Sonntag, 6. März 2016

digitale Produktivität

Beim Thema digitale Revolution ist zurzeit ein interessantes Paradox in der Diskussion zu beobachten. Einerseits wird mit der Digitalisierung aller Wirtschaft und Gesellschaft Bereiche große Hoffnung verbunden. Wachstumsszenario gibt es aktuell für ganz Deutschland oder zum Beispiel auch für Berlin.
Andererseits wird in den Wirtschaftswissenschaften schon länger das Paradox beobachtet, dass sich die Wachstumseffekte der Digitalisierung in den amtlichen Statistiken nur schwer ablesen lassen. Dies hat zu einigen Vermutung darüber geführt, ob entweder die Digitalisierung doch kein so wichtiger Wachstumstreiber ist wie zunächst gedacht, oder ob es einfach ein wenig länger dauert bis die Effekte auch in der ganzen Wirtschaft sichtbar werden.
Aktuelle Artikel bringen noch einen dritten Aspekt in die Debatte ein. Möglicherweise sind Wachstumseffekte der digitalen Wirtschaft mit den klassischen Instrumenten der volkswirtschaftlichen Rechnung gar nicht so leicht zu messen. Möglicherweise entstehen Güter, die nicht in Euro und Cent übersetzt werden können und nicht in die Berechnung mit einfließen. Dies war wohl auch ein Thema, das auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos diskutiert wurde. Vielleicht hat das Bruttoinlandsproduktes als zentrale Maßzahl ja auch ausgedient.
Ein bisschen bleibt natürlich trotzdem der Eindruck, wir rechnen uns das Leben schön, wenn uns die Daten nicht gefallen. Macht uns die schöne neue digitale Welt nicht reicher, sind wir einfach zu undankbar und messen dem unbegrenzten Zugang zum Wissen der Welt nicht den nötigen Mehrwert bei. Hat nicht jede erfolgreiche Google Anfrage irgendwie doch auch ihren eigenen Wert? Müsste man nicht jedes gratis YouTube Video auch als Geschenk sehen?
Für Deutschland gilt sicher auch, dass die digitale Transformation noch nicht wirklich überall angekommen ist. In diesem Sinne sagt auch die Expertenkommission für Forschung und Innovation, die in der letzten Woche ihr neues Jahresgutachten vorgestellt hat, dass die Umsetzung der digitale Agenda noch zu zögerlich erfolgt.
Und jenseits der Frage, ob die gesamten Volkswirtschaft in nennenswertem Maße von der Digitalisierung profitieren, ist die Frage der Verteilung dieser digitalen Dividende auch noch nicht geklärt. Führt die Digitalisierung zu einem größeren Ungleichheit, wirkt sich dies möglicherweise auch regional aus?
In diesem Sinne sind die Wachstumsszenarien für Berlin, das sich als digitale Start-Up-Metropole Deutschland sieht, vielleicht dann doch nicht so unrealistisch.

P.S. hier kam aktuell noch ein Blogbeitrag von Tyler Cowen rein derauch ziemlich skeptisch hinsichtlich einer reinen Rechenproblematik ist...

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