Samstag, 30. April 2016

Auf die Perspektive kommt es an

Heute Nacht ist nicht nur Walpurgisnacht, nein, in Berlin beginnt ein neues Zeitalter.  Ab 1. Mai ist es in Berlin verboten,  kommerziell Ferienwohnungen über Airbnb anzubieten, oder zumindest ist es deutlich eingeschränkt.  Grund dafür ist die Sorge des Berliner Senats, dass zunehmend Wohnraum aus dem Markt für normale Mieter genommen wird und nur noch Touristen zur Verfügung steht.
Die Zeit stellt besonders die Strategie des Senats heraus, die Nachbarn zur Unterstützung bei der Umsetzung einzuladen. Der Artikel geht soweit, das potenzielle Denunziantentum mit der DDR zu vergleichen, bleibt aber insgesamt eher verständig. Die Welt brachte bereits vor einem Jahr einen Beitrag zu Paris, nachdem nach der Gentryfizierung nun die Touristifizierung droht. Aktuell hat die Zeit in ihrer Printausgabe einen Artikel zu London, in dem die amerikanische Soziologin Saskia Sassen durch die Stadt wandelt und die Zerstörung  (hier allerdings durch die globalen Investitionen der durch die Finanzkrise auf der Suche nach neuen Investitionen befindlichen Reichen weltweit ) einer bunten und vielfältigen Stadt klagt. Man kann das natürlich auch etwas neutraler sehen. Gerade hat sich auch das ZEW in einem Working Paper dem Thema Sharing Economy angenommen. Dies wird nach allen Regeln der ökonomischen Kunst auseinander genommen. Unterm Strich finden die Autoren, dass mit ein wenig Regulierung der Mehrwert der neuen Techniken durchaus gehoben werden könnte. Insgesamt aber scheint der Zeitgeist der Sharing Economy im Moment allerdings eher ins Gesicht zu blasen, wie zum Beispiel diese Kritik zu einem neuen Buch über die Sharing Economy zeigt .

Eine andere Alltagserfahrung der digitalen Revolution betrifft sozusagen den digitalen Wiedergänger des alten Mixtape. Ich habe vor kurzem zwei ganz unterschiedliche Beiträge dazu gelesen. Der eine kommt aus der Süddeutschen Zeitung, die seit ein paar Monaten eine schöne Serie zum Thema Digitales hat. Hier äußert sich der Autor ziemlich fasziniert von seinem wöchentlichen Mix-Vorschlag, die in ihm Spotify macht. Der Lernalgorithmus der Maschine scheint nach seiner Sicht tatsächlich dazu zu führen, dass Spotify ihn besser kennt, als er selbst. Die Vorschläge an neuen Musikstücken treffen erschreckend oft ins Schwarze. Dieser Autor des Blogs fivethirtyeight ist da allerdings anderer Ansicht. Er versteht Musik hören als kreativen Akt und will sich das nicht durch einen Algorithmus vorkauen lassen. Ist mir ein wenig zu affektiert, aber es kommt halt auf die Perspektive an ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen