Sonntag, 6. März 2016

digitale Philantrophen

Ich hatte bereits in einem früheren Blogbeitrag über den amerikanischen Wahlkampf und das Verhältnis der Kandidaten zur neuen Technologie-Geldaristokratie berichtet. Während die alte Plutokratie der USA noch recht unverblümt eigene Kandidaten protegiert und damit das politische System direkt beeinflussen möchte (siehe hier einen Hintergrund des Deutschlandfunk), sind die neuen "Techno-Aristokraten" aus Silicon Valley etc. weniger direkt politisch aktiv. Ihr Instrument der Einflussnahme sind Stiftungen, die global Krankheiten bekämpfen oder den Klimawandel eindämmen wollen. Dieser Beitrag von Boston Consulting zeigt schön, wie anders die neuen Philanthropen vorgehen, im Vergleich zu den Milliardären und Spendern des 20 Jahrhunderts. Sie sind radikaler, sie operieren mit den Steuerungsinstrumenten von Startups, sie messen den Erfolg und richten ihre Strategie danach aus.  sie verschieben aber auch das Kräftegleichgewicht, global relevante Entscheidungen und Einflussnahmen werden nicht mehr von demokratisch legitimierten Institutionen getroffen, sondern von privaten Interessen beeinflusst. Und ob die neuen Stiftungen tatsächlich erfolgreicher sind, wird erst die Zeit zeigen.

An anderer Stelle versuchen die digitalen Philantrophen, durch neue Wissenschaftspreise Einfluss zu nehmen und natürlich ihren eigenen Glanz noch heller strahlen zu lassen. Dieser Artikel des New Yorker zeigt schön, wie die Preisstifter dabei scheitern können.

Bei einigen Studien zum Innovationssystem, die zur Zeit in den USA erscheinen, habe ich auch den Verdacht, dass sie zumindest beeinflusst sind durch die Themen des Wahlkampfs. Dies gilt zum Beispiel für diese Studie von ITIF, die demografische Indikatoren des amerikanischen Innovationssystems untersucht und zeigt, wie stark Einwanderer für seine Stärken verantwortlich sind. Angesichts einer Diskussion um Schließung der Grenzen und "America first" sicher ein Teil der Wahlkampfdebatte.

Parallel zum amerikanischen Vorwahlkampf tagt auf der anderen Seite des Globus im Moment übrigens auch der chinesische Nationale Volkskongress. Trotz der Diktatur der Partei hat sich in China so etwas wie ein Kapitalismus entwickelt, der ebenfalls zu großem Reichtum einiger weniger Technologieunternehmer geführt hat. Und auch diese Unternehmer versuchen, Einfluss auf die Politik zu nehmen, so schreibt zumindest dieser Artikel in der digitalen Zeit. Anzunehmen ist allerdings, dass der Einfluss der Politik auf die Unternehmen in China deutlich größer ist als in die andere Richtung, wie wäre es für die USA vermuten können.

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