytics und andere Möglichkeiten der Manipulation sind weiterhin breit diskutiert, wie zum Beispiel dieser lesenswerte Artikel zeigt, drr einige Annahmen über Gerüchte im digitalen Zeitalter in Fragen stellt.

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